Zukunft ungewissBlessemer Burg ist zwei Monate nach der Flut eine einzige Baustelle
Erftstadt-Blessem – Der Boden ist nackt, bis auf Holzleisten, über die man steigen muss. Der Putz ist bis in Brusthöhe von den Wänden geschlagen, darunter kommen Mauern und Fachwerk zum Vorschein. Doch an der Decke hängen zwei funkelnde Kronleuchter – Zeugnisse einer besseren Zeit oder vielleicht auch Zeichen der Hoffnung, dass es wieder so schön werden kann, wie es mal war.
Zwei Monate nach der Überschwemmungskatastrophe wird in der Burg Blessem an allen Ecken und Enden geschuftet. Im Erdgeschoss des Haupthauses ist das alte Eichenparkett herausgerissen worden. Das Holz liegt zum Trocknen in einem Schuppen. Es soll auf jeden Fall wieder verwendet werden, sagt Dagmar Büsges-Osterrieth. Die 81-jährige Besitzerin ist jeden Tag in der Burg. Mit ihren Töchtern Desirée Köhler und Friederike Engels Meyer berät sie, was mit dem Eichenholz passieren soll. Es wieder einzusetzen, wäre teurer, als neues zu verlegen.
Burg Blessem: Acht Wohnungen sind im Rohbauzustand
„Ich habe Glück, ich habe viel Inventar retten können“, sagt die Seniorin. Die Künstlerin Maria Fernandez, die vor Jahren im Kutscherhaus auf dem Burggelände gewohnt hat, war gekommen und hat übereifrigen Helfern vieles aus den Händen gerissen. Wertvolle Möbel stehen mit abgeplatztem Furnier auf schiefen Beinen unterm Schuppendach.
„Wir erinnern uns noch, wie unser Großvater mit diesen Sachen gelebt hat“, sagt Friederike Engels-Meyer. Die Familie hat viel verloren. Acht Wohnungen sind im Rohbauzustand, ein Haus – darin hatte Dagmar Büsges-Osterrieths Sohn gewohnt – ist komplett weg, ebenso die Reithalle.
Und eine ganze Menge Land, das in dem Krater versunken ist, den Regen- und Erftwasser neben der Kiesgrube gerissen haben. Für die Burgbesitzer bedeutet das, dass Miet- und Pachteinnahmen wegbrechen, die sie für den Erhalt brauchen.
Wie es mit Burg Blessem weiter geht, ist weiter unklar
Ob und von wem sie Unterstützung bekommen, wissen die Familienmitglieder noch nicht. Nach dem Unglück habe die Stadt angefragt, ob sie den Kies, der sich unter dem abgestürzten Land befunden hatte, nutzen könne, um die Böschung zu sichern. Sie habe zugestimmt, sagt Büsges-Osterrieth. Ob sie den Rohstoff bezahlt bekomme, dazu habe sie bisher keine Informationen.
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Seit 1807 gehört das Blessemer Wahrzeichen ihrer Familie. Sie habe viel investiert in das historische Anwesen, und eigentlich sei es seit dem vergangenen Jahr endlich keine Baustelle mehr gewesen. „Wir fangen nochmal von vorn an“, sagt die 81-Jährige. „Dafür habe ich keine Nerven mehr.“ Doch die nächsten beiden Generationen kämpfen für den Familiensitz. Und dafür, dass Dagmar Büsges-Osterrieth im nächsten Sommer wieder einziehen kann ins Haupthaus der Burg.