Im Oktober soll der Standort in Brühl laut Arbeitnehmervertretern dichtgemacht werden. Für die rund 550 Mitarbeitenden soll es in Köln weitergehen.
Umzug nach KölnDeutsche Telekom schließt Standort in Brühl mit rund 550 Mitarbeitern
Der Stadt Brühl als Wirtschaftsstandort steht ein weiterer Rückschlag bevor. Nach dem Wegzug der Deutschlandzentrale des Autobauers Renault und dem Entschluss der privaten Hochschule Cologne Business School (vormals EUFH), mit Dozenten und rund 800 Studierende nach Köln zu ziehen, verabschiedet sich im Herbst auch die Deutsche Telekom aus der Stadt.
Der Konzern betreibt bislang an der Bergerstraße in Brühl-Ost einen Servicestandort mit rund 550 Mitarbeitern. Diese beschäftigen sich mit Beschwerde-Management und betreuen von dort aus sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden. „Am Donnerstag sind wir über die Pläne des Unternehmens informiert worden“, erklärte Markus Michelson, der Vorsitzende des Betriebsrats der Deutschen Telekom Service GmbH Region West.
Umzug von Brühl nach Köln im Oktober
Demnach soll der Umzug im Oktober 2024 erfolgen. Der neue Standort steht mit einem Gebäude an der Kölner Sternengasse, unweit des Neumarkts, offenbar fest. „Dort sind die Kollegen vor einigen Jahren ausgezogen. Einige kehren also gewissermaßen an alte Stätte zurück“, so der Betriebsratsvorsitzende.
Ganz unvorbereitet habe die Nachricht die Belegschaft nicht getroffen. „Gerüchte über einen Fortzug aus Brühl kursierten schon länger“, sagt er. Nichtsdestotrotz treffe die Kunde viele Mitarbeiter hart. Die Belegschaft sei in Westerwald, Eifel, Brühl und den umliegenden Städten zu Hause, ein dauerhaftes Pendeln in die Kölner Innenstadt für viele mit größeren Mühen und zeitlichem Aufwand verbunden. Dies sei insbesondere für die vielen Teilzeitbeschäftigten ein Problem.
„Wir erwarten daher als Betriebsrat, dass individuell passende Lösungen angeboten werden“, sagt Michelson, der zudem fordert, dass das Unternehmen zu seiner Ankündigung steht, die Belegschaft vollständig weiterbeschäftigt.
Rund ein Dutzend Jahre ist die Telekom in Brühl vertreten. Über den Grund für den bevorstehenden Abschied kann bislang nur spekuliert werden. „Wir haben die Unternehmensführung aufgefordert, Zahlen, Daten und Fakten zu liefern“, betont Michelson. Inwieweit der Umzug etwa Kosten spare, wisse man noch nicht.
Dem Vernehmen nach wurden die Kapazitäten der Großraumbüros, in denen die Callcenter untergebracht sind, zuletzt nicht mehr voll ausgeschöpft. Von der Telekom gab es zunächst trotz Anfrage keine Stellungnahme zum Sachverhalt. Auch Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) äußerte sich am Dienstag nicht.
Aus der Brühler Politik gab es jedoch erste Einschätzungen. CDU-Fraktionschef Holger Köllejan sagte, es sei der nächste herbe Verlust. „Für den Verbleib von Renault hat man meines Erachtens nicht genug gekämpft. Jetzt geht der nächste.“ Eine Niederlassung der Deutschen Telekom als namhaftes Unternehmen sei auch ein Imagegewinn für die Stadt gewesen. Die zuletzt beschlossene Grundsteuererhöhung gehöre zweifellos auch zu den Parametern, die bei der Standortwahl eine Rolle spielten.
Jochem Pitz, FDP-Fraktionschef, sagte: „Unsere Arbeitsplätze und Steuereinnahmen bröckeln, es geht weiter abwärts und Bürgermeister Freytag kann auf der anderen Seite keine Neuansiedlung präsentieren.“
Von einem weiteren Schlag sprach der SPD-Fraktionsvorsitzende Marcus Venghaus. Zunächst gehe es vor allem um die Zukunft der Mitarbeiter: „Wir müssen ein Auge drauf haben, dass alle ihren Job behalten. Für viele wird das Pendeln nach Köln sicherlich zur Herausforderung.“ Daniel Bunčić, stellvertretender Fraktionschef der Brühler Grünen, nannte den Telekom-Abschied eine schlechte Nachricht für Brühl. Man müsse nun auf eine schnelle Neuansiedlung hoffen. „Auf lange Sicht mache ich mir keine großen Sorgen. Brühl ist nach wie vor eine attraktive Stadt und ein guter Standort.“