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Ursache gefundenDarum sterben im Erftstädter Stadtweiher so viele Fische

Lesezeit 3 Minuten

Deutlich sichtbar ist im Gewässer der rot gefärbte Schlamm, der entsorgt werden muss.

Erftstadt-Lechenich – Wegen eines größeren Fischsterbens im Stadtweiher nahe der Oebelsmühle hatte der Angelverein Lechenich kürzlich Alarm geschlagen. Der Grund war zu wenig Sauerstoff im Wasser. SPD-Stadtverordneter Ralf Schnitzler nahm sich des Themas an und bat die Stadt um eine Stellungnahme, was sie zu tun gedenke.

Es handele sich um ein grundsätzliches Problem, erklärt Baudezernentin Monika Hallst. Grund sei, dass sedimentbeladenes Wasser am alten Feuerwehrhaus in den Stadtweiher eingeleitet werde, was auch zur Rotfärbung des Wassers führe. Auf den ersten paar Metern sinke die Fließgeschwindigkeit des eingeleiteten Wassers fast gänzlich ab. Die Sandbank auf den ersten zwanzig Metern des Stadtgrabens beweise dies.

Wasserzufluss wird von Mitarbeitern des Bauhofs reguliert

Der Erftverband habe vorgeschlagen, ein Absinkbecken einzubauen, aus dem das Sedimentmaterial regelmäßig abgepumpt werden könne. Das Sediment sei bleibelastet, die Entsorgung kostspielig. Beim Stadtgraben handele es sich um ein stehendes Gewässer. Das sei auch so mit der Unteren Wasserbehörde und dem Erftverband abgestimmt. Wasserverlust werde durch Einleitungen aus dem Lechenicher Mühlengraben ausgeglichen.

„Ein permanenter Durchfluss einer größeren Wassermenge ist nicht gewollt“, stellt Hallstein klar. Denn dann hätten Anlieger des Mühlengrabens (darunter die im Wasser auf Eichenpfählen stehende Burg Konradsheim) kein Wasser mehr. Die komplette Ökologie des Mühlengrabens würde somit zerstört. Der Wasserzufluss wird bislang von Mitarbeitern des Bauhofs von Hand reguliert.

Erftstädter Stadtweiher: So reagiert die Stadt

Bei hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen, gerade in den heißen Sommern der vergangenen Jahre, sinke durch Verdunstung und biologische Abbauprozesse die Sauerstoffsättigung. Hinzu komme, dass durch Blätter, Wasservögel und Fische (insbesondere, wenn sie gefüttert werden) ein hoher Nährstoffeintrag erfolge, erläutert Hallstein.

Wenn im Schlamm durch die Abbauprozesse der Sauerstoff aufgebraucht sei, vermehrten sich Botulismusbakterien. Diese wiederum schieden Botulin aus, eines der stärksten biologischen Gifte. Es führe bei Wirbeltieren zu Muskellähmungen und letztendlich zum Tod.

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Tatsächlich sei die Stadt aber nicht untätig gewesen und habe sich um eine Verbesserung des Sauerstoffgehalts im Stadtweiher gekümmert. So schafften die städtischen Dienste einen mobilen Sprudler zur Lufteinleitung an, auch ein Boot wurde gekauft. Zusammen mit dem Angelverein wurde das Gewässer auf Temperatur und Sauerstoffgehaltkontrolliert.

Wenn sich Probleme mit dem Gewässer andeuten, leitet der Angelverein mittels eines Sprührohres in Höhe des alten Feuerwehrgerätehauses Frischwasser aus dem Leitungsnetz ein. Parallel dazu wird der Sprudler eingesetzt. So werde das Wasser mit Sauerstoff angereichert.

Stadt will gegen Probleme am Erftstädter Stadtweiher vorgehen

Wegen des sich abzeichnenden Klimawandels werde sich die Problematik mit dem Gewässer allerdings künftig wohl noch verschärfen, befürchtet Hallstein. „Der Stadtgraben ist dann nur durch Frischwasserzufuhr zu halten“, kündigt die Beigeordnete an.

Das Gesamtproblem sei nur durch eine Entschlammung sowie eine Verhinderung des Eintrags von Rotbachsediment aus dem Mühlengraben in den Griff zu bekommen. Die Entsorgungsmöglichkeiten des kontaminierten Schlamms würden derzeit geprüft. Dadurch werde die aufzunehmende Wassermenge deutlich vergrößert und das Gewässer zumindest etwas widerstandsfähiger gegen künftige Wetterextreme sein.