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Gedenken20 weitere Stolpersteine erinnern in Elsdorf an jüdische Mitbürger

Lesezeit 3 Minuten
Der Künstler Gunter Demnig hat in Elsdorf Stolpersteine verlegt.

Gunter Demnig kam nach Elsdorf, um weitere Stolpersteine zum Gedenken an frühere jüdische Mitbürger in Bürgersteige einzubauen.

Die Zahl der Stolpersteine wurde in Elsdorf verdoppelt.

Sie sollen eine „sichtbare Erinnerung“ und „eindringliche Mahnung gegen das Vergessen“ sein, wie es in einer jetzt erschienenen Broschüre zu den Elsdorfer Stolpersteinen heißt. Anlass der Veröffentlichung war die Verlegung weiterer 20 Stolpersteine, für die der Initiator der Aktion, Gunter Demnig, nach Elsdorf gekommen war.

20 der golden blinkenden Pflastersteine gab es bereits im Stadtgebiet. Jetzt wurde die Zahl verdoppelt. Gedenksteine baute Demnig in die Bürgersteige vor den damaligen Wohnhäusern der im Zuge des Holocausts vertriebenen, inhaftierten oder ermordeten jüdischen Mitbürger ein.

Das sind Menschen gewesen wie du und ich"
Josi Schlang

Sie erinnern in der Mittelstraße an Max Danziger (Nr. 29), Rosa, Bernhard und Hermann Baum (12), in der Köln-Aachener Straße an Isidor, Benjamin, Selma und Amalie Hirsch (Nr. 68), Max und Jeanette Hirsch, Benno und Ida Jansen (163), Erna Zinn, geb. Hirsch, Ruth und Gustav Zinn (62), Bert Schütt (145) und Gustav Hirsch (191) sowie in der Gladbacher Straße 2 an Amalie und Adolf Harf sowie Irma Schütt, geb. Harf.

Schülerinnen der Gesamtschule und Josi Schlang berichteten aus den Lebensläufen, während Demnig die Steine in die Gehwege einsenkte. Einige wurden, so hatten sie recherchiert, nach Deportation in den Kriegsjahren ermordet, andere sind bis heute verschollen, wieder andere konnten sich rechtzeitig ins Ausland absetzten. „Das sind Menschen gewesen wie du und ich“, sagte Josi Schlang, die sich als – heute pensionierte –Lehrerin mit ihren Schülerinnen und Schülern seit über 40 Jahren mit der Geschichte der Juden in Elsdorf befasst hat und auf die auch die neuerliche Aktion zurückgeht.

Für Ruth Zinn wurde ein Stolperstein jetzt in der Nähe der ehemaligen Synagoge, wo ihr kleines Wohnhaus gestanden hat, verlegt. Sie konnte 1939 per Schiff nach England fliehen. 1984 kehrte sie auf Einladung Schlangs nach Elsdorf zurück, um der Hauptschulklasse von damals zu berichten. „Ich wurde nach 1936 im Elsdorfer Postamt angespuckt, der Kontakt zu Freundinnen und Klassenkameradinnen ließ mehr und mehr nach. Beim Tanzen wurde ich nicht mehr aufgefordert.“

Ihre Elsdorfer Familie habe sie „nie wiedergesehen“, ist in ihren Lebenserinnerungen nachzulesen. „Die Stolpersteine sollen die Menschen, denen schweres Leid angetan wurde, über ihre Namen und Lebensgeschichten in die Stadt zurückholen“, sagte Schlang. Es gebe ständig Anfragen von Menschen, die Stolpersteine stiften wollten. „Das ist ein echter Lichtblick“, sagte sie.

Die Besucher legten Rosen ab und stellten Kerzen auf

„Es kommt so viel Positives zurück, wenn wenigstens der Name wieder da ist“, sagte auch Gunter Demnig. Der heute 76-jährige lebte einige Jahre lang in Frechen. Seit 1996 betreibt er das Stolperstein-Projekt. „Inzwischen habe ich rund 105.000 Stolpersteine in 31 Ländern verlegt.“ Den nördlichsten nach eigenen Angaben in Hammerfest (Nordnorwegen). „Auf einer einsamen Insel hatte sich ein Jude versteckt, der dann doch an die Gestapo verraten wurde. Für ihn haben wir im hohen Norden einen Stein verlegt“, erzählt der studierte Künstler.

Nachdem Demnigs Arbeit getan war, legten einige der rund drei Dutzend Besucher Rosen ab und stellten Kerzen neben den Gedenksteinen auf. Die Broschüre mit den Lebens- und Schicksalswegen der 40 früheren Elsdorfer Mitbürger, die Josi Schlang recherchiert und verfasst hat, ist kostenlos im Rathaus erhältlich, die Texte sind auch im Internet nachzulesen.