Friedhelm PrinzErftstädter Schiedsmann ist die letzte Chance für Streithähne
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Erftstadt-Gymnich – Es sind die banal scheinenden Dinge, die manchem das Leben schwer machen können. Kleinigkeiten, denen man eigentlich kaum Beachtung schenken würde, können sich plötzlich zu riesigen Problemen entwickeln. Der Ast eines Baumes, der von Nachbars Garten unkontrolliert herüber wächst. Oder der Grillrauch des Nachbarn, der abends regelmäßig die eigene Terrasse zu qualmt.
Friedhelm Prinz kann davon ein Lied singen. Seit drei Jahren ist er ehrenamtlicher Schiedsmann für die Ortsteile Gymnich, Dirmerzheim, Köttingen und Kierdorf. Durchschnittlich etwa einmal im Monat wird er hinzugezogen, wenn sie zwei Anwohner derart in die Wolle gekriegt haben, dass sie den Konflikt ohne fremde Hilfe nicht mehr lösen können. „Es sind fast ausschließlich Nachbarschaftsstreitigkeiten, die ich schlichten muss“, berichtet der 64-jährige pensionierte Bankkaufmann.
Zur Verschwiegenheit verpflichtet
Details zu seinen Fällen will und darf er natürlich nicht preisgeben. Schließlich ist er im Rahmen seiner Vereidigung auch zur Verschwiegenheit verpflichtet worden. Ganz allgemein gehe es aber, soviel könne er verraten, um die klassischen Konfliktherde unter Nachbarn. Das fange bei der Geruchsbelästigung an und höre bei verbaler Gewalt oder Sachbeschädigung nicht unbedingt auf. Auch Bedrohung und Körperverletzung falle gegebenenfalls in seine Zuständigkeit.
Stellt eine der streitenden Parteien einen Antrag auf ein Schlichtungsverfahren in den Stadtteilen, für die er zuständig ist, so wird Friedhelm Prinz aktiv. Er legt einen Gesprächstermin fest, an dem sowohl der Antragsteller als auch die Gegenseite erscheinen müssen, üblicherweise bei ihm zu Hause, um auf neutralem Boden zu verhandeln. Erscheint eine der Parteien nicht, kann Prinz ein Ordnungsgeld verhängen. Sind beide Parteien anwesend, hört er sich die jeweiligen Schilderungen und Positionen der Kontrahenten an und versucht eine Lösung zu finden. „Man muss gut zuhören können, und man muss ein bisschen Menschenkenntnis mitbringen“, beschreibt Prinz seine Voraussetzungen für dieses Ehrenamt. Nach seiner Erfahrung lassen sich 80 Prozent der Konflikte bereits bei dem ersten Gespräch bereinigen. „Meist scheitert es einfach an der mangelnden Gesprächsbereitschaft beider Seiten miteinander“, sagt der Schiedsmann. Wäre die vorhanden, so müssten viele Menschen gar nicht bei ihm sitzen. Gelingt Prinz eine Vermittlung zwischen den Streitenden, wird das Ergebnis dokumentiert und ist für beide Seiten bindend. Erzielte Vergleiche sind 30 Jahre lang vollstreckbar.
Können sich die Parteien hingegen auch nach dem zweiten Treffen nicht auf eine Lösung einigen, stellt Prinz eine Erfolglosigkeitsbescheinigung aus. Üblicherweise sehen sich die Streithähne dann erst vor Gericht wieder.
So oder so sind die Kosten für die beteiligten Parteien, die bei einem Schiedsverfahren anfallen, sehr gering. In der Regel kostet ein Streitfall zwischen 25 und 50 Euro. Daher sind sie eine kostengünstige Entlastung der Gerichte, die ansonsten noch stärker mit vergleichsweise harmlosen Fällen belastet würden. n Es gibt aber auch unbelehrbare Zeitgenossen. Prinz: „Manche Familien waren schon dreimal bei mir, wegen drei verschiedener Verfahren.“
Nach seiner Pensionierung wollte Prinz etwas Sinnvolles mit seiner Freizeit anfangen. Zunächst habe er polnische Kinder in deutscher Sprache unterrichtet, fast zeitgleich sei ihm aber auch das Schiedsamt auf Anfrage der Stadt empfohlen worden.
Da er auf Dauer nicht beide Tätigkeiten ausführen konnte, ließ er den Unterricht irgendwann auslaufen und nahm keine neuen Schüler mehr an. „Ich es schon toll fand, die Erfolgserlebnisse bei den Kindern zu erleben“, sagt Friedhelm Prinz. Doch auch als Schiedsmann freut er sich immer wieder über sichtbare Erfolge, wenn er mal wieder einen erbitterten Streit schlichten konnte.