Schon seit Ende Mai hat das Phantasialand, unter Einschränkungen, wieder geöffnet.
Die anfänglich streng beachteten Vorschriften werden unter Besuchern mittlerweile nicht mehr ganz so ernst genommen.
Wir haben uns im Freizeitpark umgesehen und versucht, die Corona-Regeln einzuhalten.
Brühl – „Bitte die Maske aufsetzen und auch über die Nase ziehen!“ Freundlich, aber bestimmt weist die Mitarbeiterin den Jungen, der in der Besucherschlange geduldig auf seine Fahrt im Wellenflug-Kettenkarussell wartet, auf die in Corona-Zeiten auch im Phantasialand geltenden Schutzregeln hin. Die Szene hatte zumindest bei unserem Besuch am Samstagnachmittag aber eher Seltenheitswert. Schon seit Ende Mai ist der Freizeitpark wieder mit Einschränkungen geöffnet, und anscheinend hat nach anfänglich relativ strengem Beachten der Vorschriften inzwischen eine gewisse Lässigkeit Einzug gehalten – vor allem bei den Besucherinnen und Besuchern.
Der erste Eindruck ist schon ein wenig erschreckend: Wer am Chinatown-Haupteingang ins kunterbunte Zauberland eintaucht, findet sich an diesem sonnigen Nachmittag zunächst unversehens in einer Menschentraube wieder. Dicht an dicht schieben sich die Besucher durch die chinesische Flaniermeile. Selbst wenn man es wollte, könnte man den Sicherheitsabstand von 1,50 Metern hier kaum einhalten. Dann wenigstens die Mund-Nasen-Bedeckung überzuziehen wäre kein Problem. Doch das ist den meisten anscheinend zu lästig.
Zugang nur mit limitiertem Online-Ticket
Hat man das Nadelöhr passiert, entspannt sich die Lage jedoch zusehends. Manche zieht’s nach Mexiko, andere zu den Afrika-Attraktionen oder auf den nostalgischen Berliner Platz. Von Überfüllung kann keine Rede mehr sein; in den Warteschlangen an den Fahrgeschäften und vor den Imbissständen stehen weniger Menschen als in normalen Zeiten. Das ist kein Zufall: Zutritt erlangt nur, wer sich vorher eines der limitierten Tickets online gesichert hat; die Tageskassen sind geschlossen. „Finde ich super. Ich war schon einige Male hier. Weil es nicht so voll ist, geht’s entspannter zu, und man muss nicht so lange warten“, sagt ein junger Besucher aus Düsseldorf, „in weniger als 30 Minuten auf die Black Mamba zu kommen klappt normalerweise nicht.“
Corona ist zumindest im Hintergrund allgegenwärtig: An vielen Stellen liegen und hängen Flyer und Plakate mit Verhaltensmaßregeln aus. Zwischendurch wird die Musik für Lautsprecherdurchsagen mit Sicherheitshinweisen abgestellt, und auch auf der Phantasialand-App und auf der Homepage mangelt es nicht an Corona-Informationen. Auf den Achterbahnen und Karussells werden Plätze zwischen nicht familiär zusammengehörenden Fahrgästen frei gehalten. In den Shops ist dafür gesorgt, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig eintreten. Animateure, die Publikumskontakt suchen, sind derzeit nicht unterwegs. Dafür fehlt es nicht an Ständern mit stets gut gefüllten Handdesinfektionsbehältern; die Laufwege sind an vielen Stellen mit Bändern, Hinweispfeilen und Abstandspunkten markiert.
Keine Angst vor Ansteckung
Manches wird aber nicht von allen so intensiv genutzt und beachtet, wie es das Schutzkonzept eigentlich vorsieht. In vielen Warteschlangen ist ein seltsames Phänomen zu beobachten: Je näher die Leute dem Ziel kommen, umso weniger wird auf Abstand geachtet. Schneller kommt man dadurch trotzdem nicht voran. „Wenn man hier so rumläuft, will man ja nicht dauernd auf den Boden starren und nach Markierungen suchen. Und in dem ganzen Trubel vergisst man auch mal, die Maske aufzusetzen. Aber an der frischen Luft finde ich das nicht so schlimm. Angst vor Ansteckung habe ich hier jedenfalls nicht“, erzählt eine Kölner Besucherin, während sie am Fotopoint mit dem Smartphone ihren gerade auf dem Talocon wirbelnden Bruder filmt.
Gleichzeitig filmen und knipsen an diesem neuralgischen Punkt Dutzende andere Gäste, die in Zweierreihe Schulter an Schulter und überwiegend ohne Mundschutz an der Talocan-Balustrade stehen. „Mich stört das nicht, und wem das nicht passt, der muss sich ja nicht hierhin stellen“, meint die Kölnerin.
Wie die Phantasialand-Pressestelle die praktischen Erfahrungen mit dem Schutzkonzept bewertet, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Am Mittag schriftlich eingereichte Fragen blieben trotz telefonischer Nachfrage bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.