Polizist zur Frechener Brandserie„Bürger sollten den Verdächtigen nicht ansprechen“
Tobias Clauer ist Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei im Rhein-Erft-Kreis. Udo Beißel hat mit ihm über die Brandserie in Frechen gesprochen.
Seit Wochen hält ein Feuerteufel Polizei und Feuerwehr in Atem. Was macht es so schwierig, ihn zu fassen?
Tobias Clauer: Es dauert nach meiner Einschätzung nur wenige Sekunden, eine Mülltonne anzuzünden. Man braucht dazu nichts Besonderes. Ein Feuerzeug und etwas Brennbares reichen aus. Genau darin liegt die Schwierigkeit. Der oder die Täter halten sich am Brandort wenige Sekunden auf. Wenn das erste Streifenteam eintrifft, ist er schon lange weg. Dazu kommt, dass es unterschiedlich lange dauert, bis Feuer oder Qualm gesehen wird.
Was wissen Sie anhand der Spurenlage von dem Täter?
In allen Brandfällen haben Kriminalbeamte die Einsatzorte umfangreich abgesucht und die Spuren dokumentiert. Das liefert uns eine wichtige Datenbasis. Diese Informationen sind aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, weil sie noch Bestandteil der Ermittlungen sind.
In welcher Zeit schlägt der Täter immer zu?
Anhand der Auswertung der jetzt vorliegenden Ermittlungsvorgänge kann ich dazu nur sagen, dass der oder die Täter an allen Wochentagen Brände gelegt haben. Die Uhrzeiten variieren im Zeitfenster von 22.30 Uhr bis 6 Uhr.
Gibt es wiederkehrende Vorgehensweisen?
Durch die Hitze ist eine Rekonstruktion der Ursache kompliziert. Denkbar ist, dass Zeitungspapier, Grillanzünder oder sonstige leicht brennbare Stoffe angezündet wurden. Der Nachweis ist äußerst schwierig. Ein Beispiel: Jemand nimmt etwas Papier oder Pappe aus einer Tonne, zündet es an und setzt das Behältnis in Brand. Auseinanderzuhalten, was zuerst gebrannt hat, ist auch für erfahrenste Ermittler herausfordernd.
Sie setzen auf die Unterstützung der Frechener. Worauf sollten sie besonders achten?
Wir sind in Uniform und in ziviler Kleidung im Stadtgebiet unterwegs und suchen gezielt nach Personen, die sich in der Nähe von Mülltonnen verdächtig verhalten. Wir können aber nicht überall sein. Deshalb ist die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger so wichtig für uns. Wir bitten darum, uns auch bei niederschwelligen verdächtigen Beobachtungen anzurufen und zwar bedenkenlos über den Notruf 110. Ein Täter muss nicht mit Feuerzeug beim Anzünden einer Tonne gesehen werden. Ein Unbekannter, der sich bei einer Mülltonne aufhält und nicht offensichtlich etwas wegwerfen will, ist interessant. Im Zweifelsfall bitten wir, nicht zu zögern und anzurufen. Wir appellieren, den Verdächtigen nicht anzusprechen. Eine genaue Personenbeschreibung und die Gehrichtung sind wichtig.
Bislang brannten überwiegend Müllcontainer. Befürchten Sie aus Ihrer Erfahrung mit Brandstiftern, dass die Brände größer werden könnten?
Das ist abhängig von sehr vielen Faktoren und kann von Täter zu Täter ganz unterschiedlich sein. Grundsätzlich kann sich ein Straftäter in Bezug auf eine Tatausführung immer „steigern“. Glücklicherweise ist das bei dieser Brandserie noch nicht passiert.
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Weil wir eine solche Steigerung aber auch nicht gänzlich ausschließen können, ist eine Ermittlungsgruppe eigens für diese Brände eingesetzt. Wir sind deshalb insbesondere zur Nachtzeit regelmäßig im Frechener Stadtgebiet präsent. Nicht immer werden die Anwohnerinnen und Anwohner das erkennen, da ganz häufig Zivilpolizisten im Einsatz sind. Klar ist aber auch: Je schneller wir den oder die Täter identifiziert und festgenommen haben, desto früher hören die Brände auf und das ist unser Ziel!