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Ein zweites Leben nach dem KomaFrechener erzählt, wie er Covid-19 überlebte

Lesezeit 4 Minuten

Renate und Herbert Trabandt aus Frechen.

Frechen – Ausgerechnet am Ostersonntag fing für Herbert Trabandt aus Frechen ein neues Leben an. Nach zwei Wochen erwachte der 71-Jährige damals aus dem Koma. „Ich erinnere mich an nichts mehr, ich hatte nur das Gefühl, ein bisschen zu lange geschlafen zu haben“, berichtet er.

Seine gesundheitliche Situation war ernst, ja sogar lebensbedrohlich: Wegen einer Corona-Infektion musste er auf der Intensivstation des Frechener St.-Katharinen-Hospitals beatmet werden. „Er war einer unserer Patienten, die in der ersten Pandemiephase am schwersten betroffen waren“, berichtet Dr. Robert Kamps von der Covid-19-Station des Frechener Krankenhauses.

Frechen: Trabandts Ehefrau hält alles in einem Tagebuch fest

„Es gab Situationen, da haben wir mit dem Schlimmsten gerechnet“, sagt Trabandts Frau Renate. Die 69-Jährige, die früher Pfarramtssekretärin in der Frechener Gemeinde St. Maria Königin war, hat alles in einem kleinen Tagebuch festgehalten.

Ihr Mann hatte im März keine klassischen Corona-Symptome: keinen Husten, kein Fieber, keine Atembeschwerden – nichts, was eindeutig auf eine Infektion mit dem Virus hingedeutet hätte. „Ich habe mich nur sehr schlapp und müde gefühlt“, berichtet er. Auch seiner Frau ging es damals gesundheitlich nicht gut. „Ich konnte einfach nichts essen“, erinnert sie sich. Am 20. März mussten schließlich beide ins Krankenhaus.

Milder Corona-Verlauf bei Renate Trabandt

Renate Trabandt ließ sich durchchecken und konnte die Klinik danach wieder verlassen. Heute geht sie davon aus, dass sie damals ebenfalls mit Corona infiziert war: „Es hat zwar nie einen positiven Test gegeben, doch ein Bluttest hat später gezeigt, dass ich Antikörper entwickelt habe.“ Bei ihr nahm die Krankheit jedoch einen milden Verlauf – ganz anders als bei ihrem Mann.

An jenem 20. März, als sich seine Frau im St.-Katharinen-Hospital untersuchen ließ, wurde Herbert Trabandt ebenfalls dort eingeliefert. Sein Gesundheitszustand hatte sich verschlimmert. Bei den Untersuchungen im Krankenhaus wurde auch ein Corona-Test gemacht. Er war positiv.

„Ihr Mann hat mir seine Modelleisenbahn geschenkt“

„Zunächst war ich eine Woche lang auf der Isolierstation“, berichtet Herbert Trabandt. Schließlich spitzte sich die Lage zu, obwohl er keine nennenswerte Vorerkrankungen hatte. Der 71-Jährige musste auf die Intensivstation verlegt und beatmet werden.

Besuche waren während der ganzen Zeit nicht möglich. „Die Ärzte waren aber sehr nett, sie haben mir immer Auskunft gegeben“, berichtet Renate Trabandt. In der Zeit, in der er nicht im Koma lag, konnte sie auch regelmäßig mit ihrem Mann telefonieren.

Das Team der Covid-Station kümmert sich um die an Corona erkrankten Patienten.

Gut erinnert sich die 69-Jährige noch an den Anruf des Krankenhauses am Ostersonntag. Ein Arzt berichtete ihr davon, dass ihr Mann aus dem Koma erwacht sei. „Um es Ihnen gleich zu sagen, Ihr Mann hat mir seine Modelleisenbahn geschenkt“, erklärte der Mediziner. Zudem habe er wissen wollen, wie es dem Hund gehe und was das neue Auto mache.

Wenn sie daran zurückdenkt, muss Renate Trabandt noch heute lachen: „Wir haben gar keinen Hund, sondern eine Katze. Und das Auto ist schon neun Jahre alt.“  Und was die Modelleisenbahn anbelangte, musste sie den Arzt ebenfalls enttäuschen: „Mein Mann hat gar keine Anlage mehr.“

Frechener erleidet bleibende Schäden durch Infektion

Herbert Trabandt hat eher schmerzhafte Erinnerungen ans Aufwachen: „Ich bin aus dem Bett gefallen, weil die Muskeln so abgebaut hatten.“ Durch die Krankheit hat er fast 30 Kilo abgenommen. „Ein paar Pfunde sind aber doch wieder drauf“, scherzt seine Frau. Dennoch: Unter den Folgen der Corona-Erkrankung leidet der 71-Jährige bis heute.

Lunge und Herz haben Schaden genommen, sein Diabetes ist schlimmer geworden. Manchmal benötigt er auch heute noch Sauerstoff. Trotz verschiedener Reha-Maßnahmen machen die Beine nicht mehr richtig mit, für längere Strecken braucht er einen Rollator. Das fällt ihm schwer, denn Wandern war früher eines seiner liebsten Hobbys. Mit seiner Frau hat er zudem in verschiedenen Chören gesungen. Auch daran ist derzeit nicht zu denken: „Nach kurzer Zeit geht die Stimme weg.“

Für Corona-Leugner hat Herbert Trabandt kein Verständnis

Wo er sich mit dem Virus angesteckt hat, weiß Herbert Trabandt nicht: „Da kann man nur Vermutungen anstellen.“ Der 71-Jährige, der beruflich als Software-Berater für Werkstätten tätig war, schaut sowieso lieber in die Zukunft. Für den Sommer hat er sich einen Urlaub im Dachstein-Gebirge vorgenommen, wo die Familie früher immer gewandert ist.

Doch zuerst kommt das Weihnachtsfest. „Früher haben wir mit über 20 Leuten gefeiert, das machen wir in diesem Jahr nicht“, berichtet Renate Trabandt. Das Weihnachtsfest werde man diesmal im engsten Familienkreis begehen.

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Insgesamt ist Herbert Trabandt sehr vorsichtig geworden: Wenn möglich, meidet er persönlich Kontakte, er trägt Maske und hält immer gebührenden Abstand.

Was hält er von Menschen, die behaupten, Corona sei doch nichts weiter als ein Schnupfen, und die sich ohne Maske und Abstand zu Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen versammeln? „Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis“, sagt der 71-Jährige: „Vielleicht sollten diese Leute mal für eine Woche auf einer Intensivstation für Covid-Patienten arbeiten, um zu sehen, wie ernst die Lage wirklich ist.“