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NRW-FörderungCarl-Schurz-Kreis schließt Archiv- und Digitalisierungsprojekt in Erftstadt ab

Lesezeit 3 Minuten
Drei Frauen und ein Mann stehen vor einer Leinwand in einer Kirche.

Freuten sich über den Abschluss des Projekts: Ministerin Ina Scharrenbach (v.l.), Bürgermeisterin Carolin Weitzel, Alex Burchard, Vorsitzender des Carl-Schurz-Kreises, und Archivleiterin Liline Meisen.

Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW hat das Projekt mit 145.000 Euro gefördert.

„Vom rheinischen Revolutionär zum amerikanischen Innenminister“: Der Carl-Schurz-Kreis Erftstadt lud zum feierlichen Abschluss seines Archiv- und Digitalisierungsprojekts und zur Präsentation der neuen Website am Montagmittag in die Kirche St. Alban in Liblar ein, wo Carl Schurz einst getauft wurde.

Das Projekt macht das historische Erbe von Carl Schurz für die Zukunft zugänglich. Gefördert wurde es vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen mit 145.000 Euro. Ministerin Ina Scharrenbach war persönlich anwesend und würdigte die Bedeutung des Projekts.

Alex Burchard, Vorsitzender des Carl-Schurz-Kreises, betonte in seiner Rede, dass das Archiv ohne „diese großzügige Förderung“ nicht für alle sichtbar gemacht worden wäre. Er dankte der Ministerin und ihrem Team für die Unterstützung und schilderte die außergewöhnliche Biografie von Carl Schurz: „Schurz war ein Freiheitskämpfer der 48er-Revolution.“ Gleichzeitig sei er ein außergewöhnlicher Mensch gewesen, mit vielen Talenten und einem unbändigen Willen.

Liblar: Witwe von Walter Keßler galt besonderer Dank

Als Beispiel nannte Burchard die morgendlichen Schulwege von Erftstadt nach Brühl – „anderthalb Stunden durch die Ville“. „Für die Sache, an die er glaubt, ist er bereit, viel zu investieren.“ Nach der gescheiterten Revolution emigrierte Schurz in die USA, wo er ein enger Gefolgsmann Abraham Lincolns wurde, später als Senator und Innenminister der Vereinigten Staaten Geschichte schrieb, wie Burchard weiter erläuterte.

Burchard thematisierte auch „dunkle Punkte“ von Schurz’ „glanzvoller Karriere“, etwa „das nicht immer eindeutige Bekenntnis zur Sklaverei“. „Ich glaube nicht, dass es Menschen gibt, die die Welt in dem Maße verändert oder verbessert haben wie Schurz, die gleichzeitig eine fehlerfreie Biografie aufweisen“, so Burchard. Es sei denn, sie seien früh gestorben.

Ein besonderer Dank ging an Monika Keßler, die Witwe des 2021 verstorbenen Journalisten und Heimatforschers Walter Keßler. Walter Keßler hatte nicht nur den Carl-Schurz-Kreis 1978 gegründet, sondern auch das Archiv maßgeblich aufgebaut. Keßler habe viele und wichtige Archivalien hinterlassen, teilweise auch aus seinem Privatarchiv, so Burchard.

Carl-Schurz-Sammlung: Herzstück sind private Briefe an Studienfreund

Archivleiterin Liline Meisen, die die Sammlung seit März 2023 betreut, gab anschließend einen Einblick in die Carl-Schurz-Sammlung. „Ich habe beinahe jedes der 2483 Dokumente in den Händen gehalten“, berichtete sie.

Das Herzstück des Archivs seien die sogenannten Lehmann-Briefe – 15 Schreiben, die Carl Schurz zwischen 1848 und 1897 an seinen Studienfreund Louis Lehmann verfasste. „Gerade die ersten Schreiben sind bedeutend, da kaum Schrift aus diesen Jahren von Carl-Schurz in Deutschland und Europa erhalten geblieben ist“, so Meisen.

Zu den Highlights der Sammlung gehören auch persönliche Fotografien sowie ein Dokument mit der Originalunterschrift von des damaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln. Diese Schätze aus der Liblarer Sammlung sind nun digital auf der neuen Webseite zugänglich.

Ministerin Ina Scharrenbach lobte die Arbeit des Carl-Schurz-Kreises und das „wirklich herausragende Projekt“. „Das wichtigste, was ein Mensch in seinem Leben hinterlassen kann, sind Spuren“, sagte sie. Der Carl-Schurz-Kreis gehe diesen Spuren nach, so Scharrenbach und sie fragte: „Welche Spuren schließen Sie an? Und was würde Carl Schurz zu der einen oder anderen Diskussion heute sagen?“ Sie betonte: „Alles hat seine Zeit in seiner Zeit. Aus einer Revolution wird auch eine Evolution.“

Bürgermeisterin Carolin Weitzel hob in ihrem Grußwort die nachhaltige Wirkung der 48er-Revolution hervor. Trotz ihres Scheiterns habe sie langfristig Gesellschaft und Wirtschaft modernisiert. „Die Idee der Freiheit ist mächtiger als jede Unterdrückung“, so Weitzel. Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung betonte sie die Wichtigkeit des bürgerschaftlichen Engagements und des Gedenkens an Carl Schurz: „Demokratie und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit.“

Weitere Informationen und das Archiv finden Interessierte hier.