In einem desolaten ZustandStadt organisiert Feuerwehr in Erftstadt komplett neu
Erftstadt – Es wird ein Langzeitprojekt, und eines, das viel Geld kosten wird. Auf der nächsten Sitzung des Stadtrates – sie findet am Dienstag, 26. April, 17 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses statt – wird über den Brandschutzbedarfsplan entschieden. Es ist davon auszugehen, dass er die letzte Hürde nimmt, nachdem er im Hauptausschuss mit zwölf Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen abgesegnet worden ist.
Für die Feuerwehr in der Stadt – sowohl die Mitarbeiter der hauptamtlichen Wache als auch für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr – bedeutet das, was da auf rund 300 Seiten ausgeführt ist, eine große Umstellung. Löschgruppen werden zusammengefasst, kleine Gerätehäuser aufgegeben, eine neue Hauptwache gebaut.
Einige Gerätehäuser in Erftstadt in desolatem Zustand
„Kleine Löschgruppen wie Borr/Niederberg werden nicht aufgelöst, sondern Teil des neuen Verbundes“, stellt Erster Beigeordneter Jörg Breetzmann klar. Im Brandschutzbedarfsplan ist ausdrücklich die Stärkung des Ehrenamtes in der Feuerwehr verankert. Die Freiwilligen Feuerwehrleute sollen in leistungsfähigen Einheiten zusammenarbeiten. „Bei einem Wohnungsbrand braucht man mindestens sechs Leute, um gezielt vorgehen zu können“, sagt Breetzmann. Das könne eine Löschgruppe mit acht oder zehn Aktiven nicht leisten.
Er beschreibt den desolaten Zustand einiger Gerätehäuser. In Dirmerzheim gebe es keine Duschen, in Friesheim halte man sich besser nicht bei Regen auf, in Dirmerzheim sei die Einfahrt so niedrig, dass kein neues Feuerwehrauto durchpasse. Die neuen Stützpunkt-Gebäude dienten nicht nur dem Komfort, sondern auch der Sicherheit der Brandschützer. Zum Beispiel dadurch, dass sie verrußte Einsatzkleidung dort sofort ausziehen könnten.
Hauptwache in Liblar soll zum Stützpunktstandort werden
Im Brandschutzbedarfsplan ist allein für die Standardisierung der Feuerwehrgerätehäuser von rund 23 Millionen Euro die Rede. Friesheim soll neuer Stützpunktstandort Süd werden, Gymnich Stützpunktstandort Nord, Köttingen/Kierdorf Ost, alle drei mit neuen Gebäuden. Die Hauptwache in Liblar soll zum Stützpunktstandort werden. Eine neue zentrale Wache für die hauptamtlichen Kräfte wird in Lechenich , Richtung Ahrem, gebaut.
Die Liblarer Wache sei einfach zu klein geworden, sagt Breetzmann: „Gebaut wurde sie 1990 für ungefähr 30 Mann, jetzt haben wir dort an die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Erftstädter Feuerwehr kann Hilfsfristen nicht immer einhalten
Hintergrund der Umorganisation ist aber auch, dass derzeit die Hilfsfristen nicht immer eingehalten werden können. Sprich: Zu oft dauert es länger als vorgeschrieben, bis die Einsatzkräfte am Brand- oder Unfallort sind. Hinzu kommen laut Beigeordnetem Breetzmann Erkenntnisse aus der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr: „Das Gerätehaus in Bliesheims steht einfach zu dicht an der Erft.“
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Auch bei der Ausstattung der Feuerwehren muss sich angesichts wandelnder klimatischer Bedingungen etwas ändern. Es müssen Fahrzeuge mit mehr Wattiefe angeschafft werden, also solche, die auch in tieferem Wasser noch fahren können. Und andererseits sind wendige, geländegängige Modelle nötig, weil mit immer mehr Bränden im Villewald zu rechnen ist. Vor diesem Hintergrund stehen auch leichtere Einsatzhosen und -helme für die Feuerwehrleute auf der Anschaffungsliste.
Breetzmann jedenfalls zeigt sich zufrieden, dass es nach 17 Jahren nun einen neuen Brandschutzbedarfsplan gebe. „Wir stellen die Weichen für die Zukunft“, ist er sicher. Und ja, dafür müsse einiges Geld fließen. Er hoffe aber auf Fördermittel.