Erst Corona, dann ZwangsumzugZirkus sucht verzweifelt ein neues Zuhause in Erftstadt
- Der Familienzirkus Laola muss mit Tieren und Fuhrpark umziehen. Grund dafür ist das Bauprojekt Jahnshöfe.
- Die Familie kommt seit sechs Jahren nach Erftstadt, um in den Wintermonaten hinter dem Speicher Quartier zu beziehen.
- Wegen der Corona-Krise trifft der Umzug die Familie doppelt hart. Seit vergangenem Jahr hat der Zirkus kein Geld mehr eingenommen.
Erftstadt-Konradsheim – Bald beginnen in Konradsheim die Abbrucharbeiten als Vorbereitung für das Großbauvorhaben Jahnshöfe. Die Gebäude stehen leer, das alte Speichergebäude bleibt stehen. Was jedoch kaum jemand weiß: Hinter dem Speicher lebt seit Monaten eine Zirkusfamilie mit ihrem Hab und Gut.
Der kleine Familienzirkus Laola hat hinter dem Speicher Quartier bezogen. Seit sechs Jahren schon kommen sie hierhin, um die Wintermonate zu verbringen. Hier haben sie Platz, Unterstellmöglichkeiten für Fahrzeuge und eine Halle für die Tiere. Jahnshöfe-Investor Bernd Pfennings hatte das Winterquartier des Zirkus hier all die Jahre wohlwollend geduldet. Doch die Zirkusfamilie kann hier nicht bleiben, eben wegen der Bauarbeiten an den Jahnshöfen.
Ehemaliges Allianz-Gelände in Erp darf nicht genutzt werden
Die Suche nach einem neuen Quartier erweist sich jedoch als überaus schwierig. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Hoffnungen, das weitläufige Außengelände des ehemaligen Allianz-Geländes in Erp zu nutzen, haben sich nicht erfüllt. Das Areal mit dem Gebäudekomplex muss von der Stadt als Reservefläche für die Zuweisung möglicher weiterer Flüchtlinge frei gehalten werden.
Als ob das nicht genug sei, plagen die Zirkusfamilie auch existenzielle Sorgen. „Unsere letzte Vorstellung haben wir im November vergangenen Jahres in Köln-Ossendorf gegeben“, berichtet Zirkusdirektor Eugen Neigert. Er wohnt zusammen mit seiner Frau, zwei Söhnen und der Tochter in einem großen Wohnanhänger und einem kleineren Wohnmobil. Zum Hausstand zählen auch drei Hunde, vier Ziegen, drei Pferde, zwei Alpakas, ein Lama und das Kamel namens Ivan.
„Wir wollten damals in Hürth unsere nächste Vorstellung geben, da schlug die Pandemie zu. Nichts ging mehr“, berichtet Neigert. Der Zirkus ist zwar in der Eifel gemeldet, aber seit langer Zeit im Kölner Raum und insbesondere im Rhein-Erft-Kreis auf Touren und weithin bekannt. Das Traditionsunternehmen wird in siebter Generation geführt. Pro Jahr gab bislang immer es mehrere Hundert Vorstellungen im eigenen Zirkuszelt.
Erftstadt: Menschen aus der Nachbarschaft helfen
Weil die Einnahmen in der jetzigen Krisenzeit fehlten, komme die Familie nicht aus eigener Kraft über die Runden, erläutert Neigert. Um so dankbarer sei er, dass neben der staatlichen Unterstützung im Rahmen der Hartz-IV-Regelung auch Menschen aus der Nachbarschaft helfen würden. „Sie bringen uns Futter für die Tiere. Und die Tafel unterstützt uns mit Lebensmitteln“, berichtet der Zirkuschef. „Es gab immer schon mal eine Saure-Gurken-Zeit. Aber sowas wie jetzt haben wir noch nie erlebt.“
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Die lange Zwangspause nutzte die Familie, um den Fuhrpark in Schuss zu bringen, Reparaturen und Lackierarbeiten auszuführen. „Zwar dürfen wir inzwischen wieder Vorstellungen geben“, berichtet Neigerts Sohn Daniel Bügler. „Doch bei 20 bis 30 zugelassenen Zuschauern in einem Zelt, in das mehrere Hundert Menschen passen, lohnt sich der Aufwand für die Vorstellungen nicht.“