Fast hätten sie ihren Jubeltag vergessen: Ilse und Horst Giesecke aus Erftstadt-Gymnich sind seit 70 Jahren verheiratet.
Nach 70 Jahren noch die große LiebeEhepaar Giesecke aus Gymnich feiert Gnadenhochzeit
„Sie ist immer noch meine ganz große Liebe“, fasst Horst Giesecke all seine Empfindungen zusammen. Vor genau 70 Jahren hat er den Bund der Ehe mit dieser großen Liebe, seiner Ehefrau Ilse, geschlossen. „Es waren aufregende Jahre mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen“, merkt Ilse Giesecke an. Am Dienstag, 29. August 2023, feiern die Eheleute das Jubiläum der Gnadenhochzeit.
„Fast hätten wir es allerdings total vergessen“, erzählt die inzwischen 90-jährige Jubilarin. Es sei die Stadt Erftstadt gewesen, die sie auf die Besonderheit des 29. August 2023 aufmerksam gemacht hatte. Das Bürgermeisterbüro habe angefragt, ob und wann sie ihnen zum Jubiläum gratulieren dürfe. Ein großes Fest ist allerdings nicht geplant.
„Wir machen uns ein paar schöne Stunden mit unseren beiden Söhnen“, sagt Ilse Giesecke. Und dann erzählen die Jubilare, wie ihre gemeinsame Zeit vor 73 Jahren begann. Ilse Giesecke lebte damals noch in der DDR Nähe Halle. Dorthin hatte es auch Horst Giesecke verschlagen. Sein Vater war Glaser und hatte dort in der Gegend zu tun. Und ich bin aus Berlin gekommen, um ihm bei der Arbeit zu helfen. „Unsere ganze Familie ist 1944 aus Pommern zusammen nach Berlin geflüchtet“, berichtet er.
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Noch genau erinnert er sich auch an jenen Abend, als er 1950 im Tanzsaal in Halle-Merseburg die junge Ilse entdeckte. „Sie war bildschön“, schwärmt er. Immer mittwochs und samstags trafen sie sich fortan zum Tanz. „Wir hatten uns immer viel zu erzählen und verstanden uns auch sonst prima“, erinnert sich Ilse Giesecke. So sei aus der Freundschaft langsam Liebe geworden. Als Horst Giesecke dann zurück nach Berlin wollte, sei sie ihm irgendwann gefolgt. Damals habe man auch die Grenze noch passieren können.
Geheiratet wurde in Ober-Burscheid im Bergischen. Dort blieben die jungen Eheleute zunächst in der Wohnung seiner Eltern. Horst Giesecke arbeitete dort als Holzfäller. Später fand er Arbeit als Glaser. 1956 kam Sohn Andreas zur Welt. Mit ihm wanderte die junge Familie aus – in die Schweiz. Lange blieben sie aber nicht. Von der Schweiz ging es dann zurück Deutschland, nach Köln. Wieder fand der Jubilar schnell Arbeit inklusive einer Betriebswohnung. Als sich der junge Mann dann mit drei Kollegen selbstständig machte, zog die Familie in eine Schrebergartensiedlung.
Dort brauchten sie nur zehn Mark im Monat Miete zu zahlen. „So konnten wir auch das Geld für die Anzahlung unseres Hauses sparen“, berichtet der Jubilar. Schon 1968 war das Haus fertig und Gieseckes zogen wieder um, diesmal aber schlugen sie Wurzeln. „Wir waren angekommen“, resümieren sie. Ein Jahr später kam Sohn Thomas zur Welt. Ein ganzes Buch könnten die Jubilare mit den Abenteuern ihres Lebens füllen. Später seien sie viel gereist – viele Male ging es nach Mexiko.
Und dann waren da ja auch noch die Hobbys der Jubilare. Jahrzehnte waren sie Mitglied in einem Verein für Kakteen und Orchideen, später auch Gruppenleiter. Platz für die Zucht der außergewöhnlichen Pflanzen schufen sie im Garten, wo sie gleich mehrere Gewächshäuser aufbauten. Mit einem weiteren Hobby, dem Sammeln von 1000 Edelsteinen, schaffte es Horst Giesecke sogar bis ins Guinnessbuch der Rekorde. Und bis heute bekommen im Hause Giesecke die Gäste jeweils einen, manchmal sogar zwei Glückssteine geschenkt.