Hohe Nachfrage in Rhein-ErftBriketts sind heiß begehrt – Preise verdreifacht
Rhein-Erft-Kreis – Länger als 35 Jahre arbeitet Dieter-Karl Sogorski schon bei der Buir Bliesheimer Agrargenossenschaft. Doch ein Jahr wie dieses hat er noch nie erlebt. Außer Futtermittel, Saatgut, Düngemittel und Pflanzenschutzmittel hat die Genossenschaft in Nörvenich mit Niederlassungen in Pulheim und Gymnich auch Heizmittel im Angebot, Pellets zum Beispiel und Holz- und Kohlebriketts. Eigentlich: Denn an die Klütten ist zurzeit nicht mehr heranzukommen. Nur noch wenige der heiß begehrten Kohlebriketts liegen gebündelt bei der Genossenschaft auf Lager. „Die sind aber schon verkauft“, sagt Martin Lutschak.
Markt für Briketts leer gefegt
Auch er ist im Unternehmen für den Verkauf von Energien verantwortlich. „Der Markt für Briketts ist total leer gefegt“, berichtet er. Fast im Minutentakt bimmele im Büro das Telefon, wo seine Kollegen und er den Verkauf der Brennstoffe, aber auch aller anderen Verkaufsartikel managten.
„Die Nachfrage nach alternativen Brennstoffen ist enorm“, sagt Lutschak. Er bedauert, dass er die Kunden, die Briketts kaufen wollen, immer wieder nur vertrösten muss. „Einige Anrufer klingen schon verzweifelt“, schildert er. Genau wie seine Kollegen lässt auch Lutschak keine Möglichkeit unversucht, um noch irgendwie an die begehrten Brikettbündel heranzukommen. Und kaum geliefert, werde jede noch so kleine nachgelieferte Menge, nahezu direkt vom Lastwagen herunter weggekauft. „Aktuell habe ich aber nicht die Hoffnung, dass wir in diesem Jahr noch eine größere Lieferung Briketts bekommen“, sagt Lutschak bedauernd.
Anfragen für Kohlebriketts sogar aus dem Ausland
Was für viele schwer zu begreifen ist: Die Brikettfabrik in Frechen, die letzte in Westdeutschland, wird stillgelegt während buchstäblich vor den Werkstoren die Klütten tonnenweise verkauft werden könnten. „Wir könnten Kohlebriketts zurzeit Lkw-Weise verkaufen“, sagt Martin Lutschak. Anfragen gäbe es sogar aus Italien und Frankreich.
Jetzt gibt es nur noch ein Brikettfabrik in Ostdeutschland. „Das ist politisch offenbar so gewollt“, vermutet einer der Genossenschaftskollegen. Dass die Brikettfabrik Frechen Ende des Jahres endgültig schließt (bis dahin werden dort noch 3-Zoll-Briketts für die Industrie hergestellt, Anm. d. Red.), ist eine Etappe im Stilllegungsfahrplan, der sich aus dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz ergibt. Nur so sei es zu erklären, dass die Produktion von Briketts für die heimischen Öfen bereits im Februar, also weit vor Beginn der Heizperiode eingestellt wurde.
Nachfrage in Brühl enorm
Ganz ähnliche Erfahrungen macht auch Helga Meyer von der Brühler Mineralöl-GmbH. Mehrfach täglich riefen die Kunden an. „Die Nachfrage ist enorm“, sagt Meyer. Doch auch sie kann ihre Kunden nur vertrösten.
Derweil hat sich die Agrargenossenschaft für ihre Kunden nach Ersatzbrennstoffen umgesehen. Gerade neu im Programm ist die sogenannte raucharme Eierkohle, die im 25 Kilogramm-Sack beachtliche 23,50 Euro kostet.
Preise sind enorm gestiegen
„Die Preise für feste Brennstoffe sind zurzeit utopisch, und längst nicht nur die Preise für Brennholz gehen durch die Decke“, merkt Lutschak an. Tatsächlich wird Kohlebrikett aktuell auf verschiedenen Online-Plattformen sogar für vier Euro pro Kilogramm oder auch 58,55 Euro pro 25 Kilobündel angeboten.
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Auch bei der Buir Bliesheimer Genossenschaft haben sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. So liege der Preis für ein 25-Kilogramm-Bündel Kohlebrikett zurzeit bei 15 Euro. „Das gleiche Bündel haben wir im vergangenen Jahr hier noch für 5,50 Euro, bei Abnahme einer ganzen Palette sogar für fünf Euro verkauft“, berichtet er. Gleiches gelte für Pellets. 2021 habe der 15-Kilogramm-Sack noch 3,80 Euro gekostet. „Jetzt liegt der Preis bei 11,50 Euro.“ Vergleichszahlen für die Holzbriketts habe er nicht. Das Zehn Kilo-Bündel sei bei ihnen für 8,50 Euro zu haben. „Auch die Holzbriketts haben wir als alternatives Heizmittel extra mit ins Programm aufgenommen“, sagt Lutschak.