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Wirksame MittelDie Polizei in Rhein-Erft erklärt, wie man sich vor Einbrechern schützt

Lesezeit 6 Minuten
Ein Mann demonstriert in der polizeilichen Beratungsstelle, wie Einbrecher Fenster aufhebeln.

Ein Schraubenzieher reicht oft aus, um schlecht gesicherte Türen und Fenster aufzuhebeln.

Betroffene brauchen oft lange, um sich von einem Einbruch zu erholen. Experten wissen, wie man Kriminellen das Handwerk erschwert.

Allein die Vorstellung lässt erschauern: Einbrecher durchstöbern zu Hause die Schränke und dringen dabei tief in die Privatsphäre der Bewohner ein. Sie schrecken auf ihrer Suche nach Geld und Schmuck auch nicht vor den Wäschefächern zurück. Mit ihren Händen wühlen sie das Unterste nach oben. Damit nicht genug: Oft schmeißen sie die Unterwäsche und andere Kleidungsstücke quer durchs Zimmer.

Was für die Betroffenen dann aussieht wie purer Vandalismus, ist für die Polizei ein klassischer Tatort. Und direkt kommt dann auch schon die nächste subjektiv tief empfundene Peinlichkeit. Spurenermittler der Polizei untersuchen den Tatort – sehen das Chaos, nehmen Spuren auf, schreiben Notizen und machen Fotos, auch von der verstreuten Unterwäsche.

Die Polizei weiß von Fällen, wo Betroffene den Tatort vor dem Eintreffen der Ermittler sogar schon aufgeräumt haben. Davon raten die Ermittler allerdings ab. Zu viele Spuren und Hinweise auf die Täter könnten dadurch vernichtet oder verwischt werden. „Es gibt Opfer, die mussten nach einem Einbruch ihr Haus kernsanieren“, berichtet Volker Carlier von der Kriminalprävention.

Es gibt Opfer, die mussten nach einem Einbruch ihr Haus kernsanieren
Volker Carlier von der Kriminalprävention

Von einem anderen Opfer weiß er, dass die Familie sämtliche Möbel aus dem Schlafzimmer wegschmeißen und neu kaufen musste, nur um sich wieder halbwegs wohlfühlen zu können. Öfter komme es vor, dass Betroffene den kompletten Wäschebestand waschen müssten. Doch trotzdem dauere es mitunter noch Wochen und Monate, bis die Menschen nach einem Einbruch nachts wieder einigermaßen gut schlafen können und das Gefühl der Sicherheit halbwegs wieder da ist. „Vielen hilft es, ihr Haus oder ihre Wohnung einbruchssicher nachzurüsten“, erklärt Carlier.

Wenn diese neue Sicherheit eingebaut sei, dann komme oft auch die innere Ruhe bei den Opfern zurück. Anderenfalls rät Carlier den Betroffenen, den Opferschutz der Polizei zu kontaktieren. „Die wissen auf jeden Fall, wie und wo den betroffenen Menschen zusätzlich geholfen werden kann.“

Bei der Polizei in Bergheim und Hürth sind Beratungsgespräche möglich

Was jedoch die technische Sicherheit von Haus und Hof betrifft, da kennt sich Carlier aus. Der gelernte Tischlermeister ist bei der Polizei des Rhein-Erft-Kreises nämlich der Mann für die technische Beratung zur Sicherung von Häusern und Wohnungen. In den Ausstellungsräumen der Polizeibehörden in Hürth und Bergheim kann er den Teilnehmenden bei den Beratungsgesprächen sehr anschaulich verdeutlichen, wie sich Fenster und Türen durch zusätzliche Verriegelungssysteme einbruchsicherer nachrüsten lassen.

Krass ist der kurze Film, in dem er zeigt, wie schnell es den Einbrechern gelingt, ein Fenster ohne Sicherheitstechnik aufzuhebeln: „Dazu braucht ein Einbrecher in der Regel keine zehn Sekunden“, erklärt er. Ein klassisches Hebelgerät sei der 400-Millimeter-Spitzschraubenzieher. Anders sei die Sache bei Fenstern und Türen mit entsprechender Technik. Die hielten teils auch bei aktivem Dauerhebeln mehrere Minuten durch.

