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Ohne FamilieElfjährige Erftstädterin geht an die staatliche Ballettschule in Berlin

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Claras möchte eines Tages auf der großen Ballettbühne stehen.

Erftstadt-Lechenich – Der erste Schultag nach den Sommerferien ist für Clara Ertl ein ganz besonderer. Wenn ihre alten Schulfreundinnen sich wiedersehen, wird sie in lauter neue Gesichter sehen. Die Elfjährige zieht nach Berlin – allein, ohne Vater, Mutter, Bruder. Sie geht an die staatliche Ballettschule, der ein Internat angeschlossen ist.

Ein großer Schritt für ein kleines Persönchen, ein besonders mutiger. Clara selbst findet sich „mittelmäßig mutig“. Sie sagt: „Aber wenn ich weiß, dass ich etwas will, dann mache ich das auch.“ Und was sie will ist vor allem eines: tanzen. Das mache sie glücklich, sagt die Elfjährige aus Erftstadt: „Wenn ich tanze, fühle ich mich toll.“

Erftstädter Ballettschülerin hatte sich auch in Paris beworben

Elena Oberwalleney, Leiterin der Tanzschule Kult in Lechenich, ist vom Talent ihrer Schülerin überzeugt. Sie habe den nötigen Willen und das Durchhaltevermögen, aber auch die körperlichen Voraussetzungen für den klassischen Bühnentanz.

„Für mich als Mutter ist das natürlich schwer“, sagt Sophia Simons. Wenn es nach Clara gegangen wäre, wäre sie schon mit zehn Jahren ins Internat gezogen. Und sie hat auch im vergangenen Jahr bereits die Aufnahmeprüfung bestanden. Doch ihre Eltern wollten sie damals noch nicht gehen lassen.

„Das ist deine Chance, deshalb lassen wir dich gehen“

„Ich kann einem Vogel nicht die Flügel beschneiden.“ So formuliert die Mutter, warum sie ihre kleine Tochter ziehen lässt. Und fügt hinzu: „Wir werden bestimmt viel Geld für Bahntickets ausgeben.“

Ihre Freundinnen seien natürlich traurig über ihren Abschied, erzählt die Elfjährige. Aber auch die sagten: „Das ist deine Chance, deshalb lassen wir dich gehen.“

Ab August bewohnt sie dann also ein Zimmer im Berliner Internat, das sie sich voraussichtlich mit einer Schülerin aus Japan teilen wird. Aus 14 Nationen stammen die Schülerinnen, die Clara dort kennenlernen wird.

Ballettschule in Berlin: Wegen Corona lief alles anders

Wegen der Corona-Regeln war in diesem Jahr alles anders: Das Bewerbungsverfahren lief per Video, und bei einem ersten Besuch in ihrem neuen Zuhause konnte Clara nur mal kurz in den Flur schauen.

Wie ihr Zimmer aussieht, weiß sie noch nicht. Aber dass sie einen straffen Zeitplan haben wird, das ist ihr klar. Wenn alles glatt geht, wird sie am Ende nicht nur das Abitur in der Tasche haben, sondern auch einen Bachelor of Arts. Der Weg dahin ist herausfordernd, mit Training an sechs Tagen in der Woche neben dem normalen Schulunterricht.

Das Ziel der Elfjährigen sind die großen Bühnen der Welt. Dieses Ziel hat sie im Blick, auch wenn sie zugibt: „Ein bisschen traurig bin ich schon, wegen meiner Familie und unserem Kätzchen.“

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Aber derzeit überwiegt die Vorfreude: „Ich weiß ja, dass die in dem Internat nicht blöde oder gemein zu mir sind.“ Eine Traumrolle hat die kleine Tänzerin auch schon. Ihre Wahl verwundert nicht. Eines Tages möchte sie in Tschaikowskis Nussknacker-Ballett über die Bühne schweben. Natürlich in der Rolle der Clara.