Die Frechener Bürgermeisterin Susanne Stupp spricht im Interview über die Entwicklung und Probleme der Stadt.
HalbzeitbilanzBürgermeisterin Susanne Stupp: Frechen ist „gut durch die Krise gekommen“
„Ich habe wahnsinnig Lust, weiterzumachen. Es gibt so viele neue und hoch spannende Themen, und ich lerne immer mehr dazu. Aber zuerst entscheidet meine Partei, die CDU, und dann der Wähler.“
Ganz klar formuliert Frechens Bürgermeisterin Susanne Stupp ihren Wunsch, auch bei der nächsten Kommunalwahl wieder für ihr Amt zu kandidieren und möglichst ihre dritte Amtszeit anzutreten. Seit 2015 ist die in Frechen geborene 54-Jährige bereits Bürgermeisterin der Stadt mit rund 53.000 Einwohnern. Alexa Jansen sprach mit ihr.
Auf welche positiven Erfahrungen blicken Sie in der ersten Hälfte Ihrer zweiten Amtszeit zurück? Welche konkreten Projekte sehen Sie als Erfolg?
Susanne Stupp: Die Zeit war geprägt von multiplen Krisen. Ich bin nun sehr froh, dass alles wieder seinen Gang geht. Begeistert bin ich davon, wie gut wir in Frechen durch die Krisen gekommen sind - jeder packte mit an. Plötzlich ging vieles, was vorher nicht möglich war. Wir konnten die Menschen gut begleiten. Und haben gelernt, nicht alles als selbstverständlich zu sehen.
Es hat eine hohe Sensibilisierung gegeben und wir waren auch exzellent auf eine mögliche Energiekrise vorbereitet. Quer durch die Verwaltung haben alle toll zusammengearbeitet. Wir haben einen großen Schritt vorwärts im privaten Wohnungsbau gemacht. Wir müssen genau schauen, wie sich Frechen entwickelt. Der Strukturwandel verändert viel, da gibt es große Fortschritte.
Welche Dinge bewerten Sie eher als negativ?
Viele Bauprojekte sind noch nicht so weit, wie sie sein sollten. Das Projekt einer vierten weiterführenden Schule muss nun energisch vorangetrieben werden, wir stimmen uns zurzeit mit dem Kreis ab. Der Schulentwicklungsplan wird gerade neu aufgestellt, wir müssen mit dem Schulbau vorankommen. So muss es auch eine neue Grundschule geben.
Zudem ist auch die Freibadsanierung ins Stocken geraten – ich würde aktuell lieber auf den Einweihungstermin statt auf den ersten Bagger blicken. Eine nicht erfolgreich verlaufene Vergabe führte zu einer neuen Terminsituation. Baustart ist wahrscheinlich der 15. Mai 2023. Die Lage in der Bauindustrie ist weiter angespannt. Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel sind nur zwei der vielen Stichworte.
Wie ist die Situation in der Verwaltung?
Auch uns fehlt Fachpersonal. Wir müssen noch selbstbewusster als Arbeitgeber auftreten. Da gibt es auch schon Pläne. Besonders bei den Kindergärten, den technischen Diensten und beim Brandschutz fehlen uns die Mitarbeiter.
Was zeichnet Frechen für Sie aus?
Besonders durch das große ehrenamtliche Engagement ist Frechen eine sehr starke Stadt. Es gibt hier für mich die Zuversicht, dass wir gemeinsam alles schaffen – gerade während und nach den Krisen. Wir sind hier stärker geworden. In manchen Dingen sind wir in der Verwaltung einiges schneller als andere – Bauanträge werden flott entschieden, das macht uns auch interessant für Investoren.
Unsere Wirtschaftsförderung nimmt die Unternehmen erfolgreich an die Hand. Zudem haben wir viele Beteiligungsformate, in denen die Bürger ihre Wünsche und Vorstellungen äußern können. Mehr als gesetzlich verlangt. Die vernetzten Strukturen und die Gemeinschaft sind in Frechen auch besonders, es gibt immer viele Berührungspunkte miteinander. Und ich vertraue auf die Stärke dieser Verwaltung.
Was wünschen Sie sich für Frechen?
Ich möchte den Blick der Bürger wieder auf das Schöne lenken. Viele von auswärts sagen, wie schön wir es hier haben. Die Frechener sollen wieder positiver von ihrer Stadt sprechen. Und wir müssen auf dem Wohnungsmarkt dafür sorgen, dass sich Frechener ihre Stadt weiter leisten können.
Was ist Ihr Antrieb?
Frechen ist einfach meine Heimat. Ich hoffe, den Rest meines Lebens hier zu verbringen. Die Heimat mitformen zu können – das ist für mich das Schönste.