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Neue AusstellungDiese Künstlerin lädt zu den Frechener Kulturwochen in ihr Atelier ein

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist die Künstlerin in ihrem Atelier zu sehen. Sie betrachtet einen großen Abdruck eines ihrer Fotos.

Die Künstlerin Lissy Winterhoff hat sich in ihren Fotoarbeiten auch mit dem jüdischen Friedhof und Stolpersteinen in Frechen und Umgebung auseinander gesetzt.

Die Königsdorfer Künstlerin Lissy Winterhoff stellt auch in Köln aus. Sie zeigt würdevolle Bilder vom jüdischen Friedhof.

Von ihrem Atelier im vierten Stock eines Bürohauses in Königsdorf hat Lissy Winterhoff einen weiten Blick in die Umgebung. Den Bahnhof, die Pfarrkirche St. Sebastianus und eine ganze Reihe anderer Gebäude hat die Fotografin aus luftiger Höhe für die Fotoserie „Der Blick aus meinem Atelier“ abgelichtet.

Im Juli des vergangenen Jahres ist sie nach der Kündigung des langjährigen Ateliers in Köln in den Gewerbe- und Technologiepark in Königsdorf umgezogen – ein Glücksfall für die Künstlerin, die jetzt zu Fuß von ihrer Wohnung in die neuen Räumlichkeiten gehen kann. „Besser konnte es gar nicht kommen“, versichert Lissy Winterhoff, die hier beste Bedingungen für ihre Arbeit vorgefundenen hat.

Die Künstlerin zeigt zwei Serien, die in Frechen entstanden sind

Gerade ist sie mit den letzten Vorbereitungen für ihre zweite Ausstellung in den renommierten Kunsträumen der Michael-Horbach-Stiftung in der Kölner Südstadt Anfang September beschäftigt: „Fotoplastische Arbeiten von 1978 bis heute“ wird sie dort zeigen, darunter sind zwei Serien, die in Frechen und dem Umland entstanden sind.

Winterhoffs Themenspektrum ist weit gefächert: Landschaft und Natur gehören ebenso dazu wie „harte Realität“. Bekannt geworden ist sie mit fotoplastischen Werken, in denen fotografische Bestandteile um andere Elemente ergänzt werden. So hat sie etwa Aufnahmen archaischer Wüstenlandschaften auf Originalsand aus den dortigen Wadis entwickelt.

Lissy Winterhoff ist viel gereist. Die Werke, die dabei entstanden sind, fangen die Atmosphäre der jeweiligen Orte auf ganz besondere Weise ein und bekommen durch handgeschöpftes Büttenpapier einen speziellen haptischen Reiz. Ein Merkmal ihres Schaffens ist außerdem die Kombination mit Texten, die die emotionale Wirkung der Bilder verstärken. Lange hat sie analog und schwarz-weiß fotografiert und dabei auch mit Lust und Laune in der Dunkelkammer experimentiert. Seit 2021 nutzt sie die Möglichkeiten der digitalen Fotografie.

Aufnahmen vom jüdischen Friedhof Frechen

Ganz frisch sind die Aufnahmen, die sie im Mai auf dem jüdischen Friedhof Frechen gemacht hat. Eine ruhige, fast meditative Wirkung üben die Darstellungen der verwitterten Grabsteine auf grüner Wiese aus, deren Inschriften oftmals kaum mehr zu entziffern sind. Lissy Winterhoff hat sie aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen, aus Nahsicht und Ferne und im Detail. Eine stille Würde geht von den Gedenksteinen aus, ebenso wie von dem eisernen Eingangstor mit dem Davidstern.

„Eine persönliche Berührung muss da sein“, antwortet sie auf die Frage, welche Motive sie interessieren. Tränen schießen ihr in die Augen, als sie die Fotos von Stolpersteinen ausbreitet, die sie im Frechener Stadtgebiet und der Umgebung aufgesucht hat. Zu jedem hat sie einen Stein dazugelegt, als sie sie fotografiert hat. „Mir ist es ein Anliegen, dass die Stolpersteine präsent sind. Jüdische Themen haben bei mir immer eine Rolle gespielt“, betont Winterhoff, die an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln Fotografie, Experimentalfilm und Videokunst studiert hat.


Die Ausstellung in den Kunsträumen der Michael-Horbach-Stiftung in der Kölner Südstadt, Wormser Straße 23, wird am Sonntag, 8. September, eröffnet.

Im Rahmen der Frechener Kulturwochen lädt Lissy Winterhoff für Samstag, 21. September, 16 Uhr, zu einer Lesung mit der Autorin und Hörfunkjournalistin Brigitte Jünger in ihr Atelier, Augustinusstraße 11 d, vierte Etage, ein. Brigitte Jünger liest und erzählt zu ihrem Buch „Der Mantel“, in dem sie Fiktion und reales Schicksal der jüdischen Familie Stock miteinander verbindet, die in Fliesteden gelebt hat. Wegen des begrenzten Platzangebotes wird um Anmeldung per Mail gebeten.