Rhein-Erft-KreisDarum explodieren die Gas- und Strompreise bei den Stadtwerken nicht
Rhein-Erft-Kreis – Wer mit Gas heizt, muss sich im neuen Jahr auf deutlich höhere Preise einstellen, und der Strom wird ebenfalls für viele Kunden erheblich teurer. Auch die örtlichen Energieversorger werden an der Preisschraube drehen und damit, wie sie betonen, stark gestiegene Einkaufspreise weitergeben. Die neuen Tarife werden vielerorts noch kalkuliert.
„Eine Preisentwicklung am Gasmarkt wie in den vergangenen Monaten habe ich in meinen 20 Jahren bei der GVG Rhein-Erft noch nicht erlebt“, sagt Jürgen Bürger, Vertriebs- und Marketingleiter bei dem kommunalen Energieversorger mit Sitz in Hürth. „Der Preis ist regelrecht durch die Decke gegangen.“ Auch bei den Stadtwerken Bergheim verweist man auf gestiegene Beschaffungspreise.
Darum explodieren die Gaspreise in Rhein-Erft noch nicht
Michael Kreusch, Geschäftsführer der Stadtwerke Kerpen, nennt Zahlen: Im ersten Lockdown 2020 hätten die Versorger das Gas für ein bis 1,5 Cent pro Kilowattstunde einkaufen können – dazu kämen Steuern, Netzabgaben und Service. „Seither hat sich der Preis für die Versorger deutlich erhöht. Je nach Zeitpunkt liegt der Einkaufspreis für Versorger für 2022 nun eher bei sechs bis acht Cent, zeitweise über zehn Cent.“
Dass die Preise für die Verbraucher zwar kräftig steigen, aber nicht derart explodieren werden, hat mit der langfristig orientierten Beschaffungspolitik der lokalen Versorger zu tun. So werden die erwarteten Kunden- und Verbrauchszahlen vorab kalkuliert, und der größte Teil der benötigten Gasmenge wird schon über zum Beispiel monatliche Tranchen zwölf bis 15 Monate im Voraus eingekauft.
Die GVG Rhein-Erft etwa hat sich mit dem größten Teil der kalkulierten 1,3 Milliarden Kilowattstunden für ihre 37.000 Gaskunden im südlichen Rhein-Erft-Kreis und in den westlichen Stadtteilen von Köln vor Beginn des kommenden Jahres bereits eingedeckt. „Wir verkaufen nur Gas, das wir bereits haben, und zocken nicht an der Gasbörse“, sagt Bürger.
Für kurzzeitige Kunden werden die Preise steigen
Nachgekauft werden müsse zu tagesaktuellen, bisweilen stark schwankenden Preisen meist nur für die Neukunden in der Grundversorgung, deren Zuwächse schlechter zu kalkulieren sei; derzeit sind es bei der GVG etwa 2000. Denn als Grundversorger übernimmt die GVG die Kunden, die aktuell keinen neuen Lieferanten haben und stellt so die Erdgasversorgung oft auch nur für eine kurze Übergangszeit sicher. Für diese Kunden werden die Preise deshalb am stärksten steigen.
Auch bei den Stadtwerken in Kerpen erfolgt der Einkauf strategisch. „Kundenverträge werden also nicht erst geschlossen, und dann schaut man, zu welchem Preis der Strom und das Gas überhaupt bezogen werden kann“, sagt Kreusch. „Die Beschaffung läuft in der Regel in Tranchen im Voraus.“
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Doch nicht nur die Einkaufspreise wirken sich auf den Gaspreis für Verbraucher aus. Martin Lösch, Marketingleiter bei den Stadtwerken Brühl, verweist auf „staatliche und regulatorisch veranlasste Kostenpositionen“, darunter die „stetig steigende CO2 -Bepreisung“. Lösch: „Diese Faktoren lassen sich auch mit größtem Engagement und vorausschauenden Einkaufsstrategien nicht auffangen.“
„Kurzfristiger Strom ist sogar dreimal teurer geworden“
Gestiegene Großhandelspreise sind auch beim Strom der Hauptgrund für Preiserhöhungen, die lokalen Versorger verfolgen eine vergleichbare Einkaufsstrategie wie beim Gas. „Wir haben Entwicklungen von vier bis zu 17 Cent pro Kilowattstunde im Einkauf nachvollziehen können“, sagt Kreusch aus Kerpen. „Auch hier kommen Steuern, Abgaben, Umlagen und der Service dazu.“
Stefan Glittenberg, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Hürth, berichtet, dass sich die Beschaffungskosten bei langfristigen Lieferungen seit Jahresbeginn verdoppelt hätten, „kurzfristiger Strom ist sogar dreimal teurer geworden.“
Strom- und Gaspreise in Rhein-Erft: Neukunden zahlen am meisten
Auch der Preis für CO2 -Zertifikate habe sich innerhalb von 24 Monaten mehr als verdoppelt. Stefan Glittenberg: „Zudem beeinflussten die hohen Preise im Gasgroßhandel auch den Strompreis, da sich die Erzeugung in den Gaskraftwerken verteuerte.“
Dennoch steigt der Strompreis nicht für alle Kunden gleichermaßen. Bei den Stadtwerken Hürth werden zunächst die Neukunden betroffen sein, für die gerade Tarife kalkuliert werden. Für die Bestandskunden gelten die alten Preise bis zum Ende der Vertragslaufzeit. Voraussichtlich bis Ende November können Kunden beim Hürther Versorger noch Stromverträge zu den alten Konditionen abschließen.
Bei den Stadtwerken Brühl müssen nach Auskunft von Marketingchef Lösch zunächst nur Kunden mit Ökostrom mit einer Preiserhöhung zum 1. Januar rechnen. Lösch berichtet von einer „enormen Teuerung von Herkunftsnachweisen für Grünstrom-Produkte.“ Die Stadtwerke Bergheim schließen Preiserhöhungen nicht aus und verweisen auch auf steigende Kosten für die Nutzung der Stromnetze. Die Stadtwerke Pulheim erwarten, dass das Preisniveau hoch bleibt, und empfehlen ihren Kunden einen neuen Tarif mit 24 Monaten Preisgarantie.