Es war die Live-Attraktion Europas. Doch direkt zu Beginn wurde der Star der Show schwer verletzt. Der Zauberkünstler im Interview.
Freizeitpark-GeschichteEuropas größte Zauber-Show im Phantasialand startete mit schwerem Unfall
Die Zauber-Show von Lee Pee Ville war eine der größten Attraktionen im Phantasialand. Über zwölf Jahre hinweg pilgerten Tausende Besucherinnen und Besucher in den Freizeitpark in Brühl, um die einzigartigen Tricks und Illusionen, aber auch die Tiger und die aufwendigen Tanzeinlagen sehen zu können.
Was bislang jedoch noch nicht bekannt war, der spektakuläre Act startete 1984 mit einem Unfall, bei dem der Star der Show schwer verletzt wurde, erinnert sich Leif Hansen aka Lee Pee Ville im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Lee Pee Ville über seine Zauber-Show im Phantasialand: „Das größte Geschenk“
Die „Magic-Supershow Las Vegas“ im Wintergarten des Phantasialand war im Vorfeld akribisch vorbereitet worden. Der Illusionist Leif Hansen hatte sich unter dem Künstlernamen Lee Pee Ville aus Kopenhagen damals schon einen Namen als Zauberkünstler und Illusionist gemacht, war in einigen Freizeitparks aufgetreten und mit mehreren Zirkussen durch die Lande gezogen.
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Das Engagement im Phantasialand sei für ihn aber wie ein Sechser im Lotto gewesen. „Es war wirklich das größte Geschenk, das ein Zauberkünstler bekommen konnte“, erklärt der heute 78-Jährige bei einem Besuch in seiner Wohnung in Brühl.
Freizeitpark-Gründer Richard Schmidt sei damals an ihn herangetreten und habe ihm offenbart, dass er gerne eine feste Show-Nummer mit ihm machen wolle, so Leif Hansen. „Dann haben wir angefangen, Illusionen einzukaufen und überlegt, was möglich wäre.“
Phantasialand betrieb riesigen Aufwand und Kosten für Zauber-Show
Und möglich war viel unter dem damaligen Doppelgespann im Phantasialand: Richard Schmidt, dem kreativen Genie, und Gottlieb Löffelhardt, dem knallharten Geschäftsmann. Und die Zauber-Show von Lee Pee Ville war nicht nur die bis heute größte Europas, sie war auch teuer.
„Der Löffelhardt, der hat schon immer ein bisschen geguckt, weil der für die Finanzen zuständig war“, lacht Leif Hansen in Erinnerung an die Anfangszeit damals. „Die Illusionen, die Kostüme für die Tanzgruppe, das hat alles gekostet. Der Schmidt wollte ja immer alles perfekt haben. Die besten Tricks, eigens dressierte Tiger, die Kostüme wurden von einer Schneiderin entworfen und maßgeschneidert angefertigt. Und der Löffelhardt musste das dann immer alles bezahlen. Aber er hat es geschafft!“
Zauber-Show im Phantasialand bis heute einmalig
Insgesamt waren es 18 Tänzerinnen, der Zauberkünstler Lee Pee Ville und seine zwei Assistentinnen, die über Jahre hinweg vier Vorstellungen pro Tag auf die Beine stellten. Ein eingeschweißtes Team.
In Europa war das völlig neu. Klar, es gab Siegfried und Roy und ihre einmalige Show, David Copperfield, aber das war Las Vegas, nicht Brühl. Und die Kombination aus Tanz und Zauberei ist bis heute einzigartig. Das war ein Neudenken des Phantasialand.
Leif Hansen: So teuer war jede einzelne Illusion im Phantasialand
Die Illusionen konnte man kaufen. Als normaler Zauberkünstler ist man an die nur nicht einfach so herangekommen. Für jeden Trick brauchte man eine Freigabe des Urhebers, dass man die kaufen durfte, eine Art Vermittlungsgebühr. Jeder Trick, den man in der Show sehen konnte, war teuer, 20.000 Dollar Minimum.
Die Magic-Show wurde unter anderem vom ZDF ausgezeichnet. Hier ist die Show bei einem Fernseh-Mitschnitt auf Youtube zu sehen:
Als Leif Hansen sein Engagement beim Phantasialand antrat, sei das gewesen wie ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. „Schmidt hat geträumt und der Löffelhardt hat dann die finanzielle Umsetzung erledigt. Für uns Künstler war das ein Gefühl, dass alles möglich ist.“
Lee Pee Ville über seinen schweren Unfall im Phantasialand
Wohl eine der spektakulärsten Illusionen der Show war die, bei der Lee Pee Ville plötzlich von der Bühne verschwindet und dann mit einer Seilbahn über die Köpfe der Zuschauer hinweg zurück auf die Bühne geschwebt ist. Doch am ersten Tag nach Eröffnung ist es dabei zu einem schweren Unfall gekommen.
„Die Seilbahn ist plötzlich steckengeblieben und ich hing da über den Köpfen des Publikums und es ging nicht weiter“, berichtet Leif Hansen exklusiv dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich hatte schließlich keine andere Wahl und habe mich losgelassen.“
Phantasialand-Gründer Schmidt fuhr Lee Pee Ville persönlich zu Ärzten
Ein Zwischenfall mit fatalen Folgen, denn bei dem Sprung hat sich Hansen das Bein kaputtgemacht. Komplizierter Bruch. Phantasialand-Chef Richard Schmidt habe ihn zu allen möglichen Ärzten gefahren, um das Bein wieder hinzukriegen. Sogar zum Akkupunkteur musste er gehen.
„Die Vorstellung musste übrigens nicht abgebrochen werden, die habe ich noch durchgezogen, mit dem gebrochenen Bein“, erzählt Hansen. Der Trick war zum Glück ganz am Ende. Doch auch die Shows an den nächsten Tagen habe er gearbeitet. „Ich bin einfach mit Gipsbein aufgetreten. Es ging ja nicht anders, die Show war gerade erst angelaufen, da konnte ich nicht ausfallen.“
Und danach ist dann auch immer alles gutgegangen, zum Glück. Die Show im Wintergarten des Phantasialand wurde sogar so erfolgreich, dass sich vor den Vorstellungen regelmäßig lange Staus auf den Zufahrtsstraßen am Freizeitpark in Brühl bildeten. Und wer nicht früh genug eine der 1000 Eintrittskarte ergattern konnte, der hat keinen Platz mehr bekommen.