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Spendenfahrt26-Jähriger aus Erftstadt ist mit dem Fahrrad bis nach Togo in Westafrika geradelt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann sitzt vor einer Mauer im Schatten, daneben steht sein Fahrrad.

In Marokko macht Lukas Preiter bei 48 Grad Rast im Schatten.

Um Geld für die Behandlung an Diabetes erkrankter Menschen in Afrika zu sammeln, ist Lukas Preiter 10.800 Kilometer mit dem Rad gefahren.

10.800 Kilometer, 159 Tage im Sattel. Von Erftstadt bis Seko im westafrikanischen Staat Togo ist Lukas Preiter gefahren – mit dem Fahrrad. Jetzt ist der 26-Jährige wieder zu Hause. Um viele Erfahrungen reicher und um einige Vorurteile ärmer. Im Sommer war Lukas Preiter gestartet. Sein Ziel: das Dorf Seko, in dem die Organisation Sekovio Pierre Pepin sich für Bildung und Gesundheitsvorsorge einsetzt. Als Student war der Erftstädter dort gewesen. Er selbst ist Diabetiker, daher hat ihn die schlechte Versorgung der Menschen besonders beschäftigt.

Und daher auch sein Plan, mit der ungewöhnlichen Radtour Spenden zu sammeln. „Die Reise hat mich nicht grundlegend verändert“, sagt Lukas Preiter. Aber seine Wahrnehmung des Kontinents Afrika und seiner Menschen sei jetzt schon eine andere. Sicher gebe es Armut, aber auch viel Modernes in den großen Städten. Fleißig, supernett und gastfreundlich seien die meisten Menschen.

Ein kleines Gebäude am Straßenrand, dahinter ist der Sandsturm zu sehen.

In Mauretanien erlebte der Radfahrer einen Sandsturm.

Das größte Risiko sei nicht, überfallen zu werden, sondern überfahren. Auf schmalen Sträßchen seien große, oft überladene Lastwagen unterwegs, die Fahrer nicht selten übermüdet. „Wenn dir so einer entgegenkommt, weißt du, der bremst nicht, du fährst besser in den Graben.“ Fast immer war der 26-Jährige allein unterwegs.

Drei Tage fuhr er in der Elfenbeinküste gemeinsam mit drei Schweizern, die bis nach Südafrika radeln wollten. Die seien ihm aber zu langsam gewesen, hätten mittags gern mal ein Nickerchen gemacht. „Ich musste Gas geben“, erzählt Lukas Preiter. So trennten sich die Wege. Tag um Tag, Woche um Woche allein auf staubigen Pisten – hat ihn nie der Mut verlassen? „Aufgeben war keine Option “, sagt er.

Ein junger Mann misst die Blutwerte einer Frau.

Im Gesundheitszentrum in Seko half Lukas Preiter, die Blutwerte der Patienten zu ermitteln.

Aber natürlich habe er auch Tiefs gehabt. In Mauretanien beispielsweise: Die Landschaft war trist, es herrschte ununterbrochen Gegenwind. Doch schon eine Woche später, im Senegal, war die Landschaft wieder grün und die Stimmung wieder gut. Lukas Preiter hatte mehrere Powerbanks, kleine Stromspeicher, im Gepäck, um sein Handy aufzuladen.

Außerdem ein kleines Solarpaneel und einen Dynamo am Fahrrad. „Doch der hat kaum was gebracht, außerdem ist er unterwegs kaputtgegangen.“ Aber er habe alle zwei bis drei Tage Zugang zu einer Steckdose gehabt, erzählt er. Dass das Handy lebenswichtig war, sei ihm von vornherein klar gewesen. Deshalb hatte er auch ein billiges Ersatzhandy tief im Gepäck vergraben, wo es im Ernstfall Räuber vielleicht übersehen hätten.

Insulin in spezieller Kühlpackung

Sorgfältig verstaut waren auch seine Insulinvorräte. Die sollten kühl gelagert werden, heißt es. Lukas Preiter sieht das entspannt. Bis 23 Grad sei völlig okay, bis 30 Grad „überlebe“ das Insulin. Weil es in Afrika aber meist deutlich heißer ist, hatte er das Medikament in einer speziellen Verpackung, die ihre Kühlfähigkeit erneuert, sobald die Temperatur unter 23 Grad sinkt. Ohnehin habe er auf der Fahrt deutlich weniger Insulin gebraucht als sonst.

Dass es immer wieder Versuche gegeben habe, den einsamen Touristen auszunehmen, erzählt er eher als Anekdoten. Mal sollte er beim Übersetzen mit der Fähre zwischen Mauretanien und Senegal fürs Fahrrad extra zahlen, mal wurde er von Schleppern belagert, die ihn – gegen Bezahlung – schneller durch die Grenzkontrollen bringen wollten. Da müsse man schon ein dickes Fell haben. Aber: „Wenn man bis dahin gekommen ist, ist man sich seiner selbst sicher.“

An der Grenze zu Togo wartete eine Riesenüberraschung auf den 26-Jährigen.Nicht nur Mitarbeiter von Sekovio, die er in Paris gewähnt hatte, standen zu seinem Empfang bereit, auch seine Mutter Nicole Preiter war aus Erftstadt angereist, um ihren Sohn wiederzusehen. Der muss zu Hause erst einmal den Kulturschock verarbeiten. Viele Fragen stellten sich einfach nicht mehr: Wo kann ich schlafen, wo bekomme ich etwas zu essen?

„Auf der Fahrt hat sich vieles um das tägliche Überleben gedreht“, sagt Lukas Preiter.Vieles erscheine ihm hier plötzlich so banal, der Konsum übertrieben. Die Menschen in Afrika brauchten so viel weniger. Mit dem Ergebnis seiner Spendentour ist er hochzufrieden. Fast 5000 Euro seien eingegangen, die nun die Versorgung der an Diabetes erkrankten Menschen in Togo ein Stück weit verbessern.