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„Vertrauen erschüttert“Streit um Erftstädter Sportplatz im Stadtrat

Lesezeit 4 Minuten
Bogenschützen trainieren auf einer Bogensportanlage mit mehreren Zielscheiben.

Noch trainiert der Bogensportclub Erftstadt (BSC) auf dem Gelände am Rande des Wirtschaftsparks.

Die Debatte um die künftige Trainingsstätte des Bogensportclubs Erftstadt flammte erneut auf – Platz an anderen Verein vergeben.

Seit mittlerweile drei Jahren ist nicht geklärt, wo der Bogensportclub Erftstadt (BSC) in Zukunft trainieren wird. Am Dienstagabend flammte die Debatte im Stadtrat erneut auf. Denn der BSC muss seinen Platz am Rande des Lechenicher Wirtschaftsparks aufgrund der Erweiterung nun doch früher als gedacht räumen. „Wir haben vor zwei Wochen überraschenderweise die Kündigung bekommen zum Ende dieses Jahres“, sagte Dominik Kraus, Vorsitzender des BSC.

Zwar hatte die Stadt dem BSC vor zwei Jahren den ehemaligen Platz der Erftstadt Bravehearts in Herrig angeboten. Den haben man auch besichtigt und dann auch eigentlich ein positives Feedback gegeben, sagte Kraus. Unmittelbar nach der Besichtigung am 28. März 2022 hatte Kraus eine E-Mail an die Stadt geschrieben, die dieser Redaktion vorliegt.

Verein bekundete Interesse in E-Mail nach Besichtigung

Darin heißt es, dass man sich mit dem Vorstand abgestimmt habe und einstimmig der Meinung sei, dass der Sportplatz eine geeignete Alternative darstellen könnte. „Somit möchten wir hiermit unser Interesse an dem Platz bekunden“, schrieb Kraus weiter. Vor einer hundertprozentigen Zusage wollte der Verein jedoch Punkte wie eine Auflistung der laufenden Kosten geklärt wissen. Danach hieß es laut Kraus, man würde Herrig ablehnen.

Wenn wir in der Kürze der Zeit umziehen müssen, dann kann der Verein schließen
Dominik Kraus

In der Sitzung stellte er klar: „Wir wollen Herrig haben.“ Die Äußerung, die seitens des Vereins getätigt worden seien, beträfen lediglich die Duschen und die Tiefe des Platzes. Erstere brauche man nicht, dementsprechend könne man einen Lagerplatz daraus machen. Die Tiefe des Platzes sei das Minimum, aber damit könne man leben.

Daraufhin seien dem Verein zwei andere Plätze angeboten worden: Der erste habe sich als Hügellandschaft entpuppt. Der zweite Platz in Dirmerzheim sei grundsätzlich geeignet. Der Platz sei seiner Kenntnis nach frisch gesät worden, vor September oder Oktober könne man dort also nicht anfangen, etwas zu tun. Zum Ende des Jahres wurde jedoch der Vertrag in Lechenich gekündigt. „Wenn wir in der Kürze der Zeit umziehen müssen, dann kann der Verein schließen“, sagte Dominik Kraus.

Erftstadt: Stadt gibt Platz an anderen Verein

Der Technische Beigeordnete Dirk Schulz stellte klar: „In unseren ersten Gesprächen haben Sie uns in der Tat mitgeteilt, dass Herrig für Sie nicht infrage kommt.“ Deshalb habe man zusammen einen anderen Platz gesucht. Nach langem Suchen habe man den Platz in Dirmerzheim gefunden. Bei einem Telefonat habe Kraus dem Technischen Beigeordneten mitgeteilt, dass der Platz wunderbar sei, man lediglich nicht wisse, wie man die Container dort hinbekomme. Schulz habe daraufhin die Hilfe der Stadt angeboten.

Mittlerweile besteht jedoch ein Vertrag mit den Nifty Wolves, die in Herrig künftig Hindernisläufe trainieren werden. „Dass wir den Platz in Herrig abgegeben haben, lag an Ihrer Ablehnung für den Platz“, so Schulz.

Die SPD ist laut Ratsmitglied Ralf Schnitzler entsetzt über das Vorgehen der Verwaltung. In einer Sitzung des Sportausschusses am 31. August 2022 sei beschlossen worden, dass keine Platzvergabe erfolgen solle, bevor für die Bogensportschützen ein Platz gefunden würde. „Darüber ist sich laut unserer Akteneinsicht eindeutig hinweggesetzt worden“, so Schnitzler. „Am 23. März ist bereits ein Vertrag mit den Nifty Wolves geschlossen worden. Das ist eine klare Missachtung des politischen Gremiums.“ Man erwarte eine Rückabwicklung des Vertrags mit den Nifty Wolves.

Erftstädter Politiker: Vertrauen ist erschüttert

Die Vergabe von Sportstätten sei nach der Zuständigkeitsordnung weder dem Sportausschuss noch dem Betriebsausschuss Immobilien zugesprochen. Und wenn es nicht in der Zuständigkeit der Ausschüsse liegt, dann ist es ein laufendes Geschäft der Verwaltung, sagte Gerd Schiffer, Leitung Stabsstelle Wiederaufbau.

„Mein Vertrauen ist erschüttert“, sagte Franz Holtz, Fraktionsvorsitzender der FDP. Stephanie Bethmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Wir vertreten die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. Die Verwaltung ist als Exekutive verpflichtet, den Wunsch dieser umzusetzen und sollte dies nicht nochmals versäumen.“ Nun brauche man schnellstmöglich eine Lösung, damit der BSC ein gutes neues Gelände bekomme, bestenfalls in Herrig.

Man müsse den Sachverhalt in Gänze klären, sagte Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Die Thematik wurde bei 25 Ja-Stimmen, 13 Gegenstimmen und fünf Enthaltungen in den Immobilienausschuss vertagt.