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Kurswechsel gefordertStadtjugendring in Erftstadt beklagt Sparen auf Kosten junger Leute

Lesezeit 2 Minuten
Zu sehen ist das Erftstädter Rathaus in Liblar.

Im Rathaus wird nach Ansicht des Stadtjugenrings an der falsche Stelle gespart.

Stadtjugendring fordert ein Umdenken in der lokalen Politik, um junge Menschen stärker zu unterstützen.

Fehlendes Personal, Unterfinanzierung und nun die geplante Schließung des Jugendtreffs in Lechenich - in einem Offenen Brief macht der Stadtjugendring seinem Ärger über Politik und Verwaltung Luft und fordert ein deutliches Bekenntnis zur Jugendarbeit.

„Wir sind uns einig, dass die Stadt ihre Aufgaben nicht nur nicht zurückfahren darf, sondern diese wieder ausbauen muss“, heißt es in einem Schreiben an diese Zeitung. Rat und Verwaltung müssten ihren Kurs korrigieren und den Fokus wieder auf die junge Generation richten.

Verfasser des offenen Briefes sehen sich durch Umfrage bestätigt

Gerade in Zeiten, in denen jüngere Menschen, die sich von der Gesellschaft nicht gesehen und gehört fühlten, vermehrt extreme Parteien wählten, seien Sozialarbeiter und persönliche Ansprechpartner in den Jugendeinrichtungen umso wichtiger, um der zunehmenden Radikalisierung entgegenzuwirken.

Als beispielhaft nennen die Verfasser des Offenen Briefes eine Umfrage bei Jugendlichen in Erftstadt aus dem Jahr 2016, in der 64 Prozent der Befragten angaben, sie hätten bei Sorgen keinen Ansprechpartner. Die psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie, von Ängsten durch Krieg und Klimawandel, aber auch der Flut in der Region haben diese Zahl sicher noch steigen lassen, vermuten sie.

Entsprechend deutlich fällt die Kritik des Jugendrings für die aktuellen Sparpläne der Stadt für den kommenden Haushalt aus, in dem ausschließlich bei der Finanzierung der Jugendarbeit gekürzt werden solle, unter anderem über die Schließung des Jugendzentrums in Lechenich.

„Wir, ehrenamtliche und hauptamtliche Akteure, die regelmäßig mit und für Kinder und Jugendliche engagiert sind, sind entsetzt, dass der Haushalt ausgerechnet über die ohnehin finanziell schlecht ausgestattete Jugendarbeit gerettet werden soll. Der Stadtjugendring, Vertreter der in der freien Jugendarbeit tätigen Vereine in Erftstadt, lehnt die Pläne von Rat und Verwaltung entschieden ab“, machen die Verfasser deutlich.

Politische Mehrheit hält an Sparkurs fest

Gleichwohl betonen sie, dass in der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses zwar nur noch die Fraktionen der CDU und FDP an den Sparplänen festhalten würden, damit aber immer noch die Mehrheit aktuelle gesellschaftliche Prozesse und den immer höher werdenden Beratungsbedarf von Kindern und Jugendlichen ignoriere.

Dabei sei in den letzten Jahren die finanzielle Ausstattung der Jugendarbeit der Stadt Erftstadt auf extreme Weise hinter den Durchschnitt im Land NRW zurückgefallen und die zu geringe personelle Ausstattung von einer unabhängigen Beratungsfirma (IMAKA) bestätigt worden. Ein Zustand, den der Stadtjugendring Erftstadt nicht weiter hinnehmen will.