Der gescheiterte Versuch, ihn zum Geschäftsführer zu machen, wirft die Frage auf: Handelten die Verantwortlichen aus Ignoranz oder Unwissenheit?

Streit um Stellenbesetzung„Fall Breetzmann“ in Frechen hat nur Verlierer

Das alte und neue Rathaus aus Frechen sind miteinander baulich verbunden.
Copyright: Alexa Jansen
Wer in dieser Woche den Platz der Deutschen Einheit hinter dem Rathaus in Frechen sah, konnte meinen, dass es darin brennt. Mehrere große Einsatzfahrzeuge parkten davor. Allerdings aus einem erfreulichen Grund: Rund 40 Feuerwehrleute wollten im Ratssaal dabei sein, als Oberbrandrat Ralf Odermatt zum Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Frechen ernannt wurde.
Was aber nicht heißt, dass es in derselben Sitzung des Rates nicht doch brenzlig wurde – unter anderem in der Debatte um die Bestellung von Jörg Breetzmann zum Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) beziehungsweise um deren Beanstandung. Nachdem sich eine Mehrheit aus CDU, SPD und Perspektive für Frechen den Ersten Beigeordneten der Stadt Erftstadt ausgesprochen hatte – trotz Warnungen anderer Fraktionen –, kassierte Kreisdirektor Michael Vogel den fehlerhaften Beschluss.
Eine solche Eingruppierung ist in Städten mit mehr Einwohnern möglich
Er war somit rechtswidrig. Verantwortlich dafür: Bürgermeisterin Susanne Stupp (CDU) und all jene, die mit dem Ausschreibungs- und Besetzungsverfahren befasst gewesen sind.
Im Kern stand die Dotierung der Breetzmann-Stelle. Er sollte rund 140.000 Euro pro Jahr verdienen. Solche B3-Stellen sind in einer Stadt der Einwohnerzahl von Frechen allerdings nicht zulässig. Das ist erst ab 600.000 Einwohner möglich, Frechen hat rund 53.000.
Nach Bekanntwerden des Eklats Mitte Februar gab sich Stupp noch zuversichtlich: „Wir befinden uns noch in Beratungen und können zu einem späteren Zeitpunkt sagen, welche Lösung wir haben werden.“ Die Entscheidung hat Breetzmann ihr abgenommen. Er erklärte zu Wochenbeginn, er werde die Stelle nach den Vorkommnissen in Frechen nicht antreten und in Erftstadt bleiben. Damit hat er noch größeren Schaden vom Frechener Rathaus und Bürgermeisterin Stupp abgewendet.
Breetzmann ist nicht das erste Opfer von Politik und VerwaltungIhn selbst muss das schmerzen: Nach Stationen in Köln als Leiter der Abteilung Ordnungs- und Verkehrsdienst und in Erftstadt als Erster Beigeordneter wollte er nach elf Jahren dorthin zurückkehren, wo seine Karriere begann und wo er seinen Lebensmittelpunkt hat.
Breetzmann ist nicht das erste Opfer solcher Fehleinschätzungen
Breetzmann ist das Opfer von Ignoranz oder Unwissenheit: Entweder sollte seine Stelle mit auskömmlichen Bezügen mit Hilfe der Politik durchgedrückt werden oder aber es kannte tatsächlich niemand in Verwaltung und Politik die finanziellen Grenzen für solche Geschäftsführerposten. FDP, Grüne und BSW ausgenommen – sie hatten den Vorgang öffentlich gemacht.
Dass sich andere langjährige Ratsmitglieder in Frechen achselzuckend hinstellen und sagen, sie hätten nicht gewusst, in welcher Höhe solche Jobs dotiert werden dürfen, schlägt am Ende dem Fass noch den Boden aus.
Parallelen zu Fällen in Kerpen und in Brühl
Gleichwohl ist Breetzmann nicht das erste Opfer solcher Fehleinschätzungen: 2024 mussten gleich zwei bereits gewählte Spitzenbeamte ihren Weg ins Brühler beziehungsweise Kerpener Rathaus abrupt abbrechen: Kerstin Richter und Dominik Laufs. Sie als Beigeordnete für Soziales, Kinder, Jugendpflege, Familie und Demografie, er als Erster Beigeordneter im Kerpener Rathaus.
In beiden Fällen kassierten übergeordnete Behörden die Wahlen. Beide verfügten nach deren Einschätzung nicht über die erforderlichen Qualifikationen für ihre jeweilige Stelle. Auch sie dürften sich im Vertrauen auf die Verantwortlichen und im sicheren Glauben in Verwaltung und Politik beworben haben, dass sie Chancen haben, den Job zu bekommen.
Beide wurden geradezu leichtfertig um ihren nächsten Karriereschritt gebracht.