Carlier weist die Ratsuchenden auch immer wieder darauf hin, dass sie beim Kauf der Sicherheitstechnik auf nach DIN EN 1627 geprüfte einbruchshemmende Bauteile achten sollen. Er gibt aber auch ganz praktische Tipps: „Schalten sie das Licht und ruhig auch das Radio ein, wenn sie das Haus verlassen“, empfiehlt er. Hinweise auf Abwesenheit seien auch volle Briefkästen, stehengebliebene Mülltonnen und tagsüber heruntergelassene Rollladen. „Schaffen sie auch um ihr Haus herum nachts Helligkeit, um Tätern keine Möglichkeit der Deckung zu geben“, erklärt er. „Und lassen sie nie viel Bargeld und Schmuck im Haus.“

Absprachen mit den Nachbarn in der Urlaubszeit empfehlenswert

Insbesondere bei Kamerasystemen sei es wichtig, sich die Telefonnummern von Menschen – auch der Polizei – mit in den Urlaub zu nehmen, die im Ernstfall sehr schnell am Haus oder der Wohnung sind. Dank der Filmaufnahmen könne man anderenfalls zwar die Tat beobachten, doch nicht verhindern. Wirkungsvoll sei auf jeden Fall auch der wachsame Nachbar. „Etwa 50 Prozent aller geplanten Einbrüche können durch eine wachsame Nachbarschaft verhindert werden“, erklärt Volker Carlier.

Deswegen empfiehlt er, sich mit den Nachbarn abzusprechen, wenn man für ein paar Tage nicht zu Hause ist. Ganz falsch ist es jedoch zu denken, Einbrecher kommen nur nachts: „Einbrecher steigen zu jeder Tageszeit ein“, sagt der Fachmann. Häufig geschehe es sogar tagsüber, wenn die Bewohner „nur mal kurz weg“ sind.

Doch je mehr Menschen ihre Wohnung oder ihr Haus sicherheitstechnisch nach- oder aufrüsten, desto seltener kommen die Einbrecher an ihr Ziel. Alleine in NRW wurden der Polizei im vergangenen Jahr 27.016 Wohnungseinbrüche gemeldet. Dazu gehören auch die Einbruchsversuche von gut 46,3 Prozent. 828 Fälle entfielen davon bei 368 Versuchen im vergangenen Jahr auf den Rhein-Erft-Kreis.

Täter rauchten vor Ort offenbar Joints

Mit der Umstellung auf die Winterzeit und die damit beginnende dunklere Jahreszeit steigen die Einbruchszahlen. Allein im Oktober wurden der Polizei im Rhein-Erft-Kreis etwa 80 Einbrüche angezeigt, davon etwa 30 Versuche. Ein deutlicher Anstieg war in der ersten Hälfte des Novembers zu erkennen. Ganze Einbruchsserien meldeten betroffene Bürger aus Brühl und Hürth. Bei den Einbrechern handele es sich laut Polizei nach den aktuell vorliegenden Erkenntnissen häufig um ortsansässige Täter und Tätergruppen.

Und auch das gibt's: Anwohner aus Königsdorf berichten, dass es dort am letzten Oktoberwochenende wohl mehrere Einbrüche gegeben habe. Aufgebrochen worden sei unter anderem eine Zahnarztpraxis, am gleichen Wochenende habe es aber auch Einbrüche in mindestens zwei Restaurants im Ort gegeben. Noch heute spricht man in Königsdorf vor allen Dingen aber deswegen über die Taten, weil wohl an mehreren Tatorten der oder die Täter einen Joint geraucht haben sollen.


Tipps der Polizei zum Einbruchsschutz

Die Tricks der Einbrecher werden immer dreister: So sollen inzwischen immer wieder auch Fremde an Haustüren klingeln und kurz darauf verschwinden. Aus diesem Grund empfiehlt die Polizei: „Zeigen Sie sich – machen sie deutlich, dass Sie zu Hause sind.“ Dazu müsste die Haustüre gar nicht geöffnet werden. „Schalten sie das Licht im Treppenhaus ein – lassen sie die Musik laufen.“

Möglicherweise reiche das schon aus, um mögliche Einbrecher abzuhalten oder zu verscheuchen. Sowieso sollten die Bewohner die Haustüren nicht bei jedem Klingeln öffnen. „Schauen sie einfach aus dem Fenster und fragen, wer da draußen steht“, rät Volker Carlier. Am liebsten wäre es den Beamten, dass jede Haustüre mit einem Türzusatzschloss ausstaffiert ist, mit Sperrbügel, damit sich die Haustüre zunächst nur eine Spaltbreite öffnen lässt. Die Experten der Kriminalprävention raten auch: „Wählen Sie beim geringsten Verdacht, dass Kriminelle vor oder an Ihrem Haus sind, die 110 und teilen Sie der Polizei Ihre Beobachtungen mit oder stellen Sie, sofern vorhanden, den Ermittlern die Aufzeichnungen Ihrer Überwachungskamera zur Verfügung.“

„Schließen Sie Ihre Haustür ab und verschließen Sie die Fenster, sobald Sie ihr Zuhause verlassen. Öffnen Sie in Mehrfamilienhäusern niemals die Haustür aus der Wohnung heraus, ohne zu wissen, wer klingelt. Schützen Sie Ihr Zuhause mit Sicherungstechnik, dazu gehören mechanische Sicherungen sowie elektronische Helfer.“