Kölns Sportchef Christian Keller will Ex-FC-Trainer Steffen Baumgart vor dem Duell am Freitag gegen den HSV noch anrufen.
Zweitliga-Talk von Sky in KölnExperte legt sich fest: Aufstieg geht nur über den 1. FC Köln
Die Spannung steigt. Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln, der trotz der selbst verschuldeten Transfersperre den Kader mit dem höchsten Marktwert aufweist, geht von Anfang an als der Gejagte in die kommende Saison in der 2. Bundesliga. Da sind sich fast alle Beobachter einig. Torsten Mattuschka, Zweitliga-Experte beim Sender Sky, legte sich sogar am Dienstagabend unmissverständlich fest: „Das Ziel der Kölner muss der Wiederaufstieg sein. Der Kader ist zu 90 Prozent zusammengeblieben. Das ist immer ein Vorteil. Der FC ist für mich der ganz klare Favorit. Deshalb habe ich die Kölner auf die Eins gepackt. Es wird für jede Mannschaft schwer, beim FC zu bestehen. Man spürt den absoluten Willen, dass sie das, was sie verbockt haben, wiedergutmachen wollen“, sagte Ex-Profi der bei einem Talk des Pay-TV-Senders im Brauhaus ohne Namen am Dienstag von Gastgeber Dirk Holzmann. Auf Platz zwei tippt Mattuschka den Hamburger SV, der am Freitag (20.30 Uhr, Sky) zum Zweitliga-Auftakt im Rhein-Energie-Stadion antritt, auf Relegationsrang drei Hertha BSC.
1. FC Köln: Ex-FC-Stürmer Simon Terodde tippt Köln auf Platz drei
Simon Terodde, der mit 177 Treffern in 311 Spielen der Zweitliga-Rekordtorschütze, ist da nicht ganz so optimistisch – jedenfalls was seinen Ex-Klub Köln angeht. Er prophezeit dem FC eine herausfordernde Saison. An deren Ende indes der Aufstieg steht – allerdings über Umwege. „Im Mai war es noch stürmisch, aber jetzt ist Ruhe eingekehrt. Der Trainer passt sehr gut zum Kader, das macht mir Mut für den FC, dass sie direkt ein Ausrufezeichen gegen den HSV setzen können. Ich tippe den FC auf Platz drei – mit dem Aufstieg über die Relegation. Es gibt sechs, sieben Teams, die aufsteigen wollen.“ Über seinen letzten Verein Schalke 04, für den er bis Ende der vergangenen Saison auf Torejagd ging, sprach der 36-Jährige, der neu in der Riege der Sky-Experten ist, offenbar bewusst nicht. Am Freitag ist Terodde beim Sender gleich im Einsatz, er fiebert dem Duell entgegen: „Das wird ein richtig geiles, intensives Spiel.“ Sein Tipp an die Hamburger: „Sie müssen den Ball von Anfang an weit weg vom eigenen Tor halten – sonst wird es schwer. Der FC wird vor 50.000 Fans sofort alles reinwerfen.“
Christian Keller, der die Sky-Runde in Deutz komplettierte, nahm die Tipps zur Kenntnis, vermied aber eine eigene Zielsetzung. „Es ist noch niemand Erster geworden, weil man viel drüber geredet hat. Lasst uns spielen und nicht irgendwelche Luftschlösser baue. Ich möchte nicht mehr zurückschauen. Der Blick in den Rückspiegel bringt zwar nichts mehr, aber es tut so lange weh, bis wir das korrigiert haben“, sagte der FC-Geschäftsführer Sport. Keller kündigte an, dass er Baumgart vor dessen erstmaliger Rückkehr ins Kölner Stadion und auch Stürmer Davie Selke, der nach Unstimmigkeiten von Köln nach Hamburg gewechselt ist, noch kontaktieren wird: „Ich werde Steffen noch anrufen, auch Davie.“
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Doch dicke Freunde werden Keller und Baumgart sicherlich nicht mehr, die Umstände der Trennung nach zweieinhalb Jahren hat der Coach nicht vergessen. Keller war allerdings sichtlich um Diplomatie bemüht: „Mit Steffen und Davie sind beim HSV zwei Akteure, die uns sehr verbunden sind. Aber das ist jetzt nicht der relevante Punkt. Während der 90 Minuten wird die Freundschaft ausgeblendet. Da geht es auf dem Platz darum, wer die bessere Mannschaft ist. Vor und nach dem Spiel gibt’s dann sicher auch ein paar Umarmungen.“ Fraglich ist allerdings, ob Selke überhaupt zum Einsatz kommt. Der Angreifer soll nach seinem in Köln erlittenen Fußbruch noch nicht ganz fit sein, wird aber möglicherweise dem HSV-Kader angehören.
Einen interessanten Geheimfavoriten hatte Experte Mattuschka auch noch in petto: „Eintracht Braunschwieg. Unter Trainer Daniel Scherning hat Eintracht einen riesigen Sprung gemacht.“ Die 2. Bundesliga – sie erscheint nicht nur hochspannend, sondern auch äußerst unberechenbar.