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Neustart nach der FluchtUkrainerin baut sich mit Reinigung in Frechen eine Existenz auf

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Ukrainerin Tatjana Jezmakova mit einem Stapel frisch gewaschener Bettlaken in ihrer Reinigung. Hinter ihr stehen viele Körbe für die Wäsche.

Die Ukrainerin Tatjana Jezmakova hat in Frechen eine Reinigung eröffnet.

Tatjana Jezmakova musste vor dem Krieg in ihrer Heimat fliehen, nun hat sie in Frechen ein neues Zuhause gefunden.

Tatjana Jezmakova ist ein fröhlicher Mensch. Lächelnd begrüßt sie die Kunden in ihrer Reinigung, fragt jeden in fast perfektem Deutsch, wie es ihm geht. Doch denkt sie an ihre Heimat, ist Trauer in ihrem Blick. Es fällt ihr schwer, über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. „Ich weine viel. Meine Eltern sind noch immer in Kiew und ich habe sehr große Angst um sie“, sagt sie. „Sie sind alt und können nicht nach Deutschland kommen. Jeden Tag erzählen sie mir am Telefon von den Sirenen und langen Nächten im Bunker. Aber wir hoffen.“

Am 11. März 2022 begann ihr neues Leben fern der Heimat. Der Krieg hatte gerade begonnen und die Angst war groß. Tatjana Jezmakova ließ ihre Wohnung in Kiew und ihre zwei Wäschereien in der Nähe von Butscha zurück und floh mit ihrem Mann, einem Aserbaidschaner, ihrer Tochter, zwei Schwestern und deren Kinder.

Lebensgefährliche Flucht führt nach Frechen

Eine lebensgefährliche Flucht über Ungarn und Österreich, die vier Tage dauerte. „Unterwegs hatten wir großen Hunger und kauften in einem Geschäft Eier, als neben uns eine Bombe explodierte. Wir hielten die Eier fest und rannten um unser Leben“, erinnert sich Tatjana Jezmakova.

Auf den Straßen lagen Tote, „aber wir mussten die Kinder in Sicherheit bringen“, sagt sie. Mit einem Pulli, einer Jacke und zwei Hosen kam sie schließlich in Frechen an. Mit ihrer Familie, viel Sorge, aber auch der Hoffnung auf eine Zukunft fern des Krieges. „Wir müssen doch weiterleben“, sagt sie. Die Familie lernte in Kursen die deutsche Sprache, fand nach vielen Monaten eine Wohnung und einen Job. „Anfangs haben mein Mann und ich im Depot jeden Tag 100 Busse geputzt“, erklärt Tatjana Jezmakova. „Dann haben wir zum Glück in einer Anzeige von der Reinigung gelesen.“

Lange überlegten sie, liehen sich schließlich von Freunden Geld und übernahmen Anfang Mai die Mangelstube Frechen An St. Maria Königin 8. Vier Mitarbeiterinnen hat Tatjana Jezmakova übernommen, zwei weitere aus der Ukraine kamen hinzu. „Jetzt geht es bergauf“, sagt sie erleichtert.

Bürgermeisterin unter der Kundschaft

Oft läutet die Klingel, die Kundschaft ist der Mangelstube treu geblieben. „Die Bürgermeisterin war auch schon als Kundin da. Ich habe sie gar nicht erkannt“, verrät sie lachend. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und einem Dolmetscher haben sie einen Verein gegründet, um Geflüchteten Tipps zu geben und den Menschen in der Ukraine zu helfen. „Wir haben Waschpulver in ein Hospiz geschickt und unterstützen das Militär“, erklärt Ehemann Yalein Aliev.

Langsam gewöhnen sie sich an ein Leben in Deutschland, sagen sie. Ihre Tochter geht bereits in die sechste Klasse eines Frechener Gymnasiums. „Mein Herz ist in der Ukraine“, sagt Tatjana Jezmakova bewegt. „Aber hier begegnen wir so vielen netten Menschen. Wir sind froh und hoffen.“