Corona im Rhein-Erft-KreisSo schätzen Landrat und Dezernent die Lage ein
Rhein-Erft-Kreis – Auch im Rhein-Erft-Kreis spitzt sich die Corona-Lage weiter drastisch zu. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Kreishaus äußerten sich Landrat Frank Rock und Gesundheitsdezernent Christian Nettersheim zur Situation im Rhein-Erft-Kreis.
Was sagen die Zahlen?
Stand Freitagnachmittag, 14 Uhr, sind 1740 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das sind 64 mehr als am Vortag. Der Kreis vermeldet 159 Neuinfektionen bei 94 Personen, die als wieder genesen gelten. Die höchste Inzidenz weist die Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen auf mit 348,5.Außerdem ist eine 79-jährige Pulheimerin in Zusammenhang mit Corona gestorben. Damit stieg die Gesamtzahl der Corona-Toten seit Pandemie-Beginn im Kreis auf 437.
Wie hoch sind die Inzidenzen?
Die Hospitalisierungsinzidenz, die angibt, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit Covid-19 in ein Krankenhaus gekommen sind, liegt im Rhein-Erft-Kreis bei 1,7. Die Zahl entscheidet darüber, ob es zu strengen Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung kommt. Auch wenn die Zahl gerade gut aussehe, schwanke sie von Tag zu Tag, ordnete Christian Nettersheim ein. Laut dem Gesundheitsdezernenten seien zehn Prozent der Intensivbetten im Kreis mit Covid-19-Patienten belegt. Zu Hochzeit während der dritten Welle seien es sogar mal mehr als 30 Prozent gewesen. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen liegt am Freitagnachmittag bei 192,9.
Gibt der Kreis also Entwarnung?
Nein. Auch wenn die Tendenz in Rhein-Erft häufig unter dem NRW-Schnitt liege, müssten in Krankenhäusern andere wichtige Operationen aufgeschoben werden, so Nettersheim. Zudem habe man mit dem Erftstädter Krankenhaus durch die Flut zumindest derzeit ein Krankenhaus verloren, dass intensivmedizinisch gut aufgestellt gewesen sei.
Wie ist der Stand bei den Impfungen?
Über einen vollständigen Impfschutz verfügen laut Kreisgesundheitsamt derzeit 65,7 Prozent. Es gebe aber auch in Rhein-Erft immer mehr Impfdurchbrüche, sagt Nettersheim. Die müsse man aber im Verhältnis sehen. Denn mit steigenden Impfzahlen stiegen zwangsläufig die Durchbrüche. Und die Verläufe verliefen in aller Regen deutlich milder als bei ungeimpften Personen. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den vollständig Gemipften liege derzeit bei 146,3, bei Ungemipften bei 237,3.
Wie will der Kreis weiter vorgehen?
Man müsse Impflücken dringend schließen, sind sich Rock und Nettersheim einig. In dieser Woche habe man in den Impfsprechstunden in Hürth und Bergheim rund 2000 Impfungen durchgeführt. Im ehemaligen Impfzentrum in Hürth entsteht gerade eine Impfstation, die voraussichtlich bis zum 30. April 2022 weiter betrieben werden. Dazu gebe es eine mündliche Absprache so Nettersheim. Außerdem werde die Kreisverwaltung erneut Unterstützung von der Bundeswehr anfordern, „um der Situation Herr zu werden", so Nettersheim.
Wann kann man sich impfen lassen?
Ab Montag, 29. November, wird die Impfstation montags bis freitags zwischen 13 und 19 Uhr geöffnet sein. Eine Terminvereinbarung für Impfungen montags bis donnerstags ist erforderlich, dafür hat der Kreis ein neues Online-System implementiert. Freitags soll eine offene Impfsprechstunde stattfinden. Auch im Gesundheitsamt im Kreishaus in Bergheim kann man sich freitags, 9 bis 12 Uhr, nach Terminvereinbarung impfen lassen. Termine dafür sind allerdings erst wieder im Januar frei.
Wer kann sich impfen lassen?
In der Impfstation und im Gesundheitsamt können sich Menschen zum ersten, zweiten oder dritten Mal impfen lassen. Die Stiko empfiehtl Booster-Impfungen derzeit für alle ab 18 Jahren. Geimpft wird mit Biontech und Moderna.
Ab wann dürfen Menschen zur Booster-Impfung kommen?
Landrat Frank Rock und Gesundheitsdezernent Christian Nettersheim empfahlen im Pressegespräch, erst nach den sechs Monaten zur Booster-Impfung zu kommen. „Plötzlich sagte der Gesundheitsminister was von fünf Monaten. Und ich weiß nicht, wer jetzt Gesundheitsminister wird. Vielleicht sagt der dann was von vereinhalb", kommentierte Nettersheim spitz. Immer wieder hatten sich Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis zuletzt beschwert, dass sie bei der Booster-Impfung abgelehnt wurden. Das Personal an den Impfstellen hatte streng auf die Sechs-Monats-Frist bestanden. Weil die personellen Kapazitäten aber knapp seien, hoffen Rock und Nettersheim, dass sich die Menschen erst nach Ablauf der Frist zur Auffrischungsimpfung anmelden. Denn so könne man auch priorisieren. Schließlich seien die, bei denen diese Frist jetzt abliefe, größtenteils Risikopatienten oder ältere Menschen, die eine schnelle Auffrischung nötiger hätten als jüngere. Nettersheim kündigte aber an, dass man bei wenigen Tagen auch Fingerspitzengefühl walten ließe. Trotzdem, so der Kreis, sollten Menschen, die als Einzellfall vor den sechs Monaten eine Auffrischung benötigten, eher ihren Hausarzt aufsuchen.
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Gibt es weiter Impfmöglichkeiten?
Auch Haus-, Fach-, Kinder- und Betriebsärzte impfen. „Wir appellieren an die Ärzte, Impfangebote zu machen", sagte Landrat Frank Rock. Alleine schaffe der Kreis das nicht. Vielmehr erwarte er sogar, dass Impfärzte ihre Kapazität erhöhen. Mobile Impfaktionen wird es am Dienstag, 23. November, 11 bis 15 Uhr, am Bedburger Rathaus, sowie am Freitag, 26. November, 11 bis 15 Uhr am Pfarrheim in Elsdorf-Berrendorf geben, Heppendorfer Straße 4. Geimpft wird mit Biontech und Moderna (beide ab zwölf Jahren) sowie Johnson & Johnson ab 18 Jahren und nur bei Erstimpfungen. Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren müssen einen Sorgeberechtigten dabei haben.