In einer Dortmunder Eisdiele kamen sich Maria und Klaus Kohlschmidt vor 62 Jahren näher. Drei Jahre später heiratete das Paar in Köln. Am Ostermontag feierten die beiden ihre Diamanthochzeit. Maria Kohlschmidt (77) wuchs in Dortmund auf und lernte und arbeitete dort nach dem Schulabschluss als Floristin.

Klaus Kohlschmidt (82) stammt aus der Gegend von Stettin. Infolge eines Bombenangriffs verloren er und seine Eltern sich aus den Augen, da war er gerade knapp vier Jahre alt. Er wurde aufgelesen und landete in einem Heim. Bauern holten ihn zu sich nach Hause und adoptierten ihn. Über Suchroutinen meldeten sich über die Jahre mehrere Elternpaare. Und so wuchs Klaus Kohlschmidt nach gerichtlichen Verfügungen nacheinander in mehreren Familien mit mehreren Nachnamen auf.

Von Zuhause abgehauen

Nach Schule und Gesellenprüfung als Heizungs- und Wasserinstallateur bot ihm sein Chef die Betreuung einer größeren Baustelle in Dortmund an. „Mit 180 Mark in der Tasche habe ich mich als 18-Jähriger in den Zug gesetzt und bin von meinem damaligen Zuhause abgehauen“, erinnert sich der Ehejubilar. Dort lebte er in einer Wohnung neben dem Elternhaus von Maria Kohlschmidt.

„Der junge Mann hat immer demonstrativ sein Moped unter unserem Balkon geputzt“, erzählt die Jubilarin schmunzelnd. Mit Freunden ging Klaus Kohlschmidt am Wochenende in eine örtliche Eisdiele zum Tanzen. Auch Maria Kohlschmidt war mit Freundinnen dort. Er forderte sie auf, „und da habe ich ihr erstmals ins Ohr geflüstert“, sagt er lächelnd. Zwei Jahre später wollte das Paar heiraten, da sich Nachwuchs ankündigte. Nachdem er in Köln, wo er inzwischen arbeitete, eine Wohnung hatte und die Heiratserlaubnis erstritten war, fand 1964 im Kölner Rathaus die Hochzeit statt.

Für jedes Enkelkind ein Buch geschrieben

Zuvor hatte Klaus Kohlschmidt seine Zukünftige mit einem geliehenen Auto aus Dortmund abgeholt. Bald machte sich Klaus Kohlschmidt als Installateur, erst in Köln-Nippes, dann am Friesenwall, selbstständig, mit drei Mitarbeitern und einem Geschäft an der Koblenzer Straße. Seine Frau unterstützte ihn im Büro und bei der Buchhaltung. 1996 begann erneut ein neuer Lebensabschnitt.

Das Paar, das vier Kinder, zwei Enkel und zwei Urenkel hat, zog in den Hunsrück in sein Wochenendhaus und kaufte dort Weideland. So konnte Klaus Kohlschmidt seinen sehnlichen Wunsch erfüllen, Land- und Viehwirtschaft zu betreiben und Damwild zu halten. 2013 zog das Paar an die Jülicher Straße in Oberembt, wo ein passendes, renovierungsbedürftiges Wohnhaus leer stand, um näher bei den Kindern zu sein, die im Großraum Köln leben. Seine Hobbys sind Malen und Angeln, sie sammelt Puppen und schreibt Kindergeschichten.

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Dietmar Fratz

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„Für jedes Enkelkind habe ich zur Geburt ein eigenes Buch geschrieben“, sagt sie. Auch den bewegten Lebenslauf ihres Mannes hat sie niedergeschrieben. Veröffentlicht sind die Bücher nicht. Gemeinsam oder abwechselnd gehen die Jubilare mit dem zweijährigen Yorkshire-Terrier Balou spazieren. Mit der großen Familie und Freunden hat das Paar an Ostermontag zu Hause im ausgeräumten Wohnzimmer die diamantene Hochzeit gefeiert.