Eine Mutter postet das Foto ihres verletzten Sohnes aus der Notaufnahme auf Facebook: Sie ist entsetzt, dass ein Autofahrer augenscheinlich einfach weitergefahren ist, nachdem er mit dem 16-Jährigen kollidiert war.
Die Reaktionen auf ihren zornigen Beitrag sind enorm.
Im Gespräch erzählt sie, dass es ihrem Sohn nach dem Sturz in Gymnich bereits etwas besser geht.
Die 14-jährige Schwester des Opfers hatte den Jungen nach einer Kurve nicht mehr gesehen und mithilfe einer App abseits der Straße Gymnicher Mühle ausfindig machen können.
Gymnich – Auch Tage nach dem Unfall ist Ilona Temmen noch fassungslos. Ihr 16-jähriger Sohn ist am Samstag in Erftstadt-Gymnich auf dem Fahrrad angefahren worden – und der Unfallfahrer fuhr einfach weiter und ließ den verletzten Jugendlichen im Gebüsch liegen. „Der Fahrer hatte nicht einmal genügend Anstand, anonym den Rettungsdienst zu alarmieren“, sagt sie dem „Köner Stadt-Anzeiger“.
In ihrer Verzweiflung und Empörung über das Verhalten des Fahrers griff sie zu einem eher ungewöhnlichen Mittel. Sie veröffentlichte ein Foto, das ihren schwerverletzten Sohn in der Notaufnahme zeigt, auf Facebook, um auf den Fall aufmerksam zu machen. „Ich bin sprachlos, wütend, enttäuscht und unendlich traurig“, schrieb sie dazu.
Knapp 900 Reaktionen auf ihren Beitrag gingen ein, rund 600 Facebook-Nutzer haben ihn kommentiert, rund 1200 ihn geteilt – die Resonanz ist enorm.
Die Familie habe zuvor besprochen, ob und wie sie die Geschichte und auch das Foto veröffentlichen sollen, erzählt die Mutter. Zuerst habe man auch darüber nachgedacht, sich an eine Radio-Station zu wenden. Ausschlaggebend sei schließlich gewesen, dass man auf Facebook wohl die meisten Menschen erreichen könne.
Keine Jagd auf den Fahrer gewünscht
Es gehe nicht um die Schuldfrage oder gar eine Jagd auf den Fahrer. Nur darum, das Entsetzen darüber auszudrücken, dass er einfach weitergefahren sei.
Dem Sohn geht es inzwischen besser. Er hat eine gebrochene Nase, möglicherweise muss sie noch operiert werden. Ein Schienbein ist schwer geprellt und stark angeschwollen. Ansonsten hat er viele Schürf- und Platzwunden davongetragen. Der 16-Jährige war am Samstag zusammen mit seiner 14-jährigen Schwester mit dem Fahrrad auf der Straße Gymnicher Mühle unterwegs. An einem Anstieg sei ihre Tochter nicht mit dem Tempo des Sohnes mitgekommen, sodass eine Lücke entstanden sei, erklärt Ilona Temmen.
„Vermutlich am Lenker touchiert“
In einer Linkskurve sei ihrem Sohn auf seiner Fahrbahn ein Auto entgegengekommen. Der weiße Ford Fiesta touchierte das Rad, erinnert sich der Sohn. „Vermutlich am Lenker“, sagt die Mutter. Der 16-Jährige verlor die Kontrolle über sein Rad, schlingerte zwischen Steinen ins Grün, stürzte und prallte mit dem Kopf gegen ein Vierkantholz.
Seine Schwester hat den Unfall nicht gesehen. Ihr sei der Autofahrer aber ebenfalls auf ihrer Fahrbahnseite entgegengekommen. Laut den Schilderungen der Tochter sei der Fahrer kurz langsamer geworden, die Beifahrerin habe sich kurz umgedreht, und doch fuhr der Wagen in Richtung Gymnich weiter. Als die Tochter ihren Bruder auch nach der nächsten Kurve nicht sah, wunderte sie sich. Über ihr Smartphone konnte sie das Handy orten.
„Der Helm hat den Sturz gut abgefangen“, sagt die Mutter erleichtert.
Polizei ist zuversichtlich
Auch der Tochter geht es einigermaßen gut, sagt sie. „Das hängt aber vor allem damit zusammen, dass es ihm gutgeht“, sagt sie. Ihr Sohn sei ebenfalls schockiert über das Verhalten des Fahrers. „Er fragt sich, wie ein Mensch so sein kann, jemanden einfach liegenzulassen“, sagt Ilona Temmen.
Mit der Polizei sucht die Familie nun nach dem Fahrer. Die Polizei ist zuversichtlich, diesen zu finden, denn: Sowohl Farbe, Marke als auch Teile des Kennzeichen des Wagens sind bekannt. Dennoch sucht sie nach weiteren Zeugen.