Rhein-Erft-Kreis – Mit der Erft, einem Fluss, der den Kreis durchkreuzt und ihm seinen Namen verleiht, haben sich die beiden Historiker und Autoren Volker Schüler und Wolfgang Glaser in ihren jüngsten Publikationen beschäftigt. Herausgekommen sind dabei zwei großformatige Bände. Auf jeweils knapp 150 Seiten geht es im ersten Teil um die „Geschichte des Flutkanals (1860-1867) in der Erft-Niederung“ und im zweiten Teil um den Themenkomplex „Mühlen, Hochwasser-Not und Bleisande in der Erft-Niederung“.
Fünf Jahre Arbeit
Fast fünf Jahre haben die beiden Autoren an den Büchern gearbeitet. „Es war schwierig, entsprechendes Material gerade über die Bleivergiftung in der Erft aufzutreiben“, so Volker Schüler. Die Suche wird immer mehr erschwert, weil es auch immer weniger Archive gibt, die weiterhelfen können. So steht seit geraumer Zeit auch das alte Rheinbraun-Archiv nicht mehr zur Verfügung. Es wurde geschlossen und es gebe keinen Zugriff mehr auf die Dokumente, bedauern Schüler und Glaser.
Mit einem Aufsatz über Hochwasser und giftige Schwemmsande in der Erft-Niederung beginnt die Dokumentation über den Flutkanal, die von Foto-Impressionen begleitet wird. Danach muss man doch ab und an zum Wörterbuch greifen, denn in den Beiträgen geht es um die „Rectification des Erftarmes von Thorr nach Bergheim“ um 1851, ein Jahr später um ein „Memorandum zur Situation am Bleibach“ oder den Entwurf eines „Meliorations-Planes für die versumpften Erftniederungen“ aus dem Jahr 1857.
Die Beiträge beschreiben die damaligen Versuche und Bemühungen der Politik und den Behörden, die Wasserqualität des Flusses und der Böden und Wiesen entlang der Ufer zu verbessern. Erinnert wird dabei auch mit Berichten aus der damaligen Lokalpresse an die Erft-Wassergenossenschaft, an Verkrautungen im Fluss, um Hochwasser und hohe Unterhaltungskosten für so manche Brücken. Aktuelle und historische Fotos und Abbildungen begleiten die Ausführungen.
Im zweiten Buch bieten die Autoren Fotos und ausgewählte Dokumente zur Geschichte der Erft-Mühlen, der Gewässerwirtschaft und Wiesenkultur. Sie gehen auf die Bleigewinnung in der Voreifel bei Mechernich ein und beschäftigen sich mit der Flutkatastrophe 1926 und dem Neffelbach-Hochwasser im Jahr 1940.
In diesem Zusammenhang stellen sie den sogenannten „Bachschultheiß“ am Neffelbach vor, der im ausgehenden Mittelalter die Aufgabe hatte, als unabhängiger Mittler Streitigkeiten zwischen den bis zu 25 Mühlenbetreibern entlang des etwa 40 Kilometer langen Abschnittes zwischen Göddersheim und Kerpen beizulegen. Streit gab es oft, wenn die Müller außerhalb der erlaubten Zeiten den Neffelbach aufstauten. Der normale Weg war das Gespräch, die Mediation, aber es gab auch Strafen wie die Beschlagnahmung von Tieren und ebenso die Möglichkeit, im Weigerungsfall notfalls auch mit militärischer Gewalt die Anordnungen des Schultheiß durchzusetzen.
„Wenn das Vieh Wasser aus dem Bleibach säuft“
Breiten Raum nimmt im zweiten Buch auch das Bleiproblem im Fluss ein, hervorgerufen durch den Erzabbau in der Eifel. Zitiert wird ein Aufsatz mit dem Thema „Wenn das Vieh Wasser aus dem Bleibach säuft“.
Es geht dabei um die Bleibachkommission und die „Policei-Verordnung“ für die entsprechende Industrie von 1824 ,die den Sinn hatte, der Verunreinigung des Wassers Einhalt zu gebieten.
Bilder von den Schleusen und der Hochwasserkatastrophe bei Bedburg runden die Berichterstattung ab. Interessant in diesem Zusammenhang auch die Berichte der lokalen Presse während des Hochwassers.
Die beiden Bände „Aus der Geschichte des Flutkanals in der Erft-Niederung“ und „Mühlen, Hochwasser-Not und Bleisande in der Erft-Niederung“ können zum Preis von jeweils 15 Euro beim Autoren Volker H.W. Schüler, Telefon 02234/274397, oder per E-Mail erworben werden.