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EnergieEin Windrad für stürmische Zeiten

Lesezeit 3 Minuten

Vor dem Stromanschluss seines Windrads am Siedlerweg in Gymnich steht der Unternehmer Josef Mager. Die Anlage liefert bis zu 145 Kilowatt stunden Strom pro Tag.

Erftstadt-Gymnich – „Flexibel, effizient, robust“ sei sein 19 Meter hohes Windrad, sagt der Gymnicher Schlosser Josef Mager und zeigt auf sein vor wenigen Wochen aufgestelltes privates Windkraftwerk vor seiner Haustüre. Das an einem Mast und mit Drahtseilen befestigte Windrad nennt sich „Easy Wind“ (leichter Wind) und schaltet sich nach Angaben seines Besitzers als einziges Gerät dieser Art auch bei stärkstem Sturm nicht ab. „Selbst bei einem Orkan drehen sich die Blätter munter weiter“, sagt der Geschäftsmann.

Grund dafür sei eine speziell konstruierte Verstellachse am Gerät. Auf diese Bauweise gebe es sogar ein Patent, also ein gewerbliches Schutzrecht für eine Erfindung. „Das Windrad ist so gebaut, dass bei mehr als elf Metern Wind pro Sekunde die Flügel nach hinten weggeklappt werden und sich dadurch die Angriffsfläche für den Wind verringert“, erläutert Mager. Bis zu 145 Kilowattstunden Strom könne die Anlage pro Tag liefern – genügend für einen großen deutschen Haushalt, wenn denn der Wind konstant stark wehen würde. Konstruiert habe die Anlage sein Kompagnon Peter Frieden.

Das Windkraftwerk für den Privatgebrauch kostet 24 000 Euro. Hinzu kommen noch Kosten für Montage und das Fundament. Denkbar einfach sei auch der Anschluss an das Stromnetz. Die Verbindung werde hergestellt mittels einer 16-Ampere-Steckdose. Der Strom werde weitergeleitet ohne besondere technische Vorrichtung wie Wechsel- oder Gleichrichter. „Der Strom kann sofort verbraucht werden“, freut der Geschäftsmann sich. Alle zwei Jahre müsse das Windrad gewartet werden. Mittels einer Seilwinde könne der Mast umgeklappt und dann das Getriebe geölt werden. Auf dem heimischen Markt tue man sich mit solchen Geräten noch recht schwer. Dabei könnten die Windräder überall dort aufgestellt werden, wo zum Nachbarn ein Abstand von 50 Metern gewährleistet sei. Eine Baugenehmigung sei jedoch erforderlich. Geräuschbelästigungen gebe es so gut wie keine, sagt Mager. Die Windräder eigneten sich somit etwa für größere Hofflächen, etwa von Landwirten, aber auch für Gewerbegebiete, zumal sie auch auf Dächern montiert werden könnten. Außerdem könne man damit Wasserpumpen betreiben – beispielsweise in den Wüstengebieten Australiens, sagt Mager.

Zuschüsse gebe es von öffentlicher Hand, trotz propagierter Energiewende für die Windräder aber nicht, im Gegensatz etwa zu Fotovoltaikanlagen, bei der Sonneneinstrahlung in Strom umgewandelt werde. Doch dafür, so Mager, sei die Nachfrage für die robusten kleinen Windräder im Ausland um so größer. Bereits 400 Stück dieser Baureihe seien schon exportiert worden, bevorzugt in Länder mit langen Küsten, wie Dänemark, Niederlande und Irland. „Die effektivste Leistung erbringt eine Anlage auf der Nordseeinsel Föhr. Die hat seit vergangenem Jahr schon 20 000 Kilowatt Strom erzeugt. Im Rheinland ist bei den hiesigen Windverhältnissen mit etwa der Hälfte des Ertrags zu rechnen“, erläutert Mager, der seit mehr als 30 Jahren am Gymnicher Ortsrand einen Metallbaubetrieb und eine Schlosserei führt.

Die Metallteile für die Windräder werden in Gymnich vor Ort produziert. Die Jahresproduktion in dem Betrieb mit seinen sieben Mitarbeitern liegt bei 200 Anlagen. Der Generator wird bei einer Fachfirma eingekauft. „Ich strebe eine weltweite Vermarktung der Geräte an, von Benelux bis in den Senegal“, sagt Mager. Große Hoffnung setzt der Gymnicher auf die so genannten Insellösungen. Da biete sich bevorzugt die schottische Küste mit ihren vielen Eilanden geradezu an. Dort werde immer noch Strom mit Dieselgeneratoren erzeugt. Der Energieträger müsse mühsam und für viel Geld zu jeder Insel gebracht erden. Dank Magers Windrädern könnten die schottischen Inseln bald einer neuen Energiezukunft entgegensteuern. Mager: „Ich bin ganz zuversichtlich, dass das klappt.“