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Pläne für ein BaulandmodellIn Frechen fehlen 3500 öffentlich geförderte Wohnungen

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist der Neubaukomplex an der Toni-Ooms-Straße zu sehen.

82 Wohneinheiten, von denen 42 öffentlich gefördert wurden, beherbergt der Neubaukomplex an der Tomi-Ooms-Straße

Der Wohnungsmarkt ist unter Druck, die Mieten seit 1990 um 45 Prozent gestiegen. Geförderte Wohnungen sollen zukünftig wichtiger werden.

Das Ergebnis ist eindeutig und die Zahlen erschreckend – der Wohnungsmarkt in Frechen steht unter starken Druck: Die Mietpreise im Stadtgebiet sind von 1990 bis 2023 um 45 Prozent gestiegen. Ende 2023 fehlten 900 Wohnungen, bis 2040 sind rund 3500 öffentlich geförderte Wohnungen notwendig.

4100 Haushalte sind armutsgefährdet

4100 Haushalte im Stadtgebiet sind armutsgefährdet, 6500 haben einen potenziellen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Demgegenüber steht ein Bestand von derzeit nur 1278 vorhandenen öffentlich geförderten Mietwohnungen, deren Zahl weiter zurück geht.

In Frechen fehlen kleine, bezahlbare, barrierefreie Wohnungen und Häuser und Wohnungen für Familien

Zu diesen Erkenntnissen kommt unter anderen die Wohnungsmarktstudie, die das Prestel Institut für die Verwaltung für die Neuaufstellung des städtischen Flächennutzungsplans erarbeitet hat. Die Studie weist nach, dass es in Frechen an kleinen, bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen und an Wohnungen sowie Häusern für Familien fehlt.

Für einen preisdämpfenden Effekt am Wohnungsmarkt werde ein Anteil von 25 bis 30 Prozent gemeinwohlorientierter Mietwohnungen benötigt. Der derzeitige Anteil liegt in Frechen aber nur bei 7,6 Prozent. Daher rät die Studie, dass geförderte Wohnungen in Zukunft eine wichtige Rolle in der Wohnraumentwicklung der Stadt einnehmen müssen. Sie schlägt ein Baulandmodell als wichtigen Baustein vor, um den Bedarf zu decken.

Die Verwaltung stellt dieses Modell im nächsten Planungsausschuss am Dienstag, 8. Oktober, vor – sie will es als Grundlage für ihr weiteres Handeln bestätigt wissen.

Die öffentlich geförderten Wohnungen dürfen nicht als Eigentumswohnung verkauft werden

Ein Baulandmodell sieht feste Quoten für öffentlich geförderten Wohnungsbau im Rahmen von Bauleitplanverfahren vor. Die Stadt plant eine Quote von 35 Prozent. Das heißt, bei privaten Bauprojekten ab einer Geschossfläche von 450 Quadratmetern (dies entspricht rund fünf Wohneinheiten) müssen in Zukunft 35 Prozent als öffentlich geförderter Wohnungsbau errichtet werden.

Auch eine Kombination aus Geschossfläche und der Anzahl von Wohneinheiten wäre für den Geltungsbereich denkbar. Diese müssen innerhalb bestimmter Fristen bezugsfertig und vermietet sein. Eine Veräußerung dieser Wohnungen als Eigentumswohnungen wird unzulässig sein. Die genauen Anforderungen an Bauprojekte werden aktuell noch definiert und sollen für die Ratssitzung im Dezember nachgereicht werden.

Soweit bereits Baurecht besteht, findet diese Quote keine Anwendung. Bei Projekten wie beispielsweise das große Rhenania-Quartier, die noch in Vorbereitung sind, könnte es aber bereits wirksam werden. Die Wolf Immobilien-Gruppe, Bauherr und Investor bei Rhenania, kann auf Anfrage dieser Redaktion „zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme“ zu dem Thema abgeben.

Wenn wir gar nichts machen, haben wir ein Riesenproblem
Andreas Pöttgen, Dezernent der Stadt Frechen

Mit der Einführung der 35 Prozent-Quote für öffentlich geförderten Wohnungsbau sieht die Verwaltung mehrere Effekte: Das Ziel von 3500 Wohnungen für einen preisgedämpften Effekt auf den Markt werde bis 2040 um mehr als die Hälfte erreicht. Die aus der Mietbindung fallenden Wohnungen bis 2030 könnten fast kompensiert werden.

„Die Quote ist ein Instrument von vielen, alleine reicht sie nicht“, wertet Dezernent Andreas Pöttgen. Nötig sei unter anderem auch, auf kommunalen Flächen mehr Bauland auszuweisen, Bestand und Flächen zu kaufen sowie Belegungsbindungen zu erwerben. Sicher sei: „Wenn wir gar nichts machen, haben wir ein Riesenproblem.“

Der Entwurf für das Baulandmodell soll nun in den Fraktionen beraten, im nächsten Planungsausschuss diskutiert und in der Ratssitzung im Dezember beschlossen werden.

Bereits im Vorfeld hat die SPD-Fraktion für den Ausschuss eine Anfrage gestellt und sich in einem Punkt positioniert: „Die SPD-Fraktion ist dafür, die Quote bei mindestens 35 Prozent festzulegen. Wir sehen auch den Bedarf, altersgerechte Wohnungen zu schaffen, damit die Bürger in ihren Quartieren alt werden können.“, so Hans Günter Eilenberger, SPD-Fraktionsvorsitzender.