„Man wird oft abgestempelt“Rapper spricht über Kindheit an der Burgstraße in Frechen
Frechen – Um sein Album „Junz“ vorzustellen, kehrte der Rapper Kozarth am Freitagabend zur Freude vieler Fans dorthin zurück, wo er seine Jugend verbracht hat. Wir haben den Rapper zum Interview getroffen und mit ihm darüber gesprochen, wie es ist, in der Hochhaussiedlung an der Burgstraße in Frechen aufzuwachsen.
Auf deinem Album „Junz“ klebt ein Sticker mit einer Art Untertitel: Wie ist „Aus dem Leben eines Taugenichts“ zu verstehen?
Kozarth: Die Bezeichnung Taugenichts verwende ich als lyrische Umschreibung dafür, wie ich mich oft gefühlt habe in der Burgstraße. Wer in diesen Blocks hier im so genannten Problem-Viertel aufwächst, der spürt eben, dass er ein bisschen am Rand der Gesellschaft steht und von denen, die sich für besser halten, immer seltsam beäugelt wird. Man wird ganz oft einfach abgestempelt als einer, der nicht viel schafft und der es sowieso zu nichts bringen wird. Irgendwann fühlst du dich dann auch selber als Underdog. Und du brauchst schon eine Menge Power, um den Leuten zu beweisen, dass du doch was auf dem Kasten hast. Dabei gibt es hier viele Leute, die zwar Potenzial haben, aber eben nicht die gleichen Chancen bekommen wie Menschen aus einem besseren gesellschaftlichen Umfeld.
Verstehst du dich als Musiker auch als Mutmacher für die jungen Leute, die jetzt hier im Viertel leben?
Vor allem möchte ich als Rapper den Leuten eine Stimme geben, die sonst nicht gehört werden. Ich sehe mich zwar nicht direkt als Musiker, der handfeste politische Botschaften verkündet. Aber indem ich einfach Geschichten aus meiner nicht immer angenehmen persönlichen Lebens- und Erfahrungswelt erzähle, weise ich praktisch von selbst auch auf gesellschaftliche Missverstände hin und fordere mehr soziale Gerechtigkeit ein. Gleichzeitig möchte ich die Leute dazu anregen, trotz all der Probleme Spaß zu haben, positiv zu denken, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und das Beste daraus zu machen.
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Du selbst bist da offenbar auf einem ganz guten Weg…
Das hoffe ich zumindest. Als ich vor ein paar Jahren von hier weggegangen bin, hatte ich bloß den Hauptschulabschluss vom Herbertskaul in der Tasche. Aber dabei ist es nicht geblieben. Ich habe das Abi nachgemacht, studiere jetzt in Köln Sozialwissenschaften und büffele gerade fleißig für den Bachelor. Wenn es dazu auch noch klappt, mir mit der Musik ein zweites Standbein aufzubauen, wäre das schon eine feine Sache. Aber ich lebe in Köln-Kalk immer noch in einem Ein-Zimmer-Appartement in einer ganz ähnlichen Gegend wie der Burgstraße. Und ich lebe gern dort. Eine fette Villa im Nobelviertel – ich glaube, das wäre nichts für mich, selbst wenn ich sie mir leisten könnte.