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Ein Seelsorger im DschungelFrechener Pfarrer und Missionar Georg Rose ist gestorben

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Am Freitag war Rose noch in der Klosterkapelle des St.-Augustinus-Heims, in der er täglich die Messe las.

Frechen – Am 1. Februar hätte er sein goldenes Priesterjubiläum feiern können. Am Freitag hat er noch mit viel Esprit aus seinem abwechslungsreichen Leben erzählt. Am Samstag ist Pfarrer Georg Rose überraschend gestorben. Er wurde 75 Jahre alt.

„Das war alles Gottes Fügung, dass ich Priester wurde und als Missionar in Brasilien arbeiten konnte und jetzt bei den Augustinerinnen lebe“, sagte Georg Rose am Tag vor seinem Tod bei einem Gespräch in seiner Wohnung im Königsdorfer St.-Augustinus-Haus.

Georg Rose: Priesterweihe im Kölner Dom

Geboren 1946 verbrachte er seine Kindheit im Schatten der St.-Lucia-Kirche in Angelsdorf. 1953 zog die Familie nach Bergheim-Niederaußem. Sein Abitur machte er am Bergheimer Gymnasium, ab 1966 studierte er in Bonn, Tübingen und am Kölner Priesterseminar Theologie. 1971 ging Rose für sein Diakonatsjahr nach Wermelskirchen, wo der spätere Bedburger Kreisdechant Werner Skorjanz sein Chef war. Im Kölner Dom empfing er am 1. Februar 1972 von Erzbischof Joseph Kardinal Höffner die Priesterweihe. Schon da trug Rose sich mit dem Wunsch, als Missionar nach Brasilien zu gehen. „Der Kardinal riet mir damals dringend, erst eine Zeit als Kaplan in Deutschland zu absolvieren und schickte mich nach Kerpen-Horrem“. Dort war Heinrich Buff Pfarrer. Wie schon in Niederaußem war Rose auch dort in der Jugendarbeit aktiv.

Vor 50 Jahren wurde Georg Rose zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Niederaußem.

1974 trat er mit zwei befreundeten Jungpriestern eine erste, noch private Reise nach Brasilien an, und nachdem seine Kaplansjahre 1978 absolviert waren, siedelte er, unterstützt und motiviert von Skorjanz und Buff an den Amazonas um. Dort leitete Rose, der fließend Portugiesisch sprach, mehrere Stadtpfarreien. In der Regenzeit fuhr er zudem mit einem Boot zu den Gummizapfern bis zu 300 Kilometer weit in den Urwald, um dort für die christlichen Indios Gottesdienste abzuhalten. „Manchmal kam ich nur zweimal im Jahr in die Dörfer“, erinnerte er sich. Das Hausboot hatte er aus Spenden angeschafft, die die Horremer Realschule Mater Salvatoris mit ihren Sponsorenläufen gesammelt hatte.

Rose half auch in Kerpen-Horrem aus

Eine Krankheit zwang Rose 2011 zur Heimkehr. Seitdem lebte er in einer Wohnung im St.-Augustinus-Heim. „Täglich lese ich eine Messe in der Klosterkapelle“, sagte der Jubilar. Und auch im Horremer Kloster half er gern als Zelebrant aus.

Von Südamerika konnte er jedoch nicht lassen. Jedes Jahr reiste er für einige Monate an den Amazonas nach Porto Walter, Eirunepé und Cruzeiro do Sul, um Freunde zu treffen. 2020 war er zuletzt für sechs Wochen dort, bevor die Pandemie ihn zur Rückreise zwang. „Das war knapp. Nur wenige Tage später wäre ich nicht mehr aus dem Land gekommen.“

Im brasilianischen Urwald arbeitete Georg Rose 34 Jahre lang als Missionar. Das Foto entstand nach einem Gottesdienst 2006.

Monsignore Franz Josef Freericks, jetzt Subsidiar in Bergheim, hat mit Rose das Neusprachliche, heute Erftgymnasium besucht, mit ihm Theologie studiert und wurde ein Jahr später zum Priester geweiht. Mehrfach war Freericks in Brasilien. „Georg hatte Humor und war stets gelassen, typisch brasilianisch eben. Vor vielen Jahren haben wir den Bischof von Cruzeiro do Sul gebeten, zu unserem 15. Primizjubiläum eine Messe zu zelebrieren. Auf die verwunderte Frage des Bischofs, ob solch junge Männer denn schon 15 Jahre Priester seien, antwortete er augenzwinkernd: »Nein, Franz Josef sieben und ich acht Jahre«. Zu einem Gottesdienst im Urwald kam er mal eine Stunde zu spät, die Gläubigen waren schon wieder gegangen. Er sagte mir, dass er noch einen Lautsprecher für das Pfarrfest habe reparieren müssen. »Im übrigen: Wat rächt ühr üch op. Ich hange mich jetzt an de Jlocke, dann kumme die Lück wieder zoröck«.“

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Auch Johannes Rottland, Freund seit Jugendtagen, hat Rose mehrfach am Amazonas besucht. „Die Besuche bei Padre Jorge, wie die Brasilianer ihn nannten, waren immer ein Ereignis“. Mit seiner „positiv denkenden und sozialen Art“ habe er „zum Segen der Menschen dort“ gewirkt. Neben dem Schiff habe er nötige Fahrten mit einem „ausrangierten Range Rover, natürlich mit Bergheimer Kennzeichen“, zurückgelegt.

Wann die Beisetzung – Pfarrer Roses Wunsch war, in Bickendorf seine letzte Ruhe zu finden – stattfindet, ist noch nicht bekannt.