„Überraschungseier für Erwachsene“In Brühl gibt es Kunst aus dem Zigarettenautomat
Brühl – Für ein paar Euro eben mal ein Kunstwerk im Zigarettenschachtel-Format ziehen – von nun an ist das gleich an zwei Orten in der Schlossstadt möglich. Gaby Zimmermann, die Vorsitzende des Kunstvereins, hat die beiden Kunstautomaten mit begeisterten Unterstützern nach Brühl geholt. „Als ich vor einem Jahr ein kleines Päckchen aus einem solchen Apparat in Köln zog, war ich sofort Feuer und Flamme und habe mir gedacht, das müsste es auch in meiner Heimatstadt geben“, erzählte sie.
Mit dieser Idee begann sie zu recherchieren, nahm Kontakt mit der Agentur „kunsttick“ in Potsdam auf, die das Projekt 2001 ins Leben gerufen hat. Mit beteiligt ist der Automatenfachmann Andreas Petzkewerden, der alte Zigaretten-, Kondom- oder Kaugummikästen erneuert und zu Kunstautomaten umfunktioniert. Diese spucken dann Überraschungen in Form von kleinen Bildern, Grafiken, Fotografien, Collagen, Skulpturen oder Schmuck aus vielfältigen Materialien aus.
Rund 200 Kunstschaffende aus der ganzen Republik haben dafür Originale gefertigt. Denn sie werden immer beliebter die vielfältigen Kunstbotschaften, die auf dem Weg zur Freundin als Liebesgruß, zum Geburtstag oder zu Weihnachten als Geschenk, zum Treffen als Mitbringsel oder einfach als Sammelobjekt für sich funktionieren.
Von den Automaten, die auch von außen kunstvoll gestaltet werden, „hängen inzwischen rund 250 in Deutschland von Nord bis Süd“, berichtete Petzke, der am Montag extra von dem sachsen-anhaltinischen Oschersleben losgefahren war, um in Brühl die ersten beiden Exemplare im Rhein-Erft-Kreis zu installieren. Und zwar am Eingang des Brühler Kunstvereins an der Alten Schlosserei im Marienhospital und in der Passage der Kreissparkasse nahe der Fußgängerzone.
So waren Andreas Heuser, Geschäftsführer des Marienhospitals, und Stephan Grathwohl, Filialleiter der Kreissparkasse, von der Aktion sofort angetan und unterstützten sie. Sie gehörten auch zu den ersten, die sich gern ein Päckchen zogen.
Das Prinzip ist einfach: Man steckt vier Euro in den Münzschlitz, zieht kräftig an der Ausgabetaste und erhält dann eine blau-weiße Schachtel in den Maßen von acht mal fünf mal zwei Zentimetern. So bekommt der Käufer einen preiswerten Zugang zur breitgefächerten Kunst hierzulande. Von dem Erlös geht jeweils ein Euro pro Kunstwerk an die Gestalter, der Rest wird für Wartung, Befüllung und Versicherung genutzt.
Mit Freude hatte auch Karin Friedrich gleich ihr Päckchen aufgerissen. Auf dem Bild präsentierte sich ihr ein staatlicher Hahn von der Kasseler Malerin Anne Li Schröder.
In jedem gezogenen Werk gibt ein Beipackzettel einen Einblick in das Leben und Werk des Gestalters. Zu lesen ist ebenso dieser Warnhinweis: „Die Kunst kann verwirren, erhellen, aufregen und süchtig machen! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie sich selbst.“
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Für Gaby Zimmermann sind die Schachteln „wie Überraschungseier für Erwachsene, die plötzlich das Sammelfieber packt“. Und demnächst sollen Werke von Brühler Mitgliedern des Kunstvereins in den Automaten kommen.