Najla Jacobi lebt seit 2015 in Deutschland. Sie engagiert sich für andere Geflüchtete und hilft Familien bei der Integration.
Von Lions-Club ausgezeichnetSo hilft eine geflüchtete Afghanin in Erftstadt Neuankömmlingen
„In Erftstadt kennt mich jeder“, sagt Najla Jacobi und lacht. Das ist natürlich ein bisschen übertrieben. Aber tatsächlich kennen sie viele Menschen. Weil sie sich engagiert in ihrer neuen Heimat und sich dafür einsetzt, dass Menschen, die wie sie geflüchtet sind, hier Fuß fassen können. 2015 ist Najla Jacobi mit ihrem Mann und vier Kindern aus Afghanistan geflohen.
„Ich habe mich gegen meinen Willen entschieden, meine Heimat zu verlassen“, sagt die 42-Jährige. Sie war Lehrerin, arbeitete an gleich drei Schulen, um ihre Familie zu ernähren, das Haus abzubezahlen. Doch dann habe sie sich im Unterricht kritisch über die Taliban geäußert. Sie habe Drohschreiben bekommen, auch ihr Mann und ihr Sohn seien bedroht worden.
„Irgendwann hatte ich keinen Mut und keine Kraft mehr.“ Ihr Familie habe sie gewarnt. In Europa könne sie höchstens mit Spülen und Putzen Geld verdienen, ihre Zeugnisse seien dort nichts wert. Doch Najla Jacobi machte sich auf, mit ihrem Mann und ihren vier Kindern. Zwei Töchter waren noch so klein, dass sie den größten Teil der Flucht getragen werden mussten.
Die Mutter berichtet, wie sie auf dem Boden geschlafen haben, außer Mandeln und Wasser keine Nahrung hatten. Aber sie sagt auch: „Mit jedem Schritt bin ich stärker und mutiger geworden.“ In Griechenland bekamen sie ein Zelt, Essen, Kleidung. Von dort aus ging es nach Deutschland. „Hier habe ich viel Glück gehabt“, erzählt die 42-Jährige.
Ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst gearbeitet
In Erftstadt bekam die Familie schnell die Wohnung, in der sie bis heute lebt. Schon zwei Jahre später starb ihr Mann an Krebs, da brauchte Najla Jacobi wieder all ihren Mut und ihre Stärke. Den Nachnamen Jacobi hat sie übrigens bekommen, als ihr in Deutschland Papiere ausgestellt wurden – ganz einfach, weil ihr Großvater Jakub hieß. Denn einen Familiennamen habe sie in Afghanistan nicht gehabt.
Sie lernte Deutsch, machte ihren Führerschein und bewarb sich beim Bundesfreiwilligendienst. Ein Jahr arbeitete sie als Bufdi in einer Erftstädter Flüchtlingsunterkunft. Sie machte eine Ausbildung als Sprachintegrationsmittler, absolvierte ein sechsmonatiges Praktikum beim Roten Kreuz in Euskirchen.
Ihre Energie scheint unerschöpflich. Seit 2022 ist sie angestellt bei einem Flüchtlingsprojekt in Euskirchen. Die Kreisverwaltung in Bergheim fordert sie manchmal als Dolmetscherin an. Sie engagiert sich im Frauenbeirat und für den Integrationsbeirat, bereitet Essen vor, wenn sich Geflüchtete im Begegnungscafé der evangelischen Kirche in Lechenich treffen, kümmert sich um Menschen in den städtischen Unterkünften. Und sie betreut drei Familien aus Afghanistan und dem Irak.
Der Lions-Club hat sie vor einigen Monaten dafür mit dem Preis „Helfende Hand im fremden Land“ ausgezeichnet. Najla Jacobi erklärt, was sie antreibt. „Wenn ich mich mit den Geflüchteten unterhalte, sehe ich mein Gesicht im Gesicht der Frauen, meine Kinder in ihren Kindern.“ Bei ihrer Arbeit in dem Euskirchener Projekt sei sie „halb Bewohnerin, halb Betreuerin“.
Neben ihrem Engagement für andere hat Najla Jacobi auch für sich selbst noch viele Pläne. Sie will besser Deutsch lernen – obwohl sie es schon sehr gut spricht –, sie besucht einen Englisch-Kursus, einen Schwimm-Kursus, einen Excel-Kursus. Und verliert ein Ziel nie aus den Augen: den deutschen Pass.