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DurchschnittserträgeHerbstregen rettet die Rübenernte im Rhein-Erft-Kreis

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Rübenernte Rhein-Erft

Rübenernte 2018

Die Rübenkampagne geht dem Ende entgegen. Nachdem schon im alten Jahr die letzten Rüben im Kreis gerodet und ein Teil davon auf Feldmieten gelagert wurde, haben die Zuckerfabriken des Unternehmens Pfeifer & Langen in Appeldorn und Euskirchen die Anlieferung in der vergangenen Woche bereits beendet. Jülich nimmt die Feldfrüchte noch bis kommenden Dienstag an.

Nach der Trockenheit im Sommer, die das Wachstum der Rüben beeinträchtigte, haben sie im Herbst noch kräftig zugelegt. Das Ergebnis sind durchschnittliche Erträge.

Gute Erträge erreichten nicht alle Landwirte

„Der Zuwachs der Rüben in den letzten beiden Monaten war enorm“, sagt Kreislandwirt Willy Winkelhag. „So etwas haben wir noch nicht gehabt.“ Als Grund nennt er den Regen und das milde Klima im Spätherbst. Besonders auf guten Böden seinen deutlich höhere Mengen als im Vorjahr eingefahren worden. Dennoch sei für dieses Jahr ein Rückgang der Anbaufläche zu erwarten. „Wir schwimmen auf unterstem Niveau“, sagt Winkelhag. Grund seien die zurückliegenden Jahre mit schlechten Ernteergebnissen und Preisen. Viele Landwirte hätten 2018 „erstmals, seitdem Rüben angebaut werden, Geld draufgelegt“, sagt Josef Albert Rath vom Maschinenring Neuss-Mönchengladbach-Gillbach.

„Die guten Erträge in diesem Jahr haben nicht alle Landwirte erreicht“, berichtet Rath. Vor allem an der Rheinschiene zwischen Köln und Neuss sowie im Nordwesten von Mönchengladbach hätten schlechtere Böden zu „teils katastrophalen Ergebnissen“ geführt. Dort sei der Blattapparat der Knollen im Sommer gänzlich verkümmert. Im Herbst habe er sich dann auf Kosten des Zuckergehalts noch einmal neu aufgebaut.

Preis werde sich bei 21 bis 22 Euro pro Tonne einpendeln

Gut seien die Erträge im Raum Bedburg, Elsdorf und Grevenbroich. Dort hätten die Pflanzen die Sommerdürre „gut überstanden“, sagt Rath. Zwischen 30 und 120 Tonnen pro Hektar liege die Spannbreite der Erträge, im Mittel bei 82 Tonnen pro Hektar. „Das ist guter Durchschnitt.“ Bei der Rekordernte 2017 wurden 94 Tonnen pro Hektar erreicht. Der Zuckergehalt liege bei der Jülicher Anlieferung bei 17 Prozent. Auch hier gebe es große Schwankungen zwischen 15 und 20 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Zuckeranteil bei 19 Prozent, jedoch bei deutlich kleineren Knollen.

Der Preis werde sich bei 21 bis 22 Euro pro Tonne einpendeln, „auch weil die Zuckerfabrik etwas draufgelegt hat“, berichtet Rath. Im vergangenen Jahr gab es knapp 17 Euro pro Tonne. Für die nächste Saison prognostiziert er einen Preis von 30 Euro, auch weil fünf Fabriken schließen – eine in der Warburger Börde, eine in Brandenburg, zwei in Frankreich und eine in Polen. „Das wirkt preisstabilisierend, führt aber auch dazu, dass Anbauregionen verloren gehen“, vermutet der Experte. „Sehr zufrieden mit dem Rübenertrag, trotz anfangs erwarteter erneuter Missernte“ ist Heinz Leipertz, Regionalleiter bei Pfeifer und Langen in Jülich, der zudem von einer unfallfreien Kampagne berichten kann.

360 Euro Fördergeld pro Hektar Rüben in Polen

„Die Landwirte, die nach Jülich liefern, sind die glücklichsten“, sagt er mit Blick auf Qualität und Menge der Ernte. Nach einem miserablen Jahr 2018 erholten sich die Märkte zurzeit.

„Auch die Stimmung in der Landwirtschaft hellt sich etwas auf,“ sagt Leipertz. Auf die Stimmung drücke jedoch, dass der Zuckeranbau in anderen Ländern höher subventioniert werde. „In Polen gibt es beispielsweise 360 Euro Fördergeld pro Hektar Rüben, obwohl der Zuckerpreis überall derselbe ist“, erläutert er. Er zeigt durchaus Verständnis für den Unmut der hiesigen Bauernschaft. Leipertz wünscht sich, dass sich die Bauern „dazu entschließen könnten, mehr Rüben anzubauen“. Pfeifer und Langen wolle die Märkte lieber mit Rübenzucker als mit Rohrzucker beliefern. „Zucker ist zurzeit keine Überschussware.“

Jetzt haben die Landwirte noch einen guten Monat Pause auf den Äckern, die sie für Wartung und Reparatur der Maschinen nutzten können, bevor Mitte Februar die Aussaat der Sommer-Feldfrüchte beginnt.