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EinwurfTrainer von Frechen 20 im Interview: „Ich tippe auf ein 3:2 für den 1. FC Köln“

Lesezeit 5 Minuten
Es man fasst sich an seine Kappe.

Der Trainer der SpVg Frechen, Okan-Tamer Özbay, traut den Kölnern am Freitagabend gegen Hamburg den Sieg zu.

Okan-Tamer Özbay spricht im „Einwurf“ darüber, warum er ein Powerplay beim Spiel gegen den Hamburger SV am Freitagabend erwartet.

Für den 1. FC Köln beginnt die Saison in der Zweiten Bundesliga am Freitagabend, 20.30 Uhr, gleich mit einem hochinteressanten und brisanten Heimspiel gegen das Team des Hamburger SV um Kölns Ex-Trainer Steffen Baumgart. Im Gespräch mit Matthias Breuer erklärt Okan-Tamer Özbay (31), Trainer von Mittelrheinligist Frechen 20, warum die Geißböcke auch ohne neue Verpflichtungen bestens aufgestellt sind und was die Zweite besser als die Erste Bundesliga macht.

Herr Özbay, in der vorangegangen Saison bezeichneten einige Fußball-Experten die Zweite Bundesliga als stärkste Liga aller Zeiten. Ist sie mit dem Abstieg des 1. FC Köln noch besser geworden?

Okan-Tamer Özbay: Wenn man sich die ganzen Vereinsnamen durch den Kopf gehen lässt, fallen mir gleich sechs Vereine ein, die eigentlich in die Erste Bundesliga gehören. Es ist eine extrem ausgeglichene Liga mit einer sehr intensiven und physischen Spielweise, bei der es schwer ist, ein Tor zu erzielen. Ich bin gespannt, ob die Vereine noch eine Schippe darauf legen können, gerade was die Spannung betrifft. Da übertrifft sie teilweise die Erste Bundesliga, und deswegen gehe ich die These auch gerne mit.

Nach dem Abstieg gab es personelle Veränderungen beim FC, so hat in der Sommerpause der Österreicher Gerhard Struber Ex-Coach Timo Schultz abgelöst. Für Sie ein nötiger Schritt für den Neustart?

Mit Timo Schultz ist eine Führungsperson gegangen, mit dem die Spieler ein negatives Erlebnis hatten. Auch wenn es für ihn eine extrem schwere Aufgabe war, den Klassenerhalt zu schaffen, ist dieses Erlebnis da. Als Trainer brauchst du eine gewisse Energie, die sicherlich im Abstiegskampf verloren gegangen ist. Deswegen verstehe ich die Entscheidung.

Welchen Einfluss wird der neue Cheftrainer am Geißbockheim haben?

Gerhard Struber ist ein unbeschriebenes Blatt. Die Spieler werden seiner Idee schneller glauben und vertrauen, als bei einem Neuanfang unter Schultz. Als Trainer aus dem RB-Kosmos wird unter ihm sicherlich ein klarer Angriffsfußball mit Powerplays und schnellen Umschaltsituationen stattfinden.

Mit Jeff Chabot, Davie Selke und Benno Schmitz haben drei Leistungsträger die Geißböcke verlassen, für die aufgrund der Transfersperre kein Ersatz verpflichtet werden konnte. Kann der FC die entstandenen Lücken verschmerzen und mit Spielern aus den eigenen Reihen heraus füllen?

In der vergangenen Saison war Chabot schon der beste Innenverteidiger beim FC. Dennoch haben sie mit Timo Hübers und Dominique Heintz weiterhin zwei Verteidiger, die ein großes Format für die Zweite Liga mitbringen. Zudem haben sie mit Julian Pauli ein junges Talent dahinter, der sich in den Testspielen gut etabliert hat. Die Abwehr ist also gut besetzt, genauso wie der Sturm mit Damion Downs, Luca Waldschmidt, Steffen Tigges, Jaka Čuber Potočnik und Tim Lemperle. Sie werden auf dem neuen Niveau zu mehr Tormöglichkeiten kommen und dadurch auch erfolgreicher sein als in der Ersten Liga. Ich glaube nicht, dass im Sturm überhaupt ein Bedarf an neuen Spielern bestand.

Ein Abgang der Nummer eins im Tor, Marvin Schwäbe, steht noch immer im Raum. Fest steht wohl, dass er zum ersten Spieltag seinen Stammplatz an den 20 Jahre alten Jonas Urbig abgeben wird. Was trauen Sie dem Rückkehrer Urbig nach seiner erfolgreichen Saison bei der SpVgg Greuther Fürth zu?

Der Junge ist Anfang 20 und hat schon 50 Zweitligaspiele auf dem Buckel – er kann nicht so verkehrt sein. Urbig gehört für mich zu den besten Torhütern und ist wahrscheinlich auch das größte Talent der Liga. Von daher muss der Trainer auf den Spieler setzen, da kann es keine zwei Meinungen geben. Das könnte ein Torhüter für die nächsten 15 Jahre sein, aber er ist noch jung, weshalb man vorsichtig bleiben muss. In der Zweiten Liga kann er sich mit dem Support der Fans, die den Wechsel im Tor sicherlich gut aufnehmen werden, jedenfalls gut weiterentwickeln.

Gegen den „Dino“ der Zweiten Bundesliga erwartet FC-Coach Struber zum Auftakt gleich einen richtigen Fight um die Meisterschaft. Sind Ihrer Meinung nach der Effzeh und der HSV die ersten Titelanwärter in der Zweiten Liga?

Mit diesen Kadern müssen beide Teams zu den Titelanwärtern gezählt werden. Alles andere wäre ein Understatement, welches nicht authentisch wäre. Ansonsten gibt es noch weitere Anwärter wie Düsseldorf, die in der vergangenen Saison knapp am Aufstieg gescheitert waren. Aber auch der Hertha traue ich einiges zu, weil ihr junges Team eingespielter ist. Der SC Paderborn und Darmstadt 98 können über ihre physischen Elemente für eine Überraschung sorgen.

Wen sehen Sie im Duell heute vorne und worauf darf sich HSV-Trainer Steffen Baumgart bei seinem ersten Wiedersehen mit seinem alten Arbeitgeber einstellen?

Abseits des Platzes glaube ich nicht, dass Baumgart den Hass der FC-Fans zu spüren bekommen wird. Er war Teil einer schönen Zeit der Kölner, auf die er einen großen Einfluss hatte. Worauf er sich auf dem Platz einstellen muss, ist ein Powerplay der Kölner. Dafür steht ja auch der neue FC-Coach Struber. Das Team des HSV wird wenig Kontrolle hereinbringen können, wenn die Kölner darauf aus sein werden, vorne den Ball zu erobern. Ich tippe auf ein torreiches 3:2 für den 1. FC Köln mit Treffern von Downs, dem ich mit seinem Tempo zehn bis 15 Saisontore zu traue.