„Einmalig in NRW“Corona-Kreisleitstelle in Rhein-Erft wird nun von Ärzten unterstützt
Rhein-Erft-Kreis – „Im Frühjahr wurde vorbereitet, was jetzt hilft.“ So drückte es Martin Gawrisch aus, der Leiter des Corona-Krisenstabs im Rhein-Erft-Kreis. Seit dem 1. November unterstützen fünf Ärzte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisleitstelle in Kerpen bei ihrer Arbeit und klären Fragen rund um eine mögliche Corona-Erkrankung.
Bereits während der ersten Welle, Anfang April bis Ende Mai, unterstützten leitende Notärzte das Team in der Kreisleitstelle. Damals wurde das Konzept entwickelt und im weniger Corona-intensiven Sommer daran weitergearbeitet. Heute, da die Fallzahlen weiter steigen, bietet es den Einsatzkräften wieder wichtige Unterstützung. Einer der Ärzte ist Dr. Martin Dederichs, ein pensionierter Arzt der Luftwaffe und früherer leitender Notarzt. Er wird hinzugezogen, wenn die Symptome des Anrufers unklar sind oder die Rettungskräfte vor Ort eine zusätzliche Meinung brauchen.
Rhein-Erft-Kreis: So helfen die Ärzte in der Leitstelle
„Ich helfe bei der Einschätzung von Symptomen und unterstütze die Kollegen. Dadurch brauchen wir oft keine Anfrage an das Gesundheitsamt zu stellen und entlasten das System“, erläutert Dederichs. Ein durchschnittlicher Notruf in der Leitstelle dauere 60 bis 90 Sekunden. Sind Symptome unklar und ist eine Einschätzung zu einer möglichen Corona-Infektion erforderlich, ist es gut, wenn solche Fälle ein Arzt übernehmen kann, um die Leitungen für weitere Notrufe freizuhalten, erklärt Gawrisch.
Dederichs weiß als erfahrener Notarzt, wie Feuerwehr, Rettungsdienst und Leitstelle funktionieren. So können er und seine Kollegen pragmatische Einschätzungen geben. „Wichtig ist jedoch, zu sagen, dass unsere Ärzte nicht dafür da sind, Ferndiagnosen durchs Telefon zu stellen, um dem Anrufer den Gang zum Arzt zu ersparen“, stellt Gawrisch klar. Ob und wann ein Anrufer mit dem Arzt verbunden wird, entscheidet der Disponent situationsabhängig.
Corona-Erkrankung soll schon beim Anruf bekanntgegeben werden
Durch die Arbeit der Ärzte in der Leitstelle könne das Rettungspersonal sich und andere Patienten besser vor einer Ansteckung schützen. „Ein Rettungswagen kommt, egal ob eine Person an Corona erkrankt ist oder nicht. Zum Schutz der Rettungskräfte möchten wir aber alle Bürger bitten, eine Erkrankung schon beim Anruf bekanntzugeben“, so Gawrisch.
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Möglich sei der schnelle Einsatz der Ärzte in der Leitstelle dank der guten Zusammenarbeit zwischen Kreis- und Stadtverwaltung, betonte Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck. „In Krisenzeiten hat sich die Zusammenarbeit mit der Leitstelle bewährt“, so Spürck. Dass Ärzte die Leitstelle in dieser Form unterstützen, das gibt es laut Gawrisch in keinem anderen Kreis in Nordrhein-Westfalen. „Damit haben wir Modellcharakter. Vielleicht wird sich das auf längere Sicht durchsetzen“, so Dederichs. Der Einsatz der Ärzte sei zunächst bis zum kommenden Frühjahr angedacht.