Flutkatastrophe in BlessemSo soll es mit den Häusern an der Abbruchkante weiter gehen
Erftstadt-Blessem – In rasantem Tempo verändert sich jene Stelle, deren Anblick weltweit Furore machte. Die riesige Kraterfläche neben der Blessemer Burg, wo vor gut sieben Wochen ganze Häuser in die Tiefe der benachbarten Kiesgrube gerissen wurden, wird Zug um Zug neu gestaltet. Schweres Gerät der Erper Firma „Rhiem und Sohn – Kies und Sand“ ist schier unermüdlich im Einsatz.
Um welche Dimensionen es geht, macht diese Zahl klar: „Das weggespülte Volumen der ehemaligen Ackerfläche beträgt zwischen 450.000 und 500.000 Kubikmeter“, berichtet Gerd Schiffer, der als Mitglied des Krisenstabs der Erftstädter Verwaltung die Arbeiten und Planung in Blessem koordiniert.
So geht es mit dem Damm in Erftstadt-Blessem weiter
Nachdem ein neuer Damm das Areal von der vorbei fließenden Erft trennt, wurde zunächst die Abbruchkante gesichert. Dabei kam ein Saugbagger zum Einsatz. Inzwischen ist der alte Kanal unter der Frauenthaler Straße im zerstörten Bereich durch einen neuen ersetzt. Im Fall eines erneuten Starkregens sollen die Wassermassen aus dem Ort durch dieses Rohr in ein großes Versickerungsbecken geleitet werden.
Umgeben wird die Grube künftig von Böschungen erheblichen Ausmaßes. Sie sind 40 bis 70 Meter breit und haben unterschiedliche Neigungswinkel. „Die Bürger dürfen keine Angst mehr haben, dass bei Starkregen wieder Häuser im Wasser stehen“, erläutert Schiffer.
Der ausgebildete Katastrophenschützer, der in Brühl das Baudezernat leitet und Erftstadt mit seinem Fachwissen zur Verfügung gestellt wurde, stellt auch klar, dass die Versickerungsgrube keine endgültige Lösung darstelle. Langfristig werde mit dem Erftverband eine Lösung erarbeitet, Oberflächenwasser wieder direkt in die Erft zu leiten.
Experte: Den Blessemerinnen drohen keine Gefahren mehr
Eine dauerhafte Verfüllung der Grube, die als wahrscheinlichste Planungsvariante gelte, könne allerdings auch erst in Jahren erfolgen. Bislang sammelte sich Wasser in einer Grube vor der Burg und wurde von dort in die Erft geleitet. Abwasser werde auch künftig zum Klärwerk geleitet.
Die Abbruchkante zum vormaligen Krater, der durch die Verwirbelung enormer Wassermassen entstanden war, ist abgesichert und der Boden mit Kieseintrag verdichtet worden. Dadurch wird laut Schiffer eine rückschreitende Erosion des Bodens verhindert. Den Anwohnern drohe keine Gefahr mehr. Beim Bau der Böschung werde Material aus der Grube verwendet und verdichtet, damit das Bauwerk auch bei Starkregen stabil bleibe.
Wenn die Fläche samt Böschungen einst verfüllt sein werde, böten sich unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten an. Vielleicht auch ein Dorfplatz. In einem breiten Beteiligungsverfahren mit den Bürgern werde dann das weitere Vorgehen beraten.
Erftstadt-Blessem: So sehen die Planungen für die Häuser aus
Drei Gebäude wurden von der Flut weggerissen, fünf andere Häuser an der Radmacherstraße mussten wegen mangelnder Standsicherheit abgebrochen werden und ein neuntes Gebäude, nämlich auf dem Gelände der Burg, wurde ebenfalls zerstört. Die ehemals nördlich der Straße gelegenen Gebäude sollen einige Meter von der Straße entfernt durch neue ersetzt werden. „Direkt an der Straße zu bauen, hätte aufwendige Pfahlgründungen erforderlich gemacht“, so Schiffer.
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Ob die ebenfalls abgebrochenen Gebäude südlich der Radmacherstraße durch neue ersetzt werden, ist nicht vorgesehen. Die früheren Bewohner (vier Familien) sind provisorisch anderweitig untergebracht. Wie zu erfahren war, ist die Stadt mit den Eigentümern im Gespräch, um Baugrundstücke anderenorts als Ersatz anzubieten. Dabei handelt es sich um Flächen in Borr und Erp.
Auf der Freifläche südlich der Radmacherstraße könnte ein Ort des Gedenkens an die Flutkatastrophe sein. Entscheidungen sollen im Einvernehmen mit der Bürgerschaft getroffen werden. Der Zugang zur Burg wird sich nicht ändern, ebenso wie die Linienführung der Blessemer Ortsdurchfahrt.