StarkregenanalyseErftstadts Kanäle werden mit Kameras überprüft
Erftstadt – Der Schreck steckt den Betroffenen noch in den Gliedern: Am 24. Juni standen in Teilen von Liblar und Bliesheim Straßen unter Wasser, Keller wurden nass. Auch wenn der Starkregen relativ schnell wieder vorbei war, weckte das ungute Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Vorjahr. Viele Bürger stellen kritische Fragen, ob das Erftstädter Kanalnetz den Anforderungen noch gewachsen ist.
Jetzt befasste sich der Betriebsausschuss Stadtwerke mit dem Thema. Die Mitglieder gaben einstimmig einem Bürgerantrag statt: Die Kanäle in den betroffenen Gebieten sollen Schritt für Schritt mit Kameras befahren werden, um zu schauen, wo sie eventuell verengt oder verstopft sind.
Martin Bresser vom Ingenieurbüro Fischer hatte zunächst in einem Vortrag erklärt, wie Kanale berechnet werden und was das Kanalsystem überhaupt leisten kann. Seine Einschätzung künftiger Starkregen angesichts des Klimawandels war eindeutig: „Die Fahnenstange ist noch nicht zu Ende.“ Und er machte den Ausschussmitgliedern und den anwesenden Bürgern klar, dass schon Regenmengen von 75 Litern, wie sie im Juni stellenweise gefallen seien, zwangsläufig zu überschwemmten Straßen führten. „Dafür ist kein Kanal ausgelegt.“
Seine Lösungsvorschläge im Großen liefen darauf hinaus, dass es mehr Grünflächen geben müsse, mehr Rückhaltebecken, mehr Versickerungsmöglichkeiten.
Auf Straßen muss das Wasser gut abfließen können
Und dass man von einer anthropogenen Straßenplanung zu regensensiblen Straßen kommen müsse. Sprich: Im Mittelpunkt dürfe nicht mehr stehen, dass die Straßen den Menschen den bequemsten Weg eröffneten, sondern dass das Wasser dort abfließen könne.
Die Stadt müsse schon bei der Flächennutzungsplanung den Klimawandel berücksichtigen. Ziel müsse sein, den natürlichen Wasserhaushalt so gut es gehe aufrechtzuerhalten. Zu viel Waser fließe in den Kanal, zu wenig versickere oder verdunste. Und gerade letzteres sei ja auch für die Kühlung in der Stadt wichtig. Bresser gab auch Tipps, wie jeder sein Haus besser schützen kann.
Keine Verschlammungen oder Verkrustungen gefunden
„Jede Dachfläche sollte über eine Notentwässerung mit einer Ableitung ins Freie verfügen.“ Schon eine höhere Umrandung der Lichtschächte könne vieles verhindern. Der Fachmann warnte von Eingängen auf Höhe der Straßenoberkante und nicht gesicherten Kellertreppen.
Lutz Halfen von den Stadtwerken berichtete, dass in Ahrem einige Kanäle mit Kameras untersucht worden seien. Es seien aber keine Verschlammungen oder Krusten gefunden worden. Die Ahremer Ortsbürgermeisterin Tanja Gietzen verwies allerdings darauf, dass ein Teil der Straßen, in denen die Kameras unterwegs waren, beim letzten Starkregen gar nicht überschwemmt gewesen sei.
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Künftig sollen die Stadtwerke auf die Kenntnisse der Ortsbürgermeister zurückgreifen. Entscheidend für die Zukunft des Erftstädter Kanalsystems wird die Starkregenanalyse. Die Ausschreibung dafür werde gerade vorbereitet, sagte Kämmerer Dirk Knips.