Grafik Triennale in FrechenDas erwartete die Gäste auf der Grafikschau im Stadtsaal
Frechen – Helmut Kesberg war die Begeisterung über die 19. Deutsche Internationale Grafik-Triennale anzumerken. „Die Ausstellung ist großartig geworden“, befand der Vorsitzende des Frechener Kunstvereins voller Stolz. „Ein Fest für das Auge“, so Kesberg, bot sich den Besuchern am Sonntagmorgen bei der Eröffnung der renommierten Grafikschau im Stadtsaal. 150 Werke von 56 Künstlerinnen und Künstlern aus 19 Ländern sind hier für die kommenden drei Wochen zu sehen.
Bürgermeisterin Susanne Stupp dankte dem Kunstverein dafür, dass man „den Blick von den Katastrophen-Szenarien auf die schönen Dinge des Lebens“ richten könne. Das Spektrum an Themen und Techniken ist beeindruckend. „Wir hätten gerne noch mehr Werke gezeigt“, gestand Kesberg.
Die Platzverhältnisse im Stadtsaal ließen dies nicht zu, die geschickte Ausstellungsarchitektur mit ihren großen und kleinen Kojen vermittelt einen Eindruck von Lockerheit und Intimität zugleich, in der man sich konzentriert in die höchst unterschiedlichen Arbeiten vertiefen kann.
Frechen: Politisch, frech und experimentell
Politisch motivierte Grafiken treffen auf freche comicartige Darstellungen, altmeisterliche Aquatinta-Radierungen auf experimentelle Drucktechniken. Stadt- und Naturlandschaften ziehen ebenso in den Bann wie erzählerische Blätter, die dem Betrachter Rätsel aufgeben.
Die große Bandbreite der Triennale spiegelt sich auch in den Preisträger-Arbeiten wider. An Dünen, Wellen, vom Wind verwehten Sand oder einen Seidenstoff erinnern die Radierungen von Juan Escudero, dem der erste Preis zuerkannt wurde.
Farbintensiver Siebdruck, Holzschnitte und Radierungen
Ann Aspinwall kreiert mit ihren farbintensiven Siebdrucken eine moderne Form des Landschaftsbilds, während die Drittplatzierte Christina Weyda in Holzschnitten und Radierungen das Wesen der Bäume ergründet. An den Werken beider Künstlerinnen klebten rote Punkte, kurz nachdem sich die Türen zur Ausstellung geöffnet hatten.
Eine lohnende Investition dürften auch die 120 Euro für eine der feinen Ätzradierungen aus Maikel Strickers Serie „Spiegelwelt“ sein. Der junge Kunststudent freute sich über den erstmalig verliehenen Förderpreis und gibt Anlass zu großen Hoffnungen.
Qualitätvolle Werke zu günstigen Preisen
Junge Kunstfreunde finden auf der Grafik-Triennale qualitätvolle Werke zu günstigen Preisen. 200 Euro kosten Johanna Ludwigs Linolschnitte, die an Tattoos erinnern. Die preisliche Spitze stellen mit 6000 Euro die raffinierten großformatigen Grafiken des Tschechen Simon Brejcha dar.
Mysteriös wirken die erzählerischen Arbeiten von Kai Spade, der sich durch eine virtuose Beherrschung traditioneller grafischer Techniken auszeichnet. Der Gegensatz zu Gunilla Jänichens plakativ-reduzierten farbigen Siebdrucken könnte größer nicht sein. Erschütternd sind Tarun Sharmas Darstellungen wohnungsloser Menschen, die der Inder in Mezzotintoarbeiten porträtiert. Träumerisch-surreal erscheinen die Arbeiten von Xenon Uddin aus Bangladesch.
Iraner schickt Werke per E-Mail
In der Tradition politischer Plakatkunst steht der iranische Grafiker Hossein Abdi. Er übermittelte seine Werke per E-Mail, der Kunstverein ließ sie in Deutschland drucken.
Das könnte Sie auch interessieren:
Auf der Empore sind die Arbeiten von Schülerinnen und Schülern zu sehen, die bei Druck-Workshops entstanden sind. Außerdem wird in Texten und Bildern an Josef Schmitz-Helbig, Gründungsmitglied des Frechener Kunstvereins und Initiator der Grafik-Triennale, erinnert, der erst vor wenigen Wochen 100 Jahre alt geworden wäre.
Die Grafik-Triennale im Stadtsaal Frechen, Kolpingplatz 1, läuft bis zum 22. August, geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen sind sonntags um 15 Uhr, Anmeldung erforderlich. Der Katalog (dt./engl.) kostet 15 Euro.