Viel Bürokratie, Engpässe bei der Medikamentenversorgung und Personalmangel sind Gründe, warum die einzige Apotheke in Habbelrath schließt.
55 Jahre im FamilienbesitzWarum Julia Klauser ihre Apotheke in Frechen schließt
Nach 55 Jahren endet die Versorgung der Habbelrather und Grefrather mit Medikamenten und anderen Pharma-Artikeln durch die Kloster-Apotheke. Schweren Herzens hat sich Julia Klauser entschlossen, ihre Apotheke zum 1. Januar für immer zu schließen. Damit endet auch eine Familiengeschichte, wie der Blick zurück zeigt.
Am 23. Juli 1968 eröffnete Brigitta Klauser, die Mutter der jetzigen Inhaberin, im Haus Klosterstraße 62 ihre erste Apotheke. Damit begann in dem umgesiedelten Habbelrath, das wenige Jahre zuvor der Braunkohle weichen musste, gewissermaßen auch eine neue Zeitrechnung. Bis zu diesem Tag gab es zwar schon einen niedergelassenen Mediziner, für die benötigten Medikamente aber mussten die Habbelrather nach Horrem oder Frechen fahren.
Apothekerin übernahm das Geschäft in Habbelrath von ihrer Mutter
Ein Geheimtipp soll damals aber eine Drogerie im Ort gewesen sein, wo man schon mal – sozusagen unter der Hand – Tabletten und Pillen kaufen konnte. So jedenfalls wird es im Dorf erzählt.
Die Inhaberin der Kloster-Apotheke Brigitta und ihr Mann Jürgen Klauser, die Eltern der jetzigen Inhaberin, hatten zuvor in Düsseldorfer Apotheken gearbeitet. Für das Habbelrather Geschäft besorgten sie sich die Einrichtung aus einer Bremer Drogerie. Es war eine harte Zeit. Sie hätten sich erst die Anerkennung im Ort erarbeiten müssen, erzählten Julia Klauser und ihr Mann vor fünf Jahren anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Apotheke.
Viele Apotheker-Kollegen auch im Rhein-Erft-Kreis haben aufgegeben
Acht Jahre nach der Eröffnung zog die Apotheke an den heutigen Standort vor der Kirche. Damals war vieles anders, Salben und Lösungen wurden noch angerührt und gemischt. Das Gros der Medikamente und Heilmittel aber wurde schon konfektioniert eingekauft. 2003 stieg Tochter Julia in das Familienunternehmen ein und übernahm es drei Jahre später.
Julia Klauser folgt nun mit ihrer Entscheidung, die Apotheke zu schließen, vielen ihrer Kollegen, die bereits aufgegeben haben. Und die Gründe sind fast immer dieselben: der enorm gewachsene bürokratische Aufwand, der Personalmangel und die immer schlechter werdende Verfügbarkeit von Medikamenten und Arzneimitteln.
Apothekerin widerspricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Julia Klauser weiß nur zu gut: „Wer von seinem Arzt Antibiotika für Kinder, Blutdrucksenker, Augentropfen oder Arzneimittel für chronisch Kranke oder Krebspatienten verschrieben bekommt, kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass es auch lieferbar ist.“ Laut Apothekerverband Nordrhein betraf das bereits im September jeden Tag etwa 1,5 Millionen Menschen.
Um besser gegen Liefer- und Versorgungsengpässe gewappnet zu sein und die Nachfrage befriedigen zu können, hat Julia Klauser, wie viele andere Apotheker, ihre Vorräte auf eigene Kosten aufgestockt. Über Aussagen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Lage sei entspannter als vor einem Jahr, kann sie nur müde lächeln. „Um an die benötigten Medikamente zu kommen, mussten wir telefonieren oder mailen, hatten kaum Zeit mehr für unser Kerngeschäft, die Beratung der Kunden.“
Julia Klauser, die seit drei Jahren keinen Urlaub mehr gemacht und auch weitergearbeitet hat, wenn sie krank war, damit der Laden weiterlaufen konnte und die Notdienste besetzt waren, ist jetzt froh, dass alle ihre Mitarbeiterinnen woanders untergekommen sind. Ihr Entschluss aufzuhören hat bei den Stammkunden Trauer ausgelöst. „Da ist schon das eine oder andere Tränchen geflossen. Viele Kunden und Kundinnen kannte ich ja schon seit Jahrzehnten.“
Jetzt gilt es, im Januar die Geschäfte abzuwickeln. Danach will Julia Klauser endlich mal Urlaub machen und entspannen. „Ich freue mich auf die Zeit danach, konkrete Pläne habe ich noch nicht“, sagt Julia Klauser.