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Bürger protestierenAnwohner in Frechen wehren sich gegen Baupläne der Stadt

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild ist eine Gruppe von Menschen in einem Wald zu sehen, die Urkunden in den Händen hält.

Die IG Marienhofer Weg hat bereits 32 Baumpaten gefunden, einige von ihnen kamen kürzlich zur Übergabe der Patenurkunden zusammen.

Nachbarn des Marienhofer Wegs in Königsdorf und des Wohngebiets An der Ziegelei haben sich für den Protest jeweils zusammen geschlossen.

Im Juli 2024 hat der Stadtrat ein 20 Seiten starkes Gesamtkonzept der Verwaltung zur Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten in Frechen beschlossen. Neben des Personalbedarfs sowie der allgemeinen Rahmenbedingungen enthielt es auch eine Übersicht der Maßnahmen für die Schaffung von Platz für Unterkünfte. Neben neuen Containern an der Alten Feuerwache, Neubauten am Rosmarweg und an der Hochstedenstraße wurden dort unter anderem auch mehrere Bauprojekte angekündigt – auf Flächen am Marienhofer Weg, an der Willi-Giesen-Halle, an der Matthias-Werner-Straße und An der Ziegelei sollen Wohnungen und Häuser realisiert werden.

Auf dem Bild sind Nachbarn zu sehen, die gegen Baupläne der Stadt sind.

Anwohner und Eigentümer der Wohnhäuser An der Ziegelei wehren sich gegen die von der Stadt geplanten Baupläne auf der noch freien Fläche zwischen den Häusern.

Gegen das Konzept stimmten damals die Oppositionsfraktionen Grüne, FDP und BSW – sie kritisierten es als „reine Stoffsammlung, die kein Handlungskonzept“ sei, die Überschrift nicht halte, was sie verspreche, und eine Zeitachse fehle. Und auch bei den Anwohnern am Marienhofer Weg in Königsdorf und An der Ziegelei stieß das Papier auf wenig Gegenliebe. Sie schlossen sich jeweils zusammen und organisierten Protestaktionen, um die Baupläne der Stadt zu verhindern.

Frechen: Besorgte Nachbarn stellen sich viele Fragen

Am Marienhofer Weg stellten sich die besorgten Nachbarn viele Fragen: Wo sollen Rettungswege verlaufen? Wie sollen große Lastwagen mit schweren Gerät durch schmale Wege die Baustelle erreichen? Was passiert mit den Rehen, die immer mal wieder in den Gärten vorbeischauen? Wie soll die Kanalisation funktionieren? Wie steht es um die Sicherheit der Kinder?

Hintergrund für ihre Aufregung ist der Plan der Stadt, eine freie, rund 0,5 Hektar große Ackerfläche hinter ihrer Straße mit ein- bis zweigeschossigen Reihenhäusern zu bebauen, um öffentlich geförderten Wohnungsbau voranzutreiben. Die Fläche ist im städtischen Besitz und war als Friedhofserweiterung vorgesehen, die nicht mehr benötigt wird. Aktuell wird ein städtebaulicher Entwurf erarbeitet sowie werden die für ein Bauleitplanverfahren notwendigen Gutachten wie beispielsweise zum Artenschutz oder zur Starkregenvorsorge beauftragt.

Sorge um den alten Baumbestand auf dem Friedhof

Die Königsdorfer Nachbarn, die sich in einer Interessengemeinschaft (IG) zusammen geschlossen und ein eigenes Fachgutachten beauftragt haben, befürchten, dass die jetzt schon angespannte Infrastruktur endgültig überlastet würde. Die Strom-Verteilerstation für das Viertel sei bereits an ihrer Grenze angelangt und könne nicht noch mehr leisten, die benachbarte Kita und die Grundschule seien bereits überfüllt, und schon jetzt laufe bei Starkregen oft Wasser in die Keller.

Bei einer weiteren Versiegelung der Fläche befürchten sie eine noch größere Menge an Regenwasser, das nicht vom Boden aufgenommen werden kann. Ein Regenrückhaltebecken fehle. Sie verweisen auch noch auf die bereits jetzt überlasteten Straßen zu Hauptverkehrszeiten, in denen sich die Autos bis in die Wohnstraßen zurückstauen würden. Auch der Status als Spielstraße des Marienhofer Wegs sehen sie gefährdet.

Bereits 32 symbolische Baumpatenschaften vermittelt

Zudem fürchten sie um den alten Baumbestand auf dem benachbarten Friedhof: „Die Stadtverwaltung hat eingeräumt, dass nun doch ein paar Meter vom Friedhof für eine Straße einbezogen werden müssen. Hier stehen um die 70 Bäume – z.T. 100 Jahre alt, die den Friedhof nach Westen abschließen,“ teilt die IG Marienhofer Weg mit, „wenn diese Bäume (im Landschaftsschutzgebiet) gefällt werden, bekommt der Friedhof, der langfristig als Park dienen sollte, einen anderen Charakter“. Die IG hat sich daher für den Erhalt der Bäume stark gemacht und symbolische Baumpatenschaften ins Leben gerufen, bereits 32 Baumpaten wurden gefunden und kürzlich mit Urkunden geehrt.

Sowjetische Kriegsgräber liegen auf dem Friedhof

Auch die sowjetischen Kriegsgräber, die an der Grundstücksgrenze auf dem Friedhof liegen, könnten beschädigt werden, wird befürchtet. Es sei nicht genau klar, wo die Gräber überall liegen, der Bestattungsbereich des Gräberfelds ist nicht genau bekannt – Unterlagen dazu gingen unter anderem beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs verloren.

Für die heutige Sitzung (11. Februar) des Planungsausschusses gibt es nun mehrere Anträge der Perspektive für Frechen und der FDP zu den Plänen. „Inhaltlich gibt es noch keinen neuen Sachstand, so dass es hier auch keinen Beratung und Beschlussvorschlag im Verfahren gibt. Die Verwaltung wurde beauftragt, weitere Untersuchungen vorzunehmen, die noch nicht abgeschlossen sind. Eine verfahrensleitende Beratung des Fachausschusses ist somit ggf. für die Maisitzung vorgesehen,“ teilt die Verwaltung mit.

Auf dem Bild sind Wohnhäuser und Protest-Transparente zu sehen.

Anwohner und Eigentümer der Wohnhäuser An der Ziegelei wehren sich gegen die von der Stadt geplanten Baupläne in der Nachbarschaft

Auch in dem Wohngebiet An der Ziegelei haben sich Nachbarn und Eigentümer zusammen geschlossen, um die Pläne der Stadt für eine Bebauung einer noch freien Fläche zwischen ihren Häusern zu verhindern. Sie stehen in Korrespondenz mit der Stadt und haben Protest-Transparente mit ihren Sorgen an den Grundstückszaun gehangen: „Nein zur Blockbebauung“ oder „Großer Block gleich Umweltschock“ steht dort sowie „Keine neue Mietskaserne“ und „Nein zum Hitzestau.“

Die Verwaltung teilt hierzu mit:„ An der Ziegelei besteht gemäß gültigem Bebauungsplan Baurecht für die städtischen Grundstücke in gleicher Form, wie es die Nachbarn auch in Anspruch genommen haben. Eine ‚formelle‘ Beteiligung im Rahmen eines Verfahrens besteht daher nicht.“