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Wohnraum-MangelStadt Frechen will Motel zur Unterbringung von Geflüchteten kaufen

Lesezeit 4 Minuten
Motel an der Europaallee in Frechen

Das Motel an der Europaallee in Frechen könnte bald in den Besitzer der Stadt übergehen. Die Verwaltung sucht neue Unterkünfte für Flüchtlinge.

Die Stadt Frechen will das Motel 24h an der Europaallee kaufen – dadurch entstehen 69 weitere Zimmer für Geflüchtete.

„Die preiswertesten Motel-Zimmer in Köln“ – mit diesem Slogan wirbt die Unternehmensgruppe „Orange Hotels & Ressorts“ für ihr Motel 24h an der Europaallee 3 in Frechen.

An mehr als 20 Standorten in ganz Deutschland hat die familiär geführte Hotelkette mit rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Sitz in Berlin Häuser, vom preisgünstigen Motel bis zum 4-Sterne-Hotel.

Bald ist es ein Haus weniger, denn das Objekt in Frechen soll verkauft werden – an die Stadt: Der Hauptausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, das Hotel für die Unterbringung von Flüchtlingen zu erwerben.

Absichtserklärung unterzeichnet – Zimmer frühestens Oktober 2023 bezugsfertig

Voraussichtlich Ende des Jahres, frühestens im Oktober könnten die 69 Zimmer bezogen werden. Es gibt Platz für rund 100 Schutzsuchende, geeignet ist das Objekt insbesondere für kleine Familien und Alleinstehende.

Noch ist der Kaufvertrag über das 1997 erbaute Haus nicht unterschrieben, aber die Stadt und die jetzige Eigentümerin haben eine Absichtserklärung unterzeichnet. Bereits seit Ende 2022 wurde über den Kauf verhandelt. Die Möglichkeit, das Haus zu pachten, hatte die Stadt wegen eines zu hohen Preises wiederholt abgelehnt.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Allerdings liege der Preis nur minimal über dem, den ein Wertgutachten im März festgestellt hätte, berichtet Dezernent Andreas Pöttgen: „Der Preis ist sehr gut vertretbar.“

Stadt Frechen finanziert Unterkunft über Ukrainehilfe-Fonds

Zudem habe die Stadt kürzlich öffentliche Fördermittel aus der Ukrainehilfe in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro erhalten – damit könne der größte Teil finanziert werden, sagt Pöttgen.

„Bei der momentanen Knappheit auf dem Wohnungsmarkt und der Begrenzung weiterer Unterbringungsmöglichkeiten hat sich der Stadt hier eine günstige Gelegenheit geboten, annehmbaren Wohnraum für geflüchtete Menschen zu finden“, bilanziert Bürgermeisterin Susanne Stupp.

Erst vergangene Woche gab es erneut eine Besichtigung in dem Objekt – nun sollen Handwerker gefunden und die nötigen Umbauten umgesetzt werden. Das Hotel liegt mit einem aktuellen Tagespreis von 33 Euro am unteren Ende des Standards, dementsprechend einfach ist die Ausstattung, die nur geringfügig geändert werden wird.

Gemeinschaftsduschen des ehemaligen Motels sollen beibehalten werden

Auf jeder der drei Etagen soll eine Gemeinschaftsküche eingerichtet, vor dem Haus auf dem Parkplatz ein Container mit Waschmaschinen errichtet werden.

In den Zimmern gibt es jeweils nur eine kleine Waschecke, auf den Fluren liegen Gemeinschaftsduschen. Diese sanitären Einrichtungen sollen beibehalten werden – erneuert werden müssen allerdings die Wasserleitungen.

Das Mobiliar des Hotels wird übernommen und eventuell aus Lagerbeständen ergänzt. „Wir sind optimistisch, dass es dieses Jahr fertig wird“, sagt Andreas Pöttgen.

Geflüchtete blockieren Unterkünfte, da es keine Wohnungen gibt

Die Stadt müsse allerdings dringend weiter nach Objekten für die Unterbringung von Geflüchteten suchen, erläutert der Dezernent. Parallel solle der soziale Wohnungsbau vorangetrieben werden, damit nicht länger die Unterkünfte blockiert werden.

Allein in Frechen könnten rund 200 der knapp 600 in Unterkünften untergebrachten Geflüchteten in Wohnungen umziehen, da ihre Verfahren so weit fortgeschritten seien.

„Aber sie finden eben keinen Wohnraum“, sagt Pöttgen. Hintergrund der Bemühungen ist vor allem auch, dass die belegten Sporthallen möglichst zügig wieder freigegeben werden könnten.

Gerhard-Berger-Turnhalle soll wieder für Sport genutzt werden

Doch zurzeit betreut die Stadt 800 Geflüchtete und liegt damit unter der Zuteilungsquote des Landes – eigentlich müsste Frechen bereits 900 Menschen aufgenommen haben. „Wenn die 100 noch zusätzlich kommen sowie die Zahl der Flüchtlinge insgesamt und damit die Quoten im Sommer steigen, dann haben wir Probleme“, fürchtet Pöttgen.

Daher soll auch erst nach der Sommerpause darüber entschieden werden, wann beispielsweise die Gerhard-Berger-Turnhalle in Königsdorf, in der Platz für 150 Geflüchtete ist, der aktuell nicht genutzt wird, wieder für Sportler freigegeben wird. „Es muss dann auch noch geklärt werden, was und wie viel in der Halle getan werden muss, ehe sie wieder für Sport genutzt werden kann“, sagt der Dezernent.

So sei Teppichboden verklebt worden und man wisse nicht, wie der Hallenboden darunter aussehe. Und Feuchtigkeit könne auch ein Problem sein. Zudem solle baldmöglichst entschieden werden, welche Sportgeräte dann angeschafft werden sollten.