„Bin nicht die Friedhofspolizei“Corona macht Erftstädter Bestatterin zu schaffen
Erftstadt – „Schwierig.“ Elke Birkhölzers Urteil über die Corona-Situation ist ebenso schlicht wie eindeutig. Die Bestatterin sieht ihr Gewerbe vor besonderen Herausforderungen.
Wie soll man Abstandsregeln am Grab einhalten? Soll man wirklich darauf verzichten, einen Menschen in so einer traurigen Situation tröstend in den Arm zu nehmen? Menschlichkeit contra Infektionsschutz – die Abwägung ist schwierig.
Elke Birkhölzer, die das Erftstädter Familienunternehmen in dritter Generation leitet, hat ein Schreiben mit den aktuellen Regelungen der Stadtverwaltung auf dem Schreibtisch liegen. Es gibt keine Begrenzung der Teilnehmerzahl für Beerdigungen und keine speziellen Regeln für die Trauerhallen. Klar ist, dass die Besucherinnen und Besucher ihre Daten hinterlassen müssen zur Rückverfolgung, und dass auf Abstand geachtet werden muss. Bei mehr als 25 Trauergästen gilt Maskenpflicht. „Meine Leute tragen in jedem Fall Masken“, sagt die Bestattungsunternehmerin.
Erftstädter Bestatterin überträgt Trauerzeremonie per Lautsprecher
Sie organisiere Trauerfeiern mittlerweile häufig in den Kirchen, weil dort mehr Platz sei als in den Trauerhallen. Ansonsten werde die Zeremonie über Lautsprecher nach draußen übertragen, für die Besucher, die keinen Platz in der Halle fänden. Problematisch sei es, wenn Angehörige von weit her anreisen müssten, aus dem Ausland sei das oft gar nicht möglich. In solchen Fällen biete sie an, die Trauerfeier zu filmen und auf CD zur Verfügung zu stellen.
Auch das Beisammensein nach der Beerdigung müsse in vielen Fällen komplett ausfallen oder könne nur im engsten Kreis stattfinden. Die meisten Angehörigen seien über die Einschränkungen „traurig, nicht wütend“. Sie sei immer bestrebt, so viel möglich zu machen, wie es nur gehe. „Man würde den Verstorbenen lieber mehr Raum geben“, formuliert Elke Birkhölzer.
Ihr selbst mache zu schaffen, dass sie derzeit weniger Möglichkeiten habe, Empathie zum Ausdruck zu bringen. Allein die Tatsache, dass sie einer Kundin nicht zur Begrüßung die Hand geben könne, nehme ihr eine Möglichkeit, Nähe aufzubauen und Trost zu spenden.
So macht Corona die Arbeit der Bestatter komplizierter
Corona macht auch für die Bestatterin manches komplizierter. Das fängt damit an, dass sie sich erkundigen muss, welche Regeln in der Nachbarstadt gelten, wenn sie eine Beerdigung beispielsweise in Kerpen organisiert. Bei den Trauerkarten muss man sich genau überlegen, wer eine Benachrichtigung mit dem Beerdigungstermin bekommt und wer ohne – damit nicht zu viele Menschen auf den Friedhof kommen.
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Immerhin seien manche Regeln auch wieder gelockert worden. Kinder, auch erwachsene Kinder, dürften bei der Beerdigung des Vaters beispielsweise jetzt wieder unmittelbar neben der Mutter sitzen. „Das war schrecklich, wenn die Mutter allein vorn saß und die Tochter mit Abstand dahinter“, beschreibt Elke Birkhölzer. Hat sie selbst schon mal Trauernde daran erinnert, Abstand zu halten? „Nein.“ Die Antwort kommt rasch und aus tiefstem Herzen. „Ich bin nicht die Friedhofspolizei.“