Der neue Kölner Trainer Gerhard Struber hat offenbar einen klaren Plan, wie er mit seinem Team Steffen Baumgarts Hamburger bezwingen will.
Vor dem FC-Start gegen den HSVGerhard Struber zeigt sich selbstbewusst und fokussiert
Gerhard Struber war am Mittwoch ungemein fokussiert. Das zeigte sich mittags während seiner ersten Pressekonferenz vor einem Pflichtspiel als Trainer des 1. FC Köln, aber auch bereits am Vormittag, als Coach die Schotten dicht gemacht hatte und unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren ließ. Das kannte man so nicht bei seinen Vorgängern Timo Schultz und Steffen Baumgart. Der Österreicher hatte zwar in den vergangenen Tagen die Atmosphäre während der Trainingseinheiten am Geißbockheim stets gelobt. Die sei „charmant und schön“, man trainiere praktisch in einem „Park“. Er genieße das, aber die Umgebung sei eben auch anders als alles, was er in der Vergangenheit gewohnt gewesen sei.
Der 47-Jährige arbeitete in den vergangenen Jahren im RB-Kosmos, und in dem, ob in Salzburg oder New York, waren Trainingseinheiten vor mehreren Hundert Fans sicher undenkbar. Am Mittwoch ließ Struber dann keinerlei Blicke mehr zu. Überhaupt wirkte der Fußballlehrer zwei Tage vor dem Zweitliga-Auftakt gegen den Hamburger SV (Freitag, 20.30 Uhr, Sky und Sat.1) höchst konzentriert. Der Coach sprach über die taktische Ausrichtung. Und prophezeite: „Es wird ein Abnutzungskampf. Wir werden viel Intensität erleben und deswegen müssen wir in der Restverteidigung wach sein. Mit unserer Art und Weise werden wir die Fans mitnehmen. Wir wollen und werden zeigen, dass wir alles in die Waagschale werfen, der Funke wird springen und wir wollen ihn springen lassen.“
1. FC Köln: Struber rechnet mit einem „Abnutzungskampf “ gegen den HSV
Struber stellte ein gesundes Selbstbewusstsein zur Schau. Man habe sich dort ein „Selbstverständnis“ erarbeitet, das man nun auch den Pflichtspielauftakt übertragen müsse. „Wir haben hier einen Weg zu gehen, aber wir haben gute Schritte gemacht. In vielen Bereichen hat sich die Mannschaft verbessert, das ist klar und sichtbar. Die Liga wird uns jetzt den Spiegel vorhalten, wo wir stehen. Grundsätzlich bin ich zufrieden, wir sind zusammengewachsen.“
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Dass Ex-FC-Trainer Steffen Baumgart erstmals ins Rhein-Energie-Stadion als Trainer des Gegners zurückkehrt, das wollte Struber nicht so hochhängen: „Er hat ein Stück weit Spuren hinterlassen, das weiß man ja. Ich bin aber überzeugt davon, dass der Fokus bei uns ist und nicht dabei, was früher Thema war.“ Und ob der HSV nun mit oder ohne seine Torjäger Robert Glatzel und den Ex-Kölner Davie Selke spiele (Glatzel fällt auf jeden Fall verletzt aus, Selkes Einsatz ist höchst fraglich), das ändere ohnehin nichts an der taktischen Ausrichtung seiner Mannschaft, so Struber: „Wir wissen aber, was sie für ihr Team bedeuten. Wir haben die Hamburger sehr genau unter die Lupe genommen und wissen, welche Dynamik sie auf den Flügeln ausstrahlen. Aber meine Gedanken sind stark bei uns. Wir schauen nicht zu viel auf den Gegner, sondern mehr auf uns. Wenn wir on fire sind, wird es schwer für den HSV“, machte der Coach eine kleine Kampfansage an die Hamburger, die mit dem FC zu den Top-Favoriten im Aufstiegsrennen zählen.
Struber hat einen klaren Startelf-Plan im Kopf. Nach knapp sechs Wochen Vorbereitung hat er sich ein klares Bild von seiner neuen Mannschaft gemacht. „Ich habe einen guten Überblick bekommen, auf was ich zählen kann.“ Er wisse, mit welchem Personal er das Topspiel bestreiten werde. Im Sturm dürften Damion Downs und Rückkehrer Tim Lemperle zumindest vorläufig gesetzt sein. Im Mittelfeld lässt der Coach mit Eric Martel auf der Sechs und Denis Huseinbasic und Dejan Ljubicic auf den Außen spielen. Die Raute komplettiert wohl Luca Waldschmidt, der nach seiner Verletzung wieder fit ist und Sargis Adamyan aus der Startelf verdrängen dürfte.
In der Abwehrkette vor der neuen Kölner Nummer eins Jonas Urbig verteidigen Jan Thielmann rechts und Leart Pacarada links, im Abwehrzentrum ist der neue Kapitän Timo Hübers der Chef. Einzig wer neben ihm steht, dahinter steht noch ein kleines Fragezeichen. Tendenz: Struber könnte dem erfahrenen Dominique Heintz den Vorzug geben, der junge Julian Pauli, der sich erstaunlich in den Vordergrund gespielt hatte, müsste in dem Fall auf der Bank Platz nehmen. Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen steht dem Coach nach überstandenen Knieproblemen wieder zur Verfügung, bekannt ist zudem, dass die Langzeitverletzten Max Finkgräfe (Innenbandriss), Florian Kainz (Sprunggelenks-OP), Jacob Christensen (Kreuzbandriss) und Luca Kilian (Reha nach Kreuzbandriss) ausfallen. Und dann stellt sich auch im dritten Jahr in Folge zu Saisonbeginn die Frage nach dem Fitnesszustand von Mark Uth. Der Routinier sei zwar auf einem guten Weg, doch zum Start fehlt Uth (noch).
Die Stimmung in Köln hat sich in den vergangenen Wochen merklich gedreht. Unmittelbar nach dem Abstieg waren Frust und Ärger vor allem über die Verantwortlichen groß, doch nach gleich mehreren Treuebekenntnissen vermeintlicher Leistungsträger und einer guten Vorbereitung ist rund um den FC fast schon eine Aufbruchsstimmung auszumachen. „Ich habe hier schon einiges erlebt, auch in der 2. Bundesliga. Die Herausforderung ist groß als Traditionsverein in dieser Liga. Die Vorfreude ist groß, auch weil einige Stammspieler dageblieben sind. Die Leute freuen sich, dass Fußball wieder losgeht. Wir hätten 100.000 Tickets verkaufen können“, sagte Thomas Kessler, der Leiter der Lizenzspielerabteilung.
HSV als mahnendes Beispiel: Siebter Aufstiegs-Anlauf des Traditionsklubs
Struber saß bei Kesslers Ausführung daneben, und auch beim strukturierten Österreicher glänzten schließlich die Augen, als er konkret auf seine Vorfreude angesprochen wurde: „Was will man mehr? Da arbeitet man als Spieler und Trainer drauf hin. Es ist pure Vorfreude auf dieses Spiel, es kribbelt. Auch der Mannschaft merkt man es an. Wir spüren alle die Vorfreude auf ein volles Haus.“
Was Struber mehr will, dürfte allerdings klar sein: einen Sieg zum Start. Damit der FC gleich in einen Flow gerät, der ihn am Ende auch zum Aufstieg tragen soll. Denn der Hamburger SV taugt auch zum mahnenden Beispiel, wie es nicht laufen soll. Der einstige Bundesliga-Dino ist mittlerweile zum Zweitliga-Dino mutiert und unternimmt bereits seinen siebten Anlauf, um in die Bundesliga zurückzukehren. „Grundsätzlich ist es extrem schwer aufzusteigen, der HSV ist da ein gutes Beispiel“, sagte Kessler und erklärte, worauf es für den FC ankommen wird: „Am Ende brauchst du einen extrem langen Atem. Du darfst nach zwei, drei Siegen nicht zufrieden sein. Die Jungs müssen in jeder Phase wach sein und wenn du am Ende die Chance haben willst aufzusteigen, dann darf man sich nicht ablenken lassen. Es gibt keinen Grund, sich in irgendeiner Phase zurückzulehnen.“