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HaushaltssicherungSparkurs in der Jugendarbeit in Erftstadt sorgt für Kritik

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das Stadthaus in Lechenich.

Die Stadt will das Jugendcafé Lechenich schließen. (Archivfoto)

Der Haushaltsplanentwurf sieht unter anderem vor, den Jugendtreff in Lechenich zu schließen und Stellen nicht zu besetzen.

Während der aktuellen Haushaltsplanberatungen in Erftstadt sorgen Einsparungen im Bereich Jugendarbeit für Diskussionen und Kritik. „Wer sich das vorgeschlagene Haushaltssicherungskonzept der Stadt ansieht, hat Tränen in den Augen“, betont Susanne Loosen, SPD-Fraktionschefin. Die Ausgabenreduzierung von 265.000 Euro jährlich solle ausschließlich aus dem Jugendbudget genommen werden. Das dürfe man nicht zulassen.

Besonders in der Kritik steht momentan, dass die Stadt den Jugendtreff in Lechenich schließen will. Die Einrichtung versorge auch die südlichen Stadtteile mit, erläuterte Susanne Loosen. „Dass Kinder und Jugendliche aus Friesheim und Erp selbstständig nach Köttingen oder Liblar fahren, ist eher unwahrscheinlich.“ Denn in diesen beiden Stadtteilen gibt es zwei weitere Einrichtungen.

Erftstadt: Stellen nicht besetzt und Kita-Bau zurückgestellt

Der Rat hatte außerdem für die Jugendarbeit 1,5 Vollzeitstellen beschlossen. Diese Stellen werden nun ebenfalls nicht besetzt. Dabei würden sogar 2,5 Stellen gebraucht werden, so Loosen. Der Bedarf an zusätzlichen Vollzeitstellen war im Kinder- und Jugendförderplan der Stadt Erftstadt aufgezeigt worden.

Die Stadt verzichtet zudem unter anderem auf den Kauf eines neuen Mobilé-Busses, stattdessen soll ein vorhandener Transportbus der Abteilung Jugendarbeit und -förderung umfunktioniert werden. Sie verfolgt zudem die Einrichtung einer Unterstellhütte in Gymnich nicht weiter. Auch der Bau der Kita Friesheimer Busch wird zurückgestellt bis zum Abschluss der laufenden Neubauprojekte.

Erftstadt: SPD und Grüne kritisieren Einsparungen

Für junge Menschen sei in Erftstadt noch nie genügend Geld ausgegeben worden, so Susanne Loosen weiter. Natürlich könne man nicht in allen Stadtteilen Jugendzentren bauen, räumt sie ein, aber das Konzept Mobilé solle das ausgleichen, das „sozusagen schon das Sparprogramm für die Jugendarbeit“ sei. Loosen: „Sparen ja – aber nicht auf Kosten der Jugend.“ Man brauche gute Jugendarbeit, gut ausgestattete Spielplätze und Freiflächen sowie gute Kitas.

Zu den Einsparungen äußerte sich auch Tina Conrady, Vorsitzende der Erftstädter Grünen, in einer Mitteilung: „Die Kürzungen im Jugendbereich sind ein falsches Signal.“ Gerade die Förderung der Jugend sollte in Zeiten wachsender sozialer Herausforderungen gestärkt und nicht reduziert werden, so Conrady.

Erftstadt: Stadtjugendring machte seinem Ärger in offenem Brief Luft

Der Jugendhilfeausschuss lehnte die Einsparvorschläge der Stadt mehrheitlich ab. CDU und FDP stimmten dafür. „Für uns ist es sehr schwer, im Bereich Kinder und Jugend Einsparungen vorzunehmen“, sagte Ratsmitglied Cornelia Hütten (CDU) auf Anfrage dieser Redaktion. Man habe sehr lange in der Fraktion diskutiert.

Laut Bericht, der im Ausschuss vorgelegt worden sei, seien acht Kinder Stammkunden im Jugendcafé Lechenich. Es täte ihr um jedes Kind leid, dem nun diese Möglichkeit genommen werde. Bei der aktuellen Haushaltslage habe man sich jedoch die Frage stellen müssen: „Ist das rentabel?“, führte Hütten aus.

Der Stadtjugendring machte seinem Ärger über den Haushalt kürzlich in einem offenen Brief Luft. In den Plänen für den neuen Haushalt der Stadt Erftstadt könne man nun sehen, dass ausschließlich im Jugendbereich gespart werden solle. „Wir sind uns einig, dass die Stadt ihre Aufgaben nicht nur nicht zurückfahren darf, sondern diese wieder ausbauen muss“, heißt es in dem Schreiben. Rat und Verwaltung müssten ihren Kurs korrigieren und den Fokus wieder auf die junge Generation richten.

Gerade in Zeiten, in denen jüngere Menschen, die sich von der Gesellschaft nicht gesehen und gehört fühlten, vermehrt extreme Parteien wählten, seien Sozialarbeiter und persönliche Ansprechpartner in den Jugendeinrichtungen umso wichtiger, um der zunehmenden Radikalisierung entgegenzuwirken.

„Wir, ehrenamtliche und hauptamtliche Akteure, die regelmäßig mit und für Kinder und Jugendliche engagiert sind, sind entsetzt, dass der Haushalt ausgerechnet über die ohnehin finanziell schlecht ausgestattete Jugendarbeit gerettet werden soll.“ Man lehne die Pläne von Rat und Verwaltung entschieden ab.