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Besondere FreundschaftErftstädterin viele Jahre eng verbunden mit Gina Lollobrigida

Lesezeit 3 Minuten
Helga Schlösser hat den Arm um Gina Lollobrigida gelegt. Die Frauen sitzen an einem Tisch mit Weingläsern.

Helga Schlösser war nicht Fan von Gina Lollobrigida, die beiden waren befreundet. Bei vielen Veranstaltungen hat der Star die Friesheimerin getroffen.

Mit 19 Jahren lernte Helga Schlösser den kürzlich verstorbenen Filmstar kennen. Sie erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft.

Es ist eine schier unglaubliche Geschichte, skurril, voller haarsträubender Wendungen und überraschender Begegnungen, leider mit einem traurigen Ende. Die Geschichte einer Freundschaft, die fast sieben Jahrzehnte gehalten hat, zwischen zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.

„Wir waren seelenverwandt“, sagt Helga Schlösser über Gina Lollobrigida. Der Filmstar ist am Montag im Alter von 95 Jahren gestorben. In der Küche ihres Friesheimer Bauernhauses erzählt die 81-Jährige von der ungewöhnlichen Beziehung. Mal kämpft sie mit den Tränen, mal lässt die Erinnerung allen Kummer vergessen. Sie ist ein Teenager, als sie zum ersten Mal von dem aufgehenden Stern am Filmhimmel hört.

„Name klang, als hätte er drei Lutscher im Mund“

Der Lehrer wollte in ihrer Klasse über die alten Römer sprechen. Ein Klassenkamerad rief dazwischen, er kenne nur den Film „Die Römerin“ – mit Gina Lollobrigida. „Der Name klang, als hätte er drei Lutscher im Mund“, erinnert sich Helga Schlösser. Den Film habe sie ein paar Wochen später gesehen, aber nicht verstanden. Doch ihr Interesse war geweckt.

Und dann sah sie in einer Zeitschrift ein Bild, das Lollo, wie die Friesheimerin liebevoll sagt, von ihrer Mutter gemalt hatte. Als die schlief, denn sie mochte es nicht, gemalt zu werden. „Ich hatte gerade im Garten ein Bild von meiner schlafenden Mutter gemalt“, erzählt Helga Schlösser. Die erste Gemeinsamkeit war gefunden, die Friesheimerin ist hierzulande als Rosenmalerin bekannt. Dass die Schauspielerin nicht nur malte, sondern auch als Bildhauerin arbeitete, war eine weitere Gemeinsamkeit, die die beiden später entdeckten.

Helga Schlösser hat dieses Relief für den Filmstar geschnitzt

Helga Schlösser hat dieses Relief für den Filmstar geschnitzt

Die junge Helga fing an, alles zu sammeln, was mit der schönen Italienerin zu tun hatte, Kinokarten, Zeitungsausschnitte, Bilder. Auf dem Küchentisch breitet sie ihre Schätze aus. Genauer gesagt, einen Teil der Schätze, für alles wäre der Tisch zu klein. Ein besonderes Erinnerungsstück ist die erste Autogrammkarte, die Helga Schlösser Mitte der 50er-Jahre von Gina Lollobrigida bekam. Da hatte das junge Mädchen ihr mit Hilfe eines Bekannten in einem Brief sein Herz ausgeschüttet.

Helga lernte Lollo mit 19 kennen

Mit 19 Jahren machte sich die junge Frau auf die Reise nach Rom. Durch Zufall lernte sie eine Frau kennen, der sie von ihrer Schwärmerei erzählte – und die die richtigen Beziehungen hatte. Die erste Begegnung mit Lollo verlief allerdings anders als geplant. In ihrer Aufregung stolpere Helga über den Saum ihres Abendkleids: „Ich bin der Lollo vor die Füße gefallen. Ich dachte, ich bin im Himmel.“

Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Einer Freundschaft, die die Landwirtin – sie hatte mittlerweile den Friesheimer Bauern Johannes Schlösser geheiratet – auf die roten Teppiche der Filmwelt katapultierte. Unzählige Fotos zeigen das Ehepaar im feinen Zwirn in der Gesellschaft von Weltstars und Politikern, Berührungsängste sind den beiden fremd. Helga Schlösser ist – bis heute unüberhörbar – in Köln geboren. Mit kölscher Schnüss und gesundem Selbstvertrauen hat sie sich ihren Platz unter Promis gesichert.

Vergnügt erzählt sie von einer Begegnung mit dem damaligen WDR-Intendanten Friedrich Nowotny, der wissen wollte, wen Gina Lollobrigida da einfach auf die Bühne geholt hatte. Erzählt von Treffen mit Hans-Dietrich Genscher, von vornehmen Banketten, wilden Feten, rauen Scherzen. „Nee, was haben wir gelacht an dem Abend“, sagt sie immer wieder mal. Dann ist die Trauer um die Freundin für einen Moment vergessen. Von den Erinnerungsstücken an Lollo will Helga Schlösser sich nach deren Tod nun trennen: Sie will sie dem Turiner Filmmuseum übergeben.