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Mit Bildern kommen die TränenPostbotinnen sprechen über den Moment, als die Flut kam

Lesezeit 3 Minuten
Erftstadt Flut Postauto 15. Juli 2021 mkl

Die Erft hatte sich in einen reißenden Fluss verwandelt. 

Erftstadt – „Wie soll ich das bloß in der Firma erklären? Alle Pakete und Briefe, alles ist weg.“ Das war der erste Gedanke, der Martina Becker (57) durch den Kopf schoss, als sie in dem gelben Transporter am Vormittag des 15. Juli 2021 auf der Luxemburger Straße in den Wassermassen unterging. Fast wäre das Fahrzeug über die Leitplanke in ein Regenrückhaltebecken gespült worden.

Acht Monate danach hat sie die Eindrücke dieses Tages noch nicht vollständig verarbeitet. „Aber es geht mir schon viel besser“, sagt sie. Manchmal kämen noch die Bilder hoch und mit ihnen die Tränen. „Die Arbeit macht mir nach wie vor Spaß, aber das Gefühl dabei ist seit der Flut anders.“

Flut in Erftstadt: Die Erft riss ihr Postauto mit

Sie war damals vom Depot in Liblar zur B 265 gefahren. „Es gab einen kleinen Stau“, erinnert sie sich. Dann kamen ihr einige Fahrzeuge entgegen. „Wieso das?“, dachte sie. Im nächsten Augenblick sah sie das Wasser. Erst sei es wenig gewesen, aber ganz schnell sei es zu einem reißenden Strom angewachsen, der ihr Auto mitriss. Das Wasser war überall. Die Fahrertür ließ sich nicht mehr öffnen.

Rettung Martina Becker

Feuerwehrleute retteten Martina Becker im Juli vorigen Jahres aus höchster Not.

Sie rief in der Firma an und schrie um Hilfe, doch der Empfang war sehr schlecht. „Ihre Hilferufe haben wir aber gehört“, erinnert sich Standortleiter Jan Meuer. Dem ganzen Team seien Steine vom Herzen gefallen, als sich ihre Kollegin am Nachmittag wieder meldete. „Wir alle sind dankbar, dass alle Kollegen heil aus dieser Katastrophe gekommen sind“, betont Bezirksleiter Manfred Klose. Zwei Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter waren auf der Luxemburger Straße in die Flutwelle geraten.

Flut: Postbotin tauchte durch braune Brühe

Dabei hatte Martina Becker erst noch Hoffnung, das Auto samt Fracht retten zu können. Doch dann trieb ein anderes Auto gegen ihren Wagen, beide wurden über die Leitplanke gewirbelt. Das Postauto begann zu sinken. „Raus hier!“, sei ihr einziger Gedanke gewesen, schildert die Zustellerin. „Wenn ich nicht ganz schnell aus dem Auto komme, ist der Verlust der Pakete und Briefe mein kleinstes Problem.“ Sie kurbelte das Seitenfenster herunter, zwängte sich hindurch und tauchte durch die braune Brühe.

Flut Erftstadt Post

Standortleiter Jan Meuer und Bezirksleiter Manfred Klose sprechen regelmäßig mit Lisa Ernst und Martina Becker über ihre Erlebnisse in der Flut.

Ein ganzes Stück sei sie dann quer durch das Regenauffangbecken geschwommen, erzählt sie weiter, teils gegen die Strömung, bis Feuerwehrleute sie herausziehen konnten, gerade noch rechtzeitig, denn sie war am Ende ihrer Kräfte. Dass es so knapp war, wurde ihr erst später klar, als sie Bilder von der Flut sah.

Erft: Das Wasser reichte ihr bis zur Brust

Auch ihre Kollegin Lisa Ernst (30) hatte Glück im Unglück. Sie fuhr nur wenige Fahrzeuge hinter Becker auf der Luxemburger Straße. Einige Minuten hat auch sie im Stau gestanden, dann sah sie das Wasser langsam kommen. Sie wollte nicht einfach aussteigen und das Fahrzeug stehen lassen. Doch den Teamsprecher konnte sie nicht erreichen.

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Als sie die ersten Fahrzeuge aufschwimmen sah, packte sie zügig Scanner, Fahrtenbuch und Drucker ein. In dem Augenblick, als das Wasser durchs Seitenfenster drang, drückte sie die Wagentür auf. Das Wasser reichte ihr schon bis zur Brust, als sie das Postauto abschloss und sich auf einer Böschung in Sicherheit bringen konnte.