Erftstadt-Gymnich – Nun befindet sich Gerd Overlack auf der Zielgeraden. Das barocke Gymnicher Wasserschloss, das er 2012 ersteigerte (Vorbesitzer war die Kelly Family), ist fast komplett saniert und restauriert.
Das prächtige Denkmal, das von 1971 bis 1990 Gästehaus der Bundesregierung war, ist für die Zukunft gerüstet. Von der Elektrik bis zu den Brandschutzvorschriften unserer Zeit. Lediglich im Keller sind noch einige Kanalarbeiten auszuführen.
„Was jetzt noch fehlt, ist die Realisierung eines zeitgemäßen, nachhaltigen Energiekonzeptes für den Warmwasserbedarf“, erläutert Schlossbesitzer Gerd Overlack.
Denn derzeit werde das Schloss noch mit Flüssiggas versorgt. Als „großes Projekt“ sieht Overlack die technische Umrüstung des Gebäudeensembles aus Schloss, Vorburg, Rentei und künftiger Orangerie auf klimaneutrale Energieversorgung.
Solarmodule fürs Dach der Vorburg in Gymnich
Der Antrag für den Bau von Solarmodulen auf dem Schlossdach werde in Kürze gestellt. Um den Anblick des prachtvollen Ensembles nicht zu beeinträchtigen, werden die Module auf der dem Blick abgewandten Seite, also in Richtung Süden auf der Vorburg, montiert.
Energieversorgung soll über natürliche Ressourcen sichergestellt werden. „Das Schloss mit seinen teils einen Meter dicken Wänden lässt sich nicht dämmen“, gibt Overlack zu bedenken.
Sichtbares Zeichen des technologischen Aufbruchs sind die ersten Ladesäulen für Elektrofahrzeuge im Vorhof des Schlosses. Weitere Ladesäulen sollen folgen. Noch werden sie aus dem vorhandenen Stromnetz gespeist, ,künftig aus regenerativer Energie.
„Wir müssen uns bewegen, jeder muss seinen Beitrag für den Klimawandel leisten“, mahnt Overlack. Bis Mitte nächsten Jahres soll die technische Umrüstung abgeschlossen sein.
Derweil geht das Warten auf einen Pächter fürs Schloss weiter. „Mein Herz schlägt einen Hotel- und Restaurantbetrieb im Schloss“, gibt Overlack unumwunden zu. Doch er habe auch die Fühle r in andere Branchen ausgestreckt, ob sich nicht auch Betreiber für eine Klinik im historischen Gemäuer finden.
Sämtliche Suiten sind restauriert und warten nur noch auf Gäste. Je nachdem, welches Nutzungskonzept es gibt, wird auch die Küche im Erdgeschoss eingerichtet.
Auch das Raumprogramm der geplanten Orangerie neben Rentei und Schloss hängt von den Bedürfnissen des künftigen Betreibers ab. „Die Baugenehmigung liegt vor. Doch erst wenn der Betreiber feststeht, ist auch klar, wie der Raumbedarf ausschaut“, sagt Overlack.
Gerne würde er die Schlüssel an einen Hotelbetreiber übergeben. Doch der Schlossherr weiß, dass die Umstände für eine Nutzung durch Hotelgewerbe oder Seminarbetrieb denkbar schwierig sind und sich inzwischen sogar noch verschärft haben.
„Erst kam Corona, dann die Flutkatastrophe und nun auch noch der Ukrainekrieg mit all seinen Folgen für die Wirtschaft und die Preisentwicklung“, erläutert der Denkmalbesitzer.
So, wie es an den Gebäuden immer etwas zu tun gibt, ist es auch beim Park. Eine Menge Bäume haben die letzten Sommer wegen Hitze und Wassermangel nicht überstanden. Die Bäume mussten gefällt werden, das Holz wurde zerkleinert.
Es wird entweder wiederverwendet, etwa in Form von Brettern, oder dient als Brennholz. Dünne Äste werden gehäckselt und von einer Fachfirma abgeholt.
Viel Arbeit in Erftstadts großem Privatpark
Die Natur lässt dem Besitzer des Parks, der wie das Schloss nicht öffentlich zugänglich sind, keine Verschnaufpause. Hier wird nachgepflanzt, dort gehen neue Büsche oder Bäume aus unklarer Ursache wieder ein. Beispiel Mammutbäume.
An vorhandenen Prachtexemplaren zeigen sich braune Stellen im Nadelwerk. Overlack lässt diese von Fachleuten in Handarbeit entfernen, um die Naturgiganten zu retten. Ob es einen Zusammenhang der Baumschäden mit dem Wasser der Flut gab, ist unklar, für Overlack aber auch im Bereich des Denkbaren.
Die mächtige Buche, die vor dem am Wassergraben vor der Nordostseite des Schlosses stand und gefällt werden musste, ist inzwischen ersetzt worden durch eine Platane. „Die ist 15 Meter hoch und wurde zu nächtlicher Stunde mit einem Spezialtransport gebracht“, berichtet Overlack.
Der Parkbesitzer kann nicht auf Veränderungen des Baumbestands warten, sondern muss vorbereitet sein auf das, was kommt. Zeichnet sich ab, dass ein Baum in absehbarer Zukunft das Zeitliche segnet, sind in unmittelbarer Nachbarschaft Ersatzpflanzen bereits gesetzt.
„Im Park wurden bereits etwa 300 Bäume gepflanzt. Es geht darum, den Charakter der Parkanlage zu erhalten“, erläutert der Parkbesitzer. So sehr Schloss und Park auch mit Arbeit und Kosten verbunden sind, so sehr erfüllt das prächtige Anwesen Overlack und seine Familie mit Freude.
Die grüne Idylle ist ein Areal für Erholung und Zerstreuung. Und sie bietet Platz für Kunst. Zehn großformatige, auf Leinwand gedruckte Werke finden sich dort, aber auch an den Wänden von Schloss, Vorburg und anderen Stellen